
buten un binnen Wie es dieser Bremer auf Umwegen zum Basketball-Profi schaffte
Norris Agbakoko gehört als Center zum Stammpersonal des Bundesligisten Baskets Oldenburg. Doch eigentlich schwebte ihm eine Karriere als Fußballer beim SV Werder vor.
Zu Norris Agbakoko schaut nahezu jeder auf. Denn der 25-Jährige ist eine echte Erscheinung. Stattliche 2,17 Meter misst der gebürtige Bremer. Eine Körpergröße, die ihn quasi dazu prädestiniert, Basketballer zu sein.
Doch in seiner Kindheit wollte Agbakoko einen ganz anderen Weg einschlagen. Schon als kleiner Junge brannte Agbakoko für den Fußball – und besonders für den SV Werder, seinen Lieblingsverein.
Ich habe Fußball immer über alles geliebt. Das war für mich ein Ventil.
(Norris Agbakoko über seine Fußball-Leidenschaft)
Nicht nur als Fan, sondern auch als Spieler fand er Gefallen am Fußball. Zunächst spielte der sportliche Agbakoko in der Werder-Jugend, später wechselte er zum benachbarten Verein Union 60 Bremen. Er spielte auf jeder Position, nur nicht im Tor.
"Sobald er sprechen konnte, hat er sich immer nur einen Ball gewünscht. Sein Bruder hat sich einen Bagger gewünscht, er wollte immer nur einen Ball", erinnert sich seine Mutter Monika Bast bei buten un binnen. Als Alleinerziehende zog sie ihren Sohn Norris und dessen beiden Geschwister im Bremer Viertel auf. Der Vater hatte die Familie Mitte der 2000er-Jahre Richtung Nigeria verlassen.
Die Zeiten waren nicht immer einfach. Aber ich hatte ein extrem enges Verhältnis mit meinen Geschwistern und meiner Mutter. Wann immer irgendetwas nicht so gut lief, waren wir füreinander da.
(Norris Agbakoko über seine Kindheit)
Norris Agbakoko findet erst spät zum Basketball
Erst im Alter von 17 Jahren begann der Hüne, sich Körben statt Toren zuzuwenden – gewissermaßen unfreiwillig. "Ich bin über den Schulwettbewerb 'Jugend trainiert für Olympia' zum Basketball gekommen. Mein ehemaliger Lehrer hat immer versucht, mich zu überreden – und irgendwann hatte er es dann geschafft", schmunzelt Agbakoko.
Zu der Schülertruppe gehörten auch zwei Jungs, die zu diesem Zeitpunkt in Oldenburg Basketball spielten. Sie motivierten Agbakoko, zum Probetraining nach Oldenburg zu kommen – und der hochgewachsene Spätstarter willigte ein.
Ich bin vom 'Jugend trainiert für Olympia'-Finalturnier, was in Berlin war, mit dem Zug direkt weiter nach Oldenburg gefahren und habe ein Probetraining gemacht.
(Norris Agbakoko über sein erstes Training in Oldenburg)
Agbakoko zieht nach Oldenburg
Den Verantwortlichen in Oldenburg blieben seine Fähigkeiten nicht verborgen. Sie verpflichteten Agbakoko für das U19-Team. "Ich habe das erste Jahr gespielt, ohne die Regeln richtig zu kennen", gesteht Agbakoko, der plötzlich als Basketball-Anfänger in der Nachwuchs-Bundesliga mitmischte.

Norris Agbakoko, Nachwuchsspieler der Baskets Juniors, im September 2019 beim Spiel gegen den SC Rist-Wedel.
Nach dem Abitur zog er dann von Bremen nach Oldenburg, um sich voll auf den Basketball zu konzentrieren. Auf ein Studium oder eine Ausbildung verzichtete er – und sein Plan ging auf. Nach einer Zwischenstation in Oldenburgs zweiter Mannschaft in der dritten Liga schaffte es Agbakoko in den Bundesligakader der Baskets.
Er war ein sehr interessanter, junger Spieler mit dieser Größe. Und dann hat sich auch gezeigt, dass er besonderes Talent hat.
(Oldenburgs Trainer Mladen Drijencic über Agbakokos Anfänge)
Sein Profidebüt unter Trainer Mladen Drijencic gab er 2020 in Braunschweig. 2023 stand er mit den Baskets im Pokalfinale gegen den FC Bayern.
Agbakoko steigert seine Leistungen kontinuierlich
Die Endspielniederlage gegen die Bayern erschütterte Agbakoko nicht. Er blieb dem Verein treu, ist mittlerweile der dienstälteste Spieler in den Reihen der Baskets. Im Januar 2025 gelang ihm seine persönliche Bestmarke von 22 Punkten in einem Spiel. Bei den Fans gilt er als Identifikationsfigur, jungen Nachwuchsbasketballern dient er als Vorbild.
Seit seinem Bundesligadebüt 2020 hat er sich Jahr für Jahr gesteigert. Mehr Körbe, mehr Assists. Franjo Borchers, Co-Trainer der Baskets, lobt vor allem Agbakokos Willen: "Eine seiner größten Stärken ist sein Charakter. Dadurch hat er auch das erreicht, was er jetzt erreicht hat in dieser kurzen Zeit."
Aber nicht nur im Sport läuft es bei Agbakoko überragend, auch im Privaten: Im Sommer wird er seine Verlobte Lynette Leyerer heiraten. Sie kennt er schon länger, als er Basketball spielt. Ihr größtes Glück: der gemeinsame, anderthalbjährige Sohn Nova.
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buten un binnen, 8. April 2025, 19:30 Uhr