Interview Werders neuer Geschäftsführer Fritz ruft Europa als Saisonziel aus
Frank Baumann hat seinen Posten geräumt, Clemens Fritz ist in der Bremer Hierarchie nun nach oben geklettert – und spricht über Kaderplanung, Ziele und Peter Niemeyer.
So richtig genießen kann Clemens Fritz in diesen Tagen die zahlreichen Spiele der Fußball-Europameisterschaft eigentlich nicht, denn Werders neuer Geschäftsführer Sport hat jede Menge zu tun. Einerseits arbeitet er seinen Nachfolger Peter Niemeyer ein, anderseits muss sich der Ex-Nationalspieler selbst in das Aufgabenfeld hineinfuchsen, das ihm sein Vorgänger Frank Baumann hinterlassen hat.
Doch Fritz hat sich längst Gedanken gemacht, wie er die neuen Herausforderungen angehen will und was er von der Mannschaft von Ole Werder in der neuen Saison erwartet.
Clemens Fritz über...
...den Stand der Kaderplanung nach der Verplichtung von Marco Grüll, Keke Topp und Markus Kolke
Es wird sich sicherlich noch ein bisschen was tun. Man merkt aber allgemein am Markt, dass in den Jahren, in denen ein Turnier gespielt wird, es auch ein stückweit später erst anfängt. Man redet immer von dem berühmten Dominostein, der fallen muss. Und das ist noch nicht passiert. Wir sollten die nächsten Wochen noch abwarten, aber es wird sich sicher noch einiges tun.
...seinen neuen Job als Geschäftsführer Sport
Frank Baumann (rechts) hat seinen Geschäftsführer-Posten bei Werder freigemacht, Clemens Fritz ist sein Nachfolger.
Der Aufgabenbereich in Summe ist natürlich größer geworden. Bisher war ich verantwortlich für das Alltagsgeschäft rund um die Profimannschaft. Natürlich auch in Verbindung mit Johannes Jahns mit der Kaderplanung und habe eng mit Frank (Baumann, Anmerkung der Redaktion) zusammengearbeitet. Ich war auch schon in Themen des Leistungszentrums involviert. Das wird jetzt einfach in Summe mehr.
Hinzu kommt noch der Frauenfußball, auch sehr spannend. Wir haben gerade die erfolgreichste Saison unserer Bundesliga-Geschichte gespielt. Das wollen wir natürlich alles weiterentwickeln. Das ist das Wichtigste und da haben wir einen hohen Anspruch an uns selbst. Aber ich denke, da sind wir auf einen ganz guten Weg.
...die Aufgabenteilung mit seinem Nachfolger Peter Niemeyer
Peter Niemeyer hat Mitte Juni die Arbeit als Werders neuer Sportlicher Leiter aufgenommen.
Grundsätzlich ist es so, dass Peter sehr nah an der Mannschaft dran sein wird. Er wird bei den Spielen auch auf der Bank sitzen, medial eine sehr hohe Präsenz haben. Aber ich denke, wir sollten Peter jetzt erstmal die Zeit geben, hier in Bremen anzukommen und sich in die verschiedenen Themen einzuarbeiten. Er hat bereits am vergangenen Montag angefangen, was ein Riesenvorteil für uns ist, bevor die Jungs aus dem Urlaub kommen und es am 8. Juli wieder los geht und wir in die Vorbereitung starten. Das ist das Eine, was extrem wichtig ist und dann wird sich das auch im Laufe der Zeit sehr gut zwischen uns einspielen.
...mögliche Spieler-Wünsche von Niemeyer
Bisher noch nicht, aber er kann natürlich Wünsche äußern. Wir sehen das ja ganzheitlich bei uns. Es ist nicht so, dass einer alleine bei uns die Entscheidungen trifft. Gerade unser Kaderplaner Johannes Jahns, Peter, Ole Werner, ich und die ganze Scoutingabteilung sind involviert. In Summe ist es immer eine Entscheidung, die wir gemeinsam treffen.
...mehr finanzielle Freiheiten durch den Einstieg der regionalen Investorengruppe
Die haben wir definitiv. So ein Transfer wie der von Skelly Alvero, den wir aus Lyon jetzt fest verpflichtet haben, wäre ohne den Investor gar nicht möglich gewesen. Das muss man ganz klar sagen. Trotzdem ist es immer noch so – und das wird sich in naher Zukunft auch nicht ändern – dass wir ein Verein sind, der auch von Transfereinnahmen lebt. Das ist das Entscheidende. Wir wollen Spieler weiterentwickeln und natürlich ist es so, dass Spieler auch mal auf dem Absprung sind. Wichtig ist dann, dass wir die dementsprechende Ablösesumme erhalten.
...Werders Ziel für die neue Saison
Wir wollen uns weiterentwickeln. Im letzten Jahr hatten wir eine Saison mit vielen Höhen, aber auch Tiefen. Da ist es wichtig, dass wir eine gewisse Konstanz hinbekommen. Klar wollen wir besser werden, letztes Mal haben 42 Punkte für Platz neun gereicht. Ich weiß nicht, ob das im nächsten Jahr der Fall sein wird. Deswegen ist es für uns wichtig, dass wir nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben werden, uns da so schnell wie möglich freizuschwimmen und dann zu schauen, wo die Reise noch hingehen kann. Sehr gerne auch nach Europa. Mein Ziel ist es, wenn wir uns im Windschatten der sogenannten Großen befinden, die Chance dann auch beim Schopf zu packen. Und auch mal wieder donnerstags oder auch dienstags oder mittwochs mal wieder das Flutlicht bei uns im Stadion brennen haben. Wir gehen da Schritt für Schritt.
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Sportblitz, 21. Juni 2024, 18:06 Uhr