
Volleyball-Bundesliga BR Volleys starten in spannende Playoffs - dank Lüneburg
Die BR Volleys starten am Sonntag gegen die Netzhoppers in die Playoffs. Die Meisterschaft ist das erklärte Ziel. Doch die Konkurrenz ist diesmal stark.
Deutscher Meister? Das werden die BR Volleys. Oder vielleicht doch nicht? Nach acht Titeln in Folge scheint der Rekordmeister diese Saison der 15. Meisterschaft entgegenzueilen. Doch der Finalgegner könnte in diesem Jahr einen anderen Namen tragen. Die SVG Lüneburg könnte als Volleys-Dauerrivale Friedrichshafen im Endspiel ablösen.
Netzhoppers als willkommener Playoff-Einstieg
Bevor es so weit ist, profitieren die BR Volleys profitieren als Tabellenerster erstmal vom Turnierbaum. Im Viertelfinale gegen die achtplatzierten Netzhoppers ist die Fahrzeit minimal. Theoretisch könnte die Mannschaft auch mit der S46 oder einer der Regionalbahnen nach Königs Wusterhausen fahren und sieben Minuten zu Fuß zur Paul-Dinter-Halle laufen. "Mit dem Lokalderby sind wir zufrieden. So können wir hoffentlich ein bisschen mehr und konstanter trainieren", sagt BRV-Geschäftsführer Kaweh Niroomand. Zuletzt kämpfte das Team über Wochen vor allem mit einer Grippe- und Erkältungswelle. Trainer Joel Banks fiel erst letzte Woche für ein paar Tage aus.
Im Halbfinale geht es gegen die WWK Volleys Herrsching (4.) oder die Helios Grizzlys Giesen (5.). Beide sind für die Volleys machbare Gegner. Die ernsthafte Konkurrenz, die SVG Lüneburg und der VfB Friedrichshafen, wurden in die andere Hälfte des Turnierbaums sortiert.
Lüneburg löst Friedrichshafen ab
War Friedrichshafen bisher die klare Nummer zwei hinter Berlin, deutet sich inzwischen eine Ablösung an. Lüneburg gewann in der Hauptrunde 3:1 und 3:2 gegen die Häfler. Nicht nur sportlich, sondern auch im Hintergrund hat sich etwas getan. "Was deutlich zu sehen und auch anerkennenswert ist, ist die infrastrukturelle Entwicklung, die man in Lüneburg in den letzten Jahren vorgenommen hat. Die haben eine sehr schöne Halle gebaut, die auch sehr gut gefüllt ist. Die Stimmung dort ist fabelhaft", sagt Kaweh Niroomand. Beim Zuschauerschnitt sind die "LüneHünen"(2.915) bereits Zweiter hinter Berlin (4.362).
Doch: "Die Konstanz einer Mannschaft an der Spitze der Tabelle zeigt sich immer über einen längeren Zeitraum. Ich weiß nicht, ob eine Saison das aussagen kann – selbst wenn eine Meisterschaft dabei rauskommt", so Niroomand. In die Zukunft gedacht: "Wenn Lüneburg 15 Mal deutscher Meister wird, ist das eine Ablösung der BR Volleys." Doch schon jetzt ist bekannt, dass es in Lüneburg nach der Saison wieder einen großen Kaderumbruch geben wird. "Es gehen nicht nur zwei Spieler in Lüneburg, sondern zehn. Und das passiert dort jedes Jahr. Wenn sie sportliche Konstanz wollen, müssen sie sich anders aufstellen."
Der Kopf spielt nicht immer mit
Aber auch die BR Volleys haben diese Saison ihre eigenen Baustellen. Sie gewannen zwar 23 von 24 Liga-Spielen, brachen jedoch während einiger Spiele im zweiten Satz ein. "Wir fangen sehr gut an und spielen den Gegner an die Wand. Dann kommt ein kurzer Widerstand auf einer Rotation und wir fangen an, uns zu verlieren", sagt Kaweh Niroomand und nennt als Beispiel das Pokalfinale gegen Düren, das "auch beinahe schiefgegangen" wäre. "Wir sind einfach zu leicht durch diese Saison gegangen und haben verlernt, mit Widerständen umzugehen." Als bittere Konsequenz schieden die Berliner in der Champions League gegen Lüneburg aus und verpassten die Runde der besten Acht.
"Lüneburg zeichnet diese Saison aus, dass sie geduldig weiterspielen und sich nicht von ihrer Linie abbringen lassen", sagt Niroomand über den Tabellenzweiten. Fehlt den Berlinern also ein Spieler wie SVG-Kapitän Theo Mohwinkel, der als 22-Jähriger sein Team in solchen Situationen immer wieder laut pusht? Nicht unbedingt, sagt der Volleys-Geschäftsführer: "Nach der Ära mit Benjamin Patch und Sergei Grankin [Anm. d. Red.: beide gingen 2022] haben wir nie den einen Spieler gehabt, sondern das immer im Kollektiv geschafft. Das muss auch so bleiben und ist gut so. Wir haben mit Ruben Schott schon einen Leader, der aber ein Leader leiserer Töne ist."
Lüneburg kennt Berlins Schwächen
Nicht ganz so ruhig ist Volleys-Diagonalangreifer Jake Hanes. Der US-Amerikaner ist nicht nur Berlins bester Scorer, sondern auch emotionalster Spieler. "Er geht auf dem Feld total auf. Viel mehr, als man es ihm sonst ansehen würde. Jake ist derjenige, der durch Einzelaktionen eine Trödelphase der Mannschaft ganz gut durchbrechen kann", sagt Kaweh Niroomand über den Diagonalangreifer.

BR Volleys-Spieler Jake Hanes und Ruben Schott jubeln im Pokalfinale
Diese Energie kann allerdings auch umschlagen und das hat Lüneburg für sich erkannt: "Er wird mit dem Wissen provoziert, dass er dadurch Fehler macht und seine Disziplin verliert." Bei der 2:3-Liganiederlage in Lüneburg sah Hanes die gelb-rote Karte, nachdem er, um einen Ball zu retten über die Bande sprang und dabei einen freiwilligen Helfer mit dem Fuß am Kopf traf und später den Schiedsrichter beleidigte. Als Folge wurde er von der Liga für ein Spiel gesperrt. "Er muss jetzt natürlich aufpassen, weil er auf dem Radar des Schiedsrichters ist. Eine weitere Strafe könnte folgenreiche Konsequenzen für uns haben", sagt Niroomand.
Niroomand erwartet schwere Finalserie
Für die Finalserie geht der BRV-Geschäftsführer von mehr als drei Spielen aus: "Ich bin immer pessimistischer als die allgemeinen Prognosen. Ich denke, es wir eine so schwere Serie wie im letzten Jahr." Da verloren die Berliner die ersten beiden Spiele gegen Friedrichshafen und starteten dann ihr Comeback. "Ich würde mir erstmal wünschen, dass wir über die nächsten Spiele die Konstanz reinkriegen. Egal gegen wen. Wir müssen wieder dahin kommen, dass wir ein Spiel von A bis Z vernünftig spielen. Dann bin ich auch ganz optimistisch."
Den ersten Schritt in Richtung Finale können die BR Volleys am Sonntag, 23. März, ab 15 Uhr gegen die Netzhoppers in der Max-Schmeling-Halle machen.
Sendung: rbb24, 22.03.2025, 21:45 Uhr