Lucas Copado im Trikot des FC Energie Cottbus (Quelle: IMAGO / Steffen Beyer)

Interview | Lucas Copado Cottbus-Stürmer Copado: "Es bringt dir nichts, das ganze Jahr oben zu sein, wenn du am Ende verkackst"

Stand: 19.02.2025 10:52 Uhr

Lucas Copado ist einer der Shootingstars des FC Energie Cottbus. Im Interview spricht der 21-jährige Flügelstürmer des Drittliga-Spitzenreiters über seine lehrreiche Zeit beim FC Bayern, väterlichen Rat und eine mögliche Zweitliga-Saison mit "Pele" Wollitz.

rbb|24: Lucas Copado, durch den 1:0-Sieg gegen den SC Verl hat der FC Energie Cottbus das mannschaftsinterne Saisonziel von 45 Punkten offiziell übertroffen. In diesem Sinne: Glückwunsch zum Klassenerhalt!
 
Lucas Copado: (lacht) Dankeschön.
 
Können Sie sich überhaupt an die bislang letzte Niederlage erinnern?
 
Das müsste in Essen gewesen sein, wo wir ein wirklich schlechtes Spiel gemacht haben [am 2. November 2024 verlor der FC Energie Cottbus mit 0:4 bei Rot-Weiss Essen; Anm. d. Red.]. Das war uns aber relativ egal. Wir haben danach einfach weitergemacht und so Fußball gespielt, wie wir spielen wollen. Man kann nicht immer gewinnen. Seitdem ist es uns gut gelungen, wir sind jetzt seit elf Liga-Spielen ungeschlagen.

Maximilian Krauß schießt Cottbus zum Sieg gegen Verl (imago images/Matthias Koch)
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Die bisherige Saison des FC Energie gleicht einem einzigen Rausch: Nach dem ersehnten Aufstieg in die dritte Liga marschiert das Team in Richtung zweiter Bundesliga durch. Sie stehen 14 Spieltage vor dem Saisonende an der Spitze - mit neun Punkten Vorsprung auf Platz 4. Sie liefen in 21 von 22 möglichen Spielen auf, zählen zum Stammpersonal von Trainer "Pele" Wollitz und konnten schon fünf Tore und vier Vorlagen beisteuern.
 
Es hätte kaum besser laufen können. Im Sommer habe ich mich mit meinem Berater-Team und meinem Dad zusammengesetzt, nach einer Lösung gesucht und mit Cottbus eine sehr gute gefunden. Ich bin sehr froh über diesen Schritt und sehr glücklich mit meiner Zeit hier.
 
Am Anfang habe ich etwas Zeit gebraucht, um richtig anzukommen – auch weil ich in Österreich für längere Zeit kaum gespielt habe [Copado wurde Ende August vom Linzer ASK an Energie Cottbus verliehen; Anm. d. Red.]. Ich habe also ein paar Spiele gebraucht, um wieder Kraft zu tanken und über die vollen 90 Minuten laufen zu können. In Cottbus habe ich wieder zu alter Stärke gefunden.
 
Auch Ihr Vater Francisco attestierte Ihnen vor wenigen Wochen im rbb-Interview eine positive Entwicklung im Energie-Trikot. Wie muss man sich den Austausch im Hause Copado vorstellen? Hören Sie immer auf seine Ratschläge oder sind Sie die alten Geschichten aus seiner Profi-Karriere leid?
 
Bei uns ist Fußball klar das Hauptthema. Wir leben für den Fußball – er auch nach seiner aktiven Zeit immer noch. Wir diskutieren über absolvierte Spiele und schauen auf die nächsten Aufgaben und Ziele voraus. Er gibt mir Tipps, welche Situationen ich besser hätte lösen können, was schon gut war und woran ich noch arbeiten muss. Über solche Sachen reden wir Tag für Tag, auch wenn es sich mal wiederholt. So hat man es ja auch schon in der Schule gelernt: Man muss die Dinge wiederholen, um sie endlich zu verstehen. (lacht)
 
Er erzählt aber auch immer wieder von den alten Zeiten: Zum Beispiel von einem Tor, das er für Mallorca gegen die zweite Mannschaft von Real Madrid geschossen hat, als er den Ball in den Winkel geknallt hat. Diese Geschichte liebt er. Und jetzt, wo wir auf einem Aufstiegsplatz stehen, sagt er immer wieder, dass es das Schönste ist, mit einer Mannschaft aufzusteigen; die Wertschätzung des gesamten Teams in der Stadt. Das sind, sagt er, unvergessliche Momente, die man sammeln kann.

