Interview | Boxer Marco Huck Boxer Marco Huck im Interview: "Ich habe es einfach durchgezogen – und mit gebrochener Hand gewonnen"
Der ehemalige Weltmeister Marco Huck stand am Samstag in Berlin erstmals nach vier Jahren wieder für einen Kampf im Boxring. Im Interview spricht er über seine Ambitionen, eine besondere Marke, prägende Worte von Ulli Wegner und die Nationalelf.
rbb|24: Herr Huck, herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Comeback im Boxring. Sie haben danach mitgeteilt, dass Sie aufgrund einer Trainingsverletzung mit gebrochener Hand in den Kampf gegen den Griechen Evgenios Lazaridis gegangen sind. Wie geht's Ihrer rechten Hand zwei Tage später?
Marco Huck: Um ehrlich zu sein: beschissen. Es tut wirklich sehr weh. Mein Bruder (und Manager Kenan Hukić; Anm. d. Red.) hat mich kurz vor dem Kampf für verrückt erklärt. Er meinte: "Dir ist klar, dass das keiner machen würde." Es haben sich aber so viele Leute darauf verlassen, dass ich mein Comeback starte und durchziehe. Ich wollte das meinen Fans, die jahrelang hinter mir gestanden haben und natürlich auch allen neuen, die dazugekommen sind, nicht antun, den Kampf abzusagen. Das wäre eine Katastrophe gewesen. Ich habe es einfach durchgezogen – und mit gebrochener Hand gewonnen.
Wie war es für Sie, erstmals nach knapp vier Jahren wieder unter Wettkampfbedingungen im Ring zu stehen?
Einfach sensationell. Ich liebe diese Sportart sehr. Das ist eine große Leidenschaft. Das Publikum war sensationell. Was faszinierend ist: Viele Sportler sind im Tunnel und bekommen das Drumherum nicht mit. Ich bekomme jede Silbe mit. Die Leute haben mich so angefeuert, mir so viel Energie und Kraft gegeben – das ist einfach geil. Ich freue mich auf ein weiteres Spektakel.
Möchten Sie schon verraten, wann und gegen wen das sein wird?
Eigentlich hatte ich geplant, in einem Monat wieder zu boxen. Das geht wegen meiner Hand leider erstmal nicht. Es gibt schon ein paar Jungs, die ich mir angucke. Für Anthony Joshua (ehemaliger Weltmeister im Schwergewicht; Anm. d. Red.) und Co. braucht man aber beide Hände.
Im November werden Sie 40 Jahre alt. Welche Ziele haben Sie sich für das finale Kapitel Ihrer sportlichen Karriere - und nach dem Wechsel vom Cruiser- ins Schwergewicht - gesetzt? Greift "Käpt'n Huck" nochmal nach einem Weltmeister-Gürtel?
Die Ambitionen sind definitiv sehr groß. Nicht vergessen, Leute: Alter ist nur eine Zahl. Man ist immer so alt wie man sich fühlt. Es ist Wahnsinn, wenn man alles Revue passieren lässt: Im November bin ich seit 20 Jahren Profi - zwei Jahrzehnte. Leider ist es so, dass man alles aufhalten kann, nur die Zeit nicht. Momentan fühle ich mich aber wirklich sehr, sehr gut.
Worauf sind Sie besonders stolz, wenn Sie auf diese Zeit zurückschauen?
Eines der größten Highlights war der Ausscheidungskampf gegen einen meiner härtesten Kontrahenten, Vadim Tokarev, im Jahr 2007. Ein sehr starker Mann. In der fünften Runde habe ich mir die Hand gebrochen, noch sieben Runden geboxt und am Ende gewonnen. Das hat mich mein Leben lang positiv geprägt. Herr Wegner (Boxtrainer Ulli Wegner; Anm. d. Red.) hat mir damals sehr viel Mut zugesprochen. In der Ring-Ecke hat er mir etwas gesagt, was ich mir sehr zu Herzen genommen habe: "Junge, wenn du jetzt aufgibst, wirst du immer versagen. Zieh einfach durch!" Daran musste ich auch wieder denken, als ich mir in Vorbereitung auf den Kampf die Hand gebrochen habe. Das war ein Déjà-vu.
Parallel zu Ihrem Comeback im Boxring hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Dortmund gegen Dänemark das Ticket fürs Viertelfinale gelöst. Wie haben Sie die Heim-EM bislang verfolgt?
Wenn Deutschland spielt, unterstützte ich sie voll. Es hat mich sehr gefreut, dass sie gewonnen haben – nach der kurzzeitigen, wetterbedingten Unterbrechung. So haben wir quasi zwei Siege an einem Abend eingefahren.
Und wer wird neuer Fußball-Europameister?
Deutschland wird auf jeden Fall gewinnen, ohne Wenn und Aber. Wir haben gute Argumente.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Anton Fahl, rbb Sport.