Werders Torhüterin Livia Peng springt im Getümmel in ihrem Strafraum am höchsten und faustet den heranfliegenden Ball weg.

buten un binnen Werder kassiert Phantomtor: Warum gibt's keinen VAR im Frauen-Fußball?

Stand: 03.09.2024 15:13 Uhr

Wolfsburgs Alexandra Popp erzielte das 3:3 gegen die Bremerinnen. Doch die TV-Bilder zeigten, dass es kein Tor war. Gegeben wurde es von der Schiedsrichterin dennoch.

Alexandra Popp war sich alles andere als sicher. "Aber ich habe erstmal gejubelt, damit die Schiedsrichterin denkt, er ist drin." Das half. Ihr vermeintlicher Treffer am Montagabend zum 3:3-Endstand des VfL Wolfsburg gegen Werder Bremen zählte – obwohl die Fernsehbilder sogleich belegten, dass er keiner war. Ein Phantomtor, das die unvermeidliche Frage nach sich zog: Wo war hier die Torlinientechnik?

Es gibt sie nicht in der Fußball-Bundesliga der Frauen, genauso wenig wie den Video-Assistant-Referee (VAR), das Hawk-Eye, den Chip im Ball oder sonstige technische Errungenschaften, die den Fußball zu einem faireren Sport machen sollen. Und dabei wird es wohl auch erstmal bleiben: "Die Einführung von VAR und/oder Torlinientechnik ist mit hohen Kosten für die notwendige Aufrüstung und technische Installationen verbunden", teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Dienstag auf SID-Anfrage mit.

DFB bezieht Stellung zum VAR

Dabei ist sich auch der Verband wohl bewusst, dass die Torlinientechnik, die in der Bundesliga der Männer bereits seit 2015 angewendet wird, am Montagabend so einigen Ärger verhindert hätte. Wolfsburgs Stürmerin Popp hatte im Strafraum einen Schuss von Werder-Keeperin Livia Peng geblockt, der Ball sprang auf die Torlinie. Und von dort mit Drall zurück Richtung Spielfeld. Schiedsrichterin Nadine Westerhoff aber entschied auf Tor.

"Der VAR und die Torlinientechnik stellen eine Unterstützung für das Schiedsrichterteam auf dem Spielfeld dar", schreibt der DFB und nimmt zudem eine "extrem hohe Verlässlichkeit" der Torlinientechnik wahr. Aber: Fehler seien "trotzdem nicht zu 100 Prozent auszuschließen". In der Frauen-Bundesliga "würde sich diese Problematik vor dem Hintergrund der aktuell vorherrschenden Standards noch verschärfen".

Es fehlt das Geld für den VAR im Frauen-Fußball

Das Thema bleibe zwar "in Prüfung", doch der ernüchternde Status Quo lautet: Noch fehlt das Geld und auf den Bundesligaplätzen die technische Ausrüstung. Und so hilft den Ligateams bisweilen weiterhin das Glück.

"Glück für uns, weil wir nicht zwingend nach vorne waren, noch ein Tor zu schießen", war sich Phantomschützin Popp des Dusels bewusst. Werder-Trainer Thomas Horsch zeigte trotz der Ungerechtigkeit Sportsgeist: "Es wäre mehr möglich gewesen, aber das Ergebnis war dann korrekt."

Das Ärgernis bleibt, eine Technikrevolution durch den DFB ist nicht in Sicht. Hilft nun die FIFA? Der Weltverband testet bei der U20-WM der Frauen derzeit den "Video Support". Dieser gibt den Trainern die Möglichkeit, von den Schiedsrichter per "Challenge" Spielszenen prüfen zu lassen. Thomas Horsch hätte das am Montagabend wohl gerne getan.

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Dieses Thema im Programm:
Bremen Eins, Rundschau, 3. September 2024, 7 Uhr