Lucas Copado im Stadion der Freundschaft (Quelle: IMAGO / Fotostand)

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In der Jugend haben Sie jahrelang für den FC Bayern München gespielt. Unter dem heutigen Nationaltrainer Julian Nagelsmann debütierten Sie in der Saison 2021/22 in der Bundesliga und waren Teil der Meistermannschaft. Hasan Salihamidžić, Ihr Onkel, war zu jener Zeit Sport-Vorstand beim FCB.
 
An Bayern habe ich sehr viele Erinnerungen. Ich habe über sieben Jahre für den Verein gespielt und dort viele Freunde gefunden. Wir sind viel gereist, haben viele neue Städte und Orte kennengelernt. Die Zeit mit den Profis war etwas Besonderes: Mit 16 habe ich mein erstes Testspiel machen dürfen, habe mich dann aber leider verletzt und musste mich wieder herankämpfen. In den Trainingseinheiten mit den Profis – mit Lewandowski, Müller, Kimmich, Musiala – konnte man immer extrem viel lernen.
 
Zu Aleks Pavlović hatte ich immer einen guten Draht, mit Phonzie [Alphonso Davies; Anm. d. Red.] und Jamal [Musiala; Anm. d. Red.] habe ich mich im Training immer gut verstanden. Vor allem hatte ich natürlich mit den Spielern in meinem Alter zu tun, weil ich immer im Wechsel mit der ersten und zweiten Mannschaft trainiert habe. Ich bin dann zwar über Österreich meinen Weg nach Cottbus gegangen, aber noch mit vielen von den Jungs aus dieser Zeit sehr eng.

Es wäre eine sehr verlockende Option, mit Cottbus den nächsten Schritt in einer Liga höher zu gehen.

Im April stehen für Cottbus unter anderem noch die Drittliga-Auswärtsspiele beim TSV 1860 München und bei der SpVgg Unterhaching an. Sie sind in München auf die Welt gekommen, haben in der Jugend nicht nur für den FC Bayern, sondern auch für Haching gekickt. Sind das für Sie persönlich zwei Highlight-Spiele?
 
Für "Sechzig" habe ich sogar auch gespielt. Das ist aber ein Jahr, das irgendwie aus meiner Vita gestrichen wurde. (lacht) Das sind zwei Spiele, auf die ich mich sehr freue, weil ich dann wieder in der Heimat spielen darf. Ich habe auch schon viele Nachrichten bekommen, muss einige Tickets besorgen. Vor allem freue ich mich darauf, im Grünwalder Stadion gegen "Sechzig" zu spielen. Mit Bayern haben wir jahrelang dort gegen sie gespielt. Auch an das Hachinger Stadion habe ich viele gute Erinnerungen. Haching war ja auch der erste Verein, in dem ich richtig mit dem Fußballspielen angefangen habe. Es ist das Schönste, vor der ganzen Familie und Freunden spielen zu dürfen.

Francisco Copado (imago images/Eibner)
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"Pele" Wollitz hat vor der Saison angekündigt, seine Trainer-Laufbahn nach dieser Spielzeit beenden zu wollen. Im Falle eines Aufstiegs ist es aber nur schwer vorstellbar, dass er seine Trillerpfeife dann tatsächlich an den Nagel hängt. Haben Sie sich schon Gedanken über Ihre sportliche Zukunft gemacht?
 
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass "Pele" noch weitermacht. Es läuft aktuell einfach super, da ist es denkbar, dass er sagt: Komm, ein Jahr mache ich noch mit! Und zu mir: Cottbus hat schon zum Ausdruck gebracht, dass sie mich gerne halten wollen. Ich habe mich dazu noch nicht geäußert, weil ich diese Saison erstmal zu Ende spielen und voll darauf fokussieren möchte. Es liegt nicht allein in meiner Hand, wie es im Sommer weitergeht. In Linz bin ich noch drei Jahre vertraglich gebunden und ich weiß nicht, wie dort die Planungen aussehen. Ich mische mich da nicht ein, darum kümmern sich mein Berater-Team und mein Dad.
 
Klar ist aber auch, dass es eine sehr verlockende Option wäre, mit Cottbus den nächsten Schritt in einer Liga höher zu gehen. Ich bin jetzt ein gestandener Spieler in dieser Mannschaft, kenne hier alles: das Trainer-Team, das Umfeld, die Fans.
 
Und so langsam kann die Lausitz in die Aufstiegsplanung gehen.
 
Wir stehen vor wichtigen Wochen. Die wichtigen Spiele kommen jetzt zum Schluss. Es bringt dir nichts, das ganze Jahr oben zu sein, wenn du am Ende verkackst.
 
Vielen Dank für das Gespräch!
 
Das Interview führte Anton Fahl, rbb Sport.