
buten un binnen Tischtennis-Star Boll zerstört Werders allerletzte Play-off-Hoffnung
Timo Boll hat mit Tabellenführer Borussia Düsseldorf den Lauf der Bremer mit einer 2:3-Niederlage jäh gestoppt – doch es war eine vierstündige Achterbahnfahrt.
Die große Bühne war bereitet in der Düsseldorfer Halle. 1.000 wackere Zuschauer kämpften gegen ihren Karneval-Kater und den Aschermittwoch-Blues an mit einem vermeintlich entspannten Besuch bei der Abschiedstour ihres Tischtennis-Helden Timo Boll. Was die Zuschauer nicht ahnten: Sie hatten ein Ticket für eine vierstündige Achterbahnfahrt gekauft.
"Wir hätten heute früher beim Abendessen sitzen können", meinte Düsseldorfs Trainer Danny Heister am Ende eines langen Abends, der doch noch mit dem 3:2-Sieg des Tabellenführers geendet hatte. Für Werder war es dagegen ein bitterer Abend geworden.
Wir waren so nah dran. Wir haben vier Stunden gekämpft und stehen mit leeren Händen da. Das tut weh. Aber ich bin auch stolz auf den großen Charakter meiner Mannschaft, nach einem 0:2 so zurückzukommen. Ich nehme viel Positives mit.
(Werder-Trainer Cristian Tamas bei buten un binnen)
"Ein Sahnespiel von Kirill"

Kirill Gerassimenko hielt Werder mit seiner Aufholjagd im dritten Match am Leben.
Nach der Hälfte des Abends hatte es aber noch nicht nach einer wilden Achterbahnfahrt ausgesehen. Die Gäste aus Bremen lagen mit 0:2 zurück, genauso wie Kirill Gerassimenko nun in diesem dritten Einzel nach Sätzen. Einen Matchball von Anton Källberg hatte der Kasache jetzt gegen sich. Es schien ein schneller Feierabend für Boll und sein Team zu werden – dachten sie.
Denn Gerassimenko legte eine der wohl spektakulärsten Aufholjagden dieser Bundesliga-Saison hin: Nach 0:2-Rückstand und drei abgewehrten Matchbällen drehte der Werder-Profi dieses Spiel noch zum 12:10-Sieg im fünften Satz gegen einen der stärksten Spieler der Liga, der in eigener Halle fast unschlagbar ist. "Das war ein echtes Sahnespiel von Kirill", freute sich Trainer Cristian Tamas mit ihm. Werder war wieder im Spiel.
Boll auch angeschlagen immer noch zu gut

Von Grippe noch geschwächt: Für Timo Boll reichte die Kraft gegen Werder nur noch für ein Spiel.
Und es hätte mit etwas mehr Glück in diesem Moment auch 3:0 für die Bremer stehen können. Denn Boll hatte in seinem wohl vorletzten Bundesliga-Heimspiel drei Tage vor seinem 44. Geburtstag unbedingt spielen wollen, obwohl er mit den Nachwehen einer Grippe zu kämpfen hatte. Dass der Ausnahmespieler auch in diesem Zustand und zudem auf den letzten Metern seiner Karriere für jeden Gegner immer noch eine Herausforderung ist, bekam Andrei Putuntica zu spüren.
Doch der Bremer kämpfte verbissen, zwang Altmeister Boll in einer wogenden Partie bis in den fünften Satz. Die beiden Linkshänder boten dem Publikum ein mitreißendes Duell, bei dem Boll am Ende seine Extraklasse samt seiner reichhaltigen Trickkiste ein bisschen cleverer ausspielte.
Falck verliert und gewinnt

Werder-Kapitän Mattias Falck unterlag Kay Stumper, doch er bezwang Borger Haug.
Mattias Falck verpasste danach als Werders Nummer eins, im zweiten Match Kay Stumper direkt im ersten Satz den Zahn zu ziehen. Der Schwede konnte drei Satzbälle nicht nutzen, verlor den Durchgang und am Ende die Partie mit 1:3, obwohl er den Youngster im Hinspiel noch geschlagen hatte. 0:2 statt 2:0 also für Werder.
Doch dann kam Gerassimenko und Falck nutzte seine zweite Chance im vierten Match zum Sieg – allerdings war nicht wie erwartet Düsseldorfs Nummer eins Boll sein Gegner, sondern Borger Haug, der eingewechselt wurde. Bei Boll reichte die Kraft nicht mehr. Falck gewann, glich für die Bremer zum 2:2 aus und die Zuschauer konnten es nicht fassen – die Achterbahnfahrt ging mit dem Doppel in den nächsten Looping.
Wieder reicht es im Schlussdoppel nicht
Werder aber kam zu spät in Schwung und so sehr Putuntica Gerassimenko auch antrieb, bei der furiosen Aufholjagd gegen Källberg "hatte Kirill sehr viel Energie verloren", sagte Tamas, "besonders mentale Energie". Die Chance war dennoch da, sich wieder in den fünften Satz zu kämpfen. Es sollte nicht sein. Insgesamt holte Düsseldorf 223 Punkte, Werder 220. Knapper geht es kaum.
Kaum zu fassen, dass wir wieder vier Stunden kämpfen und wieder mit 2:3 verlieren. Aber wir haben nie aufgegeben und versucht, den Rückstand zu drehen. Wir hatten sehr viele Chancen, vor allem in den ersten beiden Matches. Aber es hat nicht gereicht.
(Werder-Profi Mattias Falck bei buten un binnen)
Dabei hätte sich an diesem Abend eigentlich der Kreis für die Bremer schließen können. Im Hinspiel hatte Werder den Rekordmeister am Rande der Niederlage gehabt, und dieser so knapp vergebene Matchball im Schlussdoppel von Gerassimenko und Putuntica hing den Bremern lange nach. Sie kassierten danach in der Liga ein, zwei Niederlagen zu viel, die sie im Grunde um die Play-offs brachten.
An diesem Abend, mit einem Sieg in Düsseldorf, wäre Werder rechnerisch noch im Play-off-Rennen verblieben. Aber wieder reichte es im Schlussdoppel nicht, zum sechsten Mal in dieser Saison. Nun hing der Aschermittwoch-Blues bei Werder, alles war vorbei.
Borussia Düsseldorf – SV Werder Bremen 3:2
Timo Boll - Andrei Putuntica 3:2 (11:7, 10:12, 11:4, 8:11, 11:8)
Kay Stumper - Mattias Falck 3:1 (14:12, 11:9, 4:11, 11:9)
Anton Källberg - Kirill Gerassimenko 2:3 (11:9, 11:1, 12:14, 9:11, 10:12)
Borgar Haug - Mattias Falck 1:3 (11:3, 5:11, 9:11, 10:12)
Anton Källberg/Borgar Hauck - Andrei Putuntica/Kirill Gerassimenko 3:1 (11:6, 11:4, 8:11, 14:12)
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Sportblitz, 6. März 2025, 18:06 Uhr