Missbrauchs-Verfahren Deutscher Trainer von Special Olympics World Games in Berlin ausgeschlossen

Stand: 22.06.2023 16:17 Uhr

Die Special Olympics Deutschland haben einen Trainer aus ihrer Delegation ausgeschlossen, nachdem ein laufendes Gerichtsverfahren gegen ihn bekannt wurde. Der Grundschullehrer wird des mehrfachen sexuellen Missbrauchs beschuldigt.

Die Special Olympics Deutschland haben nach Informationen von rbb|24 einen Radsport-Trainer mit sofortiger Wirkung für die derzeit laufenden World Games in Berlin aus ihrer Delegation ausgeschlossen. Gegen den 55 Jahre alten Grundschullehrer aus Strausberg (Märkisch-Oderland) läuft derzeit ein Prozess vor dem Landgericht Frankfurt (Oder), in dem er des mehrfachen sexuellen Missbrauchs von Schülerinnen beschuldigt wird. Special Olympics Deutschland hat nach eigenen Angaben erst am Mittwoch von den Anschuldigungen erfahren und dann sofort reagiert.

Vorwürfe wurden nach rbb-Recherchen bekannt

Der beschuldigte Lehrer aus Brandenburg ist neben seiner Tätigkeit als Trainer auch der Vater eines Teilnehmers bei den World Games in Berlin. Im Rahmen von rbb-Recherchen war aufgefallen, dass der Trainer zugleich Angeklagter in einem Strafprozess ist. Daraufhin hatte der rbb Special Olympics Deutschland mit den Vorwürfen konfrontiert.
 
Danach habe man unverzüglich reagiert, teilte der Verband dem rbb am Donnerstag mit. Noch am Mittwoch habe man Delegationsleiter Tom Hauthal, den Präventionsbeauftragten Keren Vogler sowie das zuständige Präsidiumsmitglied Thomas Gindra informiert. Außerdem habe es ein persönliches Gespräch mit dem Beschuldigten gegeben, dem daraufhin die Akkreditierung entzogen wurde und der das Teamhotel verlassen musste. Bis zum Abschluss des Gerichtsverfahrens sei der Trainer nun von jedweder Aktivität bei Special Olympics in Deutschland ausgeschlossen.
 
Die Teamverantwortlichen verwiesen auf ihre umfangreichen Präventionsmaßnahmen. Unter anderem habe man im Dezember 2022 das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis des Mannes überprüft, der zudem im März eine Ehrenerklärung unterschrieben habe. Das sei für alle Trainer verpflichtend. Vorstrafen werden jedoch erst ab rechtskräftiger Verurteilung in das Führungszeugnis eingetragen, weshalb das laufende Verfahren gegen den Trainer daraus nicht hervorgegangen war.

Das Gebäude des Land- und Amtsgerichtes. (Foto: dpa)
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29 Handlungen des sexuellen Missbrauchs werden verhandelt

Gegenstand des Prozesses gegen den ausgeschlossenen Trainer sind 29 Handlungen zwischen August 2018 und März 2022, bei denen der ehemalige Lehrer laut Staatsanwaltschaft Schülerinnen missbraucht haben soll. Mehrfach soll er die Kinder sogar während des Unterrichts auf seinen Schoß gezogen und dann unter dem T-Shirt berührt haben.
 
Laut Staatsanwaltschaft wird ihm unter anderem vorgeworfen, die Brüste eines unter 14 Jahre alten Mädchen im Klassenraum sowie im Umkleidezimmer der Sporthalle geknetet zu haben. Einem Mädchen soll er in den Intimbereich gefasst haben. Gegen den 55-Jährigen sprach die Kammer des Landgerichts bereits vor der Verhandlung ein vorläufiges Berufsverbot aus.

Neustart des Prozesses für November geplant

Auf Anfrage von rbb|24 erklärte das Landgericht Frankfurt (Oder) am Donnerstag, dass dieses Verbot explizit für die Lehrtätigkeit des Beschuldigten gelte. Auswirkungen auf seine Trainertätigkeit bei den Special Olympics hätte es somit keine gehabt. Das Landgericht gab auch an, dass der im Mai gestartete Gerichtsprozess wegen Krankheit eines Richters ausgesetzt wurde. Ein Neustart des Prozesses ist für den 6. November dieses Jahres geplant.


 
Auf telefonische Anfrage des rbb wollte sich der Beschuldigte weder zu den Vorwürfen noch zu seinem Ausschluss von den Special Olympics äußern. Vor Gericht hatte er die Vorwürfe bestritten und seine Verteidigerin einen Freispruch als Ziel ausgegeben. Im Falle einer Verurteilung droht dem Mann eine mehrjährige Freiheitsstrafe.

Sendung: rbb24, 22.06.2023, 18 Uhr