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Cottbus verliert gegen Osnabrück Energie-Niederlage in der Analyse: "Ruhe bewahren und jetzt erst recht!"
Energie Cottbus hat durch eine 1:2-Heimniederlage die Tabellenführung in der 3. Liga verloren. Die Pleite war vermeidbar, sollte aber keine Panik bei den Fans auslösen. Die großen Spiele kommen erst noch. Von Fabian Friedmann
Fußball-Drittligist Energie Cottbus hat gegen den VfL Osnabrück eine empfindliche 1:2-Heimniederlage einstecken müssen. Empfindlich vor allem aus zwei Gründen: Es war die erste Pleite in der laufenden Drittliga-Saison im heimischen Stadion seit dem 1. Spieltag und dazu kostete sie die Tabellenführung. Konkurrent Dynamo Dresden hat die Lausitzer Vorlage genutzt und ist durch einen 3:0-Heimsieg gegen Verl vorbeigezogen.
Das sind zunächst die leidigen Fakten des 26. Spieltags aus Sicht von Energie Cottbus. Doch trotz des negativen Trends sollte sich der Aufsteiger weiterhin auf seine Stärken besinnen, denn diese waren auch gegen die Mannschaft der Stunde aus Osnabrück abermals sichtbar, wenn auch mit leichten Abstrichen in der B-Note.
Die vier Erkenntnisse aus der Niederlage gegen Osnabrück.
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1. Der Gegner hatte das Momentum
Der VfL Osnabrück ist momentan die Mannschaft der Stunde der 3. Liga. Durch den Sieg bei Energie bleibt das Team zum neunten Mal in Folge ungeschlagen. Seitdem Trainer Marco Antwerpen im Dezember 2024 auf den Trainerstuhl des Absteigers gerückt ist, spielt der VfL wie ausgewechselt.
Aber: "Es war ein 50:50-Spiel auf Augenhöhe", sagte der Ex-Cottbuser Maximilian Zimmer am rbb-Mikrofon nach Spielschluss. Heißt: Cottbus war zu jeder Zeit ebenbürtig. Man kann solche Spiele gegen einen Gegner, der das positive Momentum auf seiner Seite hat, auch mal verlieren, vor allem wenn das Spielglück ausbleibt und darüber hinaus eine unglückliche Schiedsrichterleistung nicht in die Karten von Energie spielt.
Denn sowohl das 0:1 durch eine vermeintliche Abseitsstellung, als auch der entscheidende Elfmeter zum 1:2 waren höchst strittig. Ob Tolcay Cigerci Gegenspieler Niklas Niehoff tatsächlich innerhalb des Strafraums traf, konnte auch das minutenlange Videostudium nach Spielschluss nicht eindeutig klären. Fortuna war in dieser Situation eindeutig auf Seiten des VfL. In solchen 50:50-Spielen entscheiden manchmal ebenjene Nuancen, diesmal mit dem unglücklichen Ende für Energie.
"Es war klar, dass auch mal eine Niederlage kommt. Nach vier Spieltagen hatten wir drei Punkte. Das sollte man nicht vergessen", sagte Trainer Claus-Dieter Wollitz und verwies darauf, dass man als Aufsteiger nach wie vor eine gewisse Demut an den Tag legen müsse.
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2. Moral und offensive Spielstärke sind weiterhin vorhanden
Energie geriet bereits in der sechsten Spielminute durch das Tor von Osnabrücks Stürmer Marcus Müller in Rückstand. Aber Cottbus zeigte sofort eine Reaktion, bespielte konsequent die anfällige, rechte Abwehrseite des Gegners, kam über jenen Flügel zur Elfmetersituation und zum Ausgleich durch Tolcay Cigerci.
Nach einer traumhaften Kombination, diesmal über die rechte Seite, hätte Axel Borgmann in der 32. Minute sogar auf 2:1 stellen müssen, aber sein freier Abschluss aus zehn Metern strich knapp am Pfosten des VfL-Gehäuses vorbei. Fünf Minuten später hätte es Lucas Copado besser machen können, aber Energies Offensivmann bekam den Ball freistehend ebenfalls nicht über die Linie gedrückt.
Beide Großchancen hatte sich Energie nach Ballgewinn und starkem Umschaltspiel herausgearbeitet. Einziges Manko an diesem Tag: die Chancenverwertung. Gleiches bemängelte auch Claus-Dieter Wollitz, der das Offensivspiel grundsätzlich positiv sah, wobei ihm seine Mannschaft kurz nach der Pause zu passiv agierte, weshalb man vor dem 1:2 die Spielkontrolle aus der Hand gegeben hatte. Hier gilt es für Energie in den kommenden Spielen gegenzusteuern.
3. Der Kader hat genug Tiefe
Personell war es für Energie keine leichte Partie. Stürmer Erik Engelhardt stand erneut in der Startelf für den nach wie vor nicht zu 100 Prozent genesenen Torjäger Timmy Thiele. Der Ex-Osnabrücker war bemüht im Angriffszentrum, blieb aber glück- und torlos. Wollitz reagierte und brachte nach gut einer Stunde Thiele und Phil Halbauer in die Partie. Beide Offensivkräfte strahlten sofort Torgefahr aus. Halbauer durch seine gefährliche Flankenläufe, während Thiele in der 69. Minute mit seinem Abschluss aus kurzer Distanz nur knapp an Osnabrücks Torhüter scheiterte.
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Bereits in der 52. Minute musste Schlüsselspieler Dominik Pelivan verletzungsbedingt das Feld verlassen, für ihn kam Joshua Putze in die Partie, der Pelivan positionsgetreu im defensiven Mittelfeld und ohne sichtbaren Leistungsunterschied vertrat.
Diese Personalien zeigen: Cottbus hat die Tiefe im Kader, kann Impulse von der Bank setzen und Leistungsträger adäquat ersetzen. Dennoch wäre ein Timmy Thiele in Top-Form mit Sicherheit ein wichtiger Faktor im Aufstiegsrennen. In dieser Saison hat der 33- Jährige schon elf Tore und sieben Vorlagen auf seinem Konto.
4. Die wichtigen Spiele kommen noch
Die Niederlage gegen den VfL Osnabrück und der Verlust der Tabellenführung schmerzen zwar, aber die direkten Duelle gegen weitere Aufstiegsaspiranten kommen erst noch - allen voran nächste Woche gegen den Drittplatzierten 1. FC Saarbrücken.
Die treuen Energie-Fans werden die Mannschaft am kommenden Samstag mit Sicherheit wieder äußerst zahlreich und bedingungslos unterstützen, trotz der beachtlichen 730 Kilometer Anfahrt. Trainer Claus-Dieter Wollitz gab bereits nach Spielschluss am rbb-Mikrofon die Marschrichtung für die Partie vor: "Ruhe bewahren und jetzt erst recht!"
Sendung: rbb24, 01.03.2025, 22 Uhr