
Interview | Jens Baxmann Ex-Spieler Jens Baxmann im Interview: "Eisbären haben alles, um die Meisterschaft zu gewinnen"
Durch den Sieg am Dienstagabend gegen Straubing stehen die Eisbären Berlin souverän im DEL-Halbfinale. Wer dort wartet, ist aktuell noch unklar. Im Interview spricht Ex-Spieler Jens Baxmann über die Berliner Titelchancen und verrät sein Playoff-Ritual.
rbb|24: Mit 4:1 haben sich die Eisbären gegen Straubing durchgesetzt und stehen dadurch als erstes Team im Playoff-Halbfinale. Wie haben Sie die Spiele der Serie verfolgt?
Jens Baxmann: Ich habe nicht jedes Spiel im Fernsehen geschaut. Ich denke aber, dass Berlin verdient weitergekommen ist. 4:1 spricht erstmal eine deutliche Sprache, aber das ein oder andere Spiel war schon sehr eng. Straubing war ein schwerer Gegner. Sie haben den Eisbären alles abverlangt. Aber die Eisbären sind mir ihrer Leistung und Qualität, die sie im Kader haben, verdient weitergekommen.
War der Leistungsunterschied zwischen den Teams Ihrer Meinung nach auch so souverän wie es das Ergebnis vermuten lässt?
Ich finde persönlich nicht, dass es so deutlich war. Die Spiele hätten teilweise auch in die andere Richtung gehen können. Straubing hat zum Ende der Saison, in der sie jetzt nicht ihre beste Hauptrunde gespielt haben, wieder die Form gefunden.
Bei den anderen Paarungen geht es deutlich enger zu: Ingolstadt müht sich gegen Nürnberg, Bremerhaven und München stehen sogar vor dem Aus. Was macht die Playoffs so besonders?
Die Intensität ist in den Playoffs nochmal höher, jeder wirft alles in die Waagschale. Die Checks werden noch häufiger zu Ende gefahren, die Torhüterleistungen sind sehr entscheidend. Es sind Kleinigkeiten, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Die Special Teams müssen gut funktionieren, das Überzahl- und das Unterzahlspiel. Das sind Knackpunkte, die dir mal ein Spiel gewinnen können, obwohl du nicht die bessere Mannschaft warst – gerade zur schönsten Zeit des Jahres im Eishockey, den Playoffs. Wenn man eine Mannschaft hat, die in Topform ist und auf einer Erfolgswelle surft, dann haben auch die vermeintlich kleineren Teams die Möglichkeit zu gewinnen.
Wie schätzen Sie die aktuelle Form der Eisbären mit Blick auf die Mission Titelverteidigung ein? Welche Spieler tragen die Mannschaft aktuell besonders?
Es freut uns als Kooperationspartner, die Lausitzer Füchse, natürlich besonders, dass Jonas Stettmer im Tor eine herausragende Serie gespielt hat. Er hat in den letzten zwei Jahren bei uns viel Spielpraxis gesammelt. Das ist ein Paradebeispiel: Viele junge Spieler sind diesen Weg gegangen und sind jetzt DEL-Stammspieler oder Nationalspieler. Das zeigt, dass das System Früchte trägt. Ansonsten ist der Kader der Berliner sehr gut besetzt. Ty Ronning, Leo Pföderl, da brauchen wir gar nicht drüber zu reden, auch Marcel Noebels – das sind alles wichtige Spieler. Die Eisbären haben alles im Kader, was es braucht, um erfolgreich zu sein.
Wer wäre für die Eisbären in der Halbfinal-Serie der dankbarste Gegner?
So etwas gibt es in den Playoffs nicht. Berlin hat den Anspruch, die Meisterschaft zu gewinnen. Das ist jedes Jahr das Ziel, mit dem man in die Saison geht. Dafür tun die Eisbären auch alles. Die Rahmenbedingungen sind perfekt: Sie haben eine große Unterstützung durch die Fanbase und der Spielerkader ist der beste der Liga. Manchmal ist es aber auch wie im Poker. Nur weil man Ass und König auf der Hand hat, heißt es nicht gleichzeitig, dass man damit gewinnt. Ich glaube, Berlin hat aber alles, um die Meisterschaft zu gewinnen. Es ist aber noch ein weiter Weg.

Den Gang in die Kurve und das Abklatschen mit dem Gegner gibt es in den Playoffs erst nach dem Ende jeder Serie und nicht – wie üblich - nach jeder Partie. Manche Spieler rasieren sich in den Playoffs nicht. Wie abergläubisch sind Sie?
Das ist gang und gäbe, dass man sich im Eishockey in den Playoffs nicht rasiert. Nach dem Motto: Wer rasiert, verliert. Jeder Spieler hat auch individuelle Rituale. Bei dem einen Spieler wird zuerst der linke Schlittschuh angezogen, ein anderer tapt den Schläger plötzlich in jeder Drittelpause. Wir, André Rankel und ich, haben uns damals ein absolutes Alkoholverbot erteilt, weil wir gesagt haben, dass das unsere Mission ist und wir alles dem maximalen Erfolg unterordnen. Da haben wir in den Playoffs keinen Schluck Alkohol getrunken. Das haben wir auch gnadenlos durchgezogen, weil es uns wichtig war. Umso mehr haben wir uns gefreut, wenn wir dann Meister geworden sind.
Ein letzter Blick in die Glaskugel: Wie geht die Saison für die Eisbären aus?
Das lässt sich schwer seriös beantworten. Ich bin auch kein Hellseher. [lacht] Es ist alles da, um am Ende wieder ganz oben zu stehen. Ein Quäntchen Glück gehört aber auch dazu. Manche Dinge kannst du nicht beeinflussen, wie beispielsweise Schiedsrichterleistungen oder Verletzungen. Grundsätzlich sind die Eisbären in einer sehr guten Ausgangslage und definitiv wird kein anderer gern gegen Berlin spielen wollen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Patrick Richter, rbb Sport.
Sendung: rbb24 Inforadio, 26.03.2025, 12:15 Uhr