Die deutsche Tischtennis-Legende Timo Boll winkt nach seinem Aus bei den Olympischen Spielen in Paris mit Tränen in den Augen dem Publikum zu.

buten un binnen Tischtennis-Legende Boll spielt zum letzten Mal in Bremen

Stand: 27.11.2024 06:00 Uhr

Ab 19 Uhr verabschiedet sich der 43-jährige Ausnahmespieler im Bundesliga-Duell gegen Werder. Die Partie ist seit Wochen ausverkauft, doch Boll kränkelt. Spielt er?

Von Petra Philippsen

Timo Boll ist hart im Nehmen. Das hat er in seiner beispiellosen Tischtenniskarriere in den vergangenen 27 Jahren ständig bewiesen.

Und als der inzwischen 43 Jahre alte Ausnahmespieler – der mehr Medaillen bei Welt-, Europa-, deutschen Meisterschaften, Olympischen Spielen und internationalen Tischtennis-Turnieren gewonnen hat, als sich aufzählen lassen – im Frühjahr sein Karriereende nach dieser Bundesligasaison verkündete, wusste Boll schon, dass es sehr hart für ihn werden würde.

Auswärts immer ein Gefühlschaos zu erleben, wenn die Gefühle hochkommen, wird hart. Ich habe vor dieser emotionalen Achterbahnfahrt schon Respekt und mich hat es jetzt schon ein paar Mal zerrissen.
(Tischtennis-Legende Timo Boll)

Werder-Halle seit Wochen ausverkauft

Blick von oben in der Klaus-Dieter-Fischer-Halle auf die Tischtennis-Platte beim Bundesliga-Spiel.

700 Tischtennis-Fans werden am Mittwoch den wohl letzten Auftritt von Timo Boll in der Bremer Klaus-Dieter-Fischer-Halle mitverfolgen.

Überall, wo Boll nun auftritt, ist es ein Abschied für immer. Bei Olympia in Paris, bei den großen Turnieren in Asien hat er diese Momente schon hinter sich gebracht und sich seiner Gefühle auch nicht geschämt. Die Sympathien der Fans fliegen ihm auf der ganzen Welt zu, in der Bundesliga hat Boll nun schon vier der elf finalen Auftritte hinter sich. Mit Blumen, Torten, Tränen und ganz viel warmem Applaus.

Am Mittwochabend um 19 Uhr ist Bremen an der Reihe, sich von der Tischtennis-Legende zu verabschieden. Seit Wochen ist die Partie in der Klaus-Dieter-Fischer-Halle ausverkauft. Und Werder hätte weit mehr als die 700 Tickets verkaufen können, doch mehr geht eben nicht.

Spielt Boll oder spielt er nicht?

Boll ist seit Dienstag mit seinen Teamkollegen von Borussia Düsseldorf in Bremen, doch ob er gegen Werder wirklich antreten wird, ist offen. "Timo ist erkrankt. Es wird sich erst kurzfristig entscheiden, ob er spielen kann", so Trainer Danny Heister.

Ein ungewöhnlicher Schritt, diese Information öffentlich zu machen. Normalerweise lassen sich die Vereine bei den Personalien nicht in die Karten schauen. Doch es zeigt zumindest so viel Wirkung, dass Werder-Trainer Cristian Tamas seine geplante Aufstellung gegen Düsseldorf noch einmal überdenken muss.

Werder-Coach Tamas muss taktieren

"Es wird entscheidend sein zu sehen, mit welcher Mannschaft sie auflaufen", so der Bremer Coach. Und an welche Position Boll gesetzt wird, wenn er spielt. Reicht seine Kraft für zwei Einzel oder spielt er als Nummer drei und ist eine Option für ein mögliches Doppel?

Tamas muss taktieren, doch eines ist sicher: Jeder seiner vier Spieler will unbedingt nochmal gegen Boll antreten. "Ich habe immer Probleme mit Timo gehabt", sagt Werders Kirill Gerassimenko im Gespräch mit buten un binnen: "Timo ist der einzige deutsche Topspieler, gegen den ich noch nicht gewonnen habe. Hoffentlich bekomme ich jetzt nochmal die Chance, das zu ändern."

Aguirre: "Wegen Timo spiele ich Tischtennis"

Werders Tischtennis-Profi Marcelo Aguirre versenkt im Sprung einen Vorhandschlag auf der Platte.

Werder-Profi Marcelo Aguirre hofft auf ein erstes Tischtennis-Duell mit seinem Idol Timo Boll.

Sein Teamkollege Marcelo Aguirre fiebert einem möglichen ersten Duell mit Boll noch mehr entgegen: "Wegen Timo habe ich mit dem Tischtennisspielen angefangen, er war immer mein großes Idol. Ich habe so viele Fotos und Shirts von ihm Zuhause. Es wäre toll, wenn ich sagen könnte, ich habe zumindest einmal gegen mein Idol gespielt."

Tamas hat die Qual der Wahl, denn auch Werders Anführer Mattias Falck würde sich gerne nochmal mit Boll messen. Im Finale der Team-Europameisterschaft lieferte der Schwede vor einem Jahr ein furioses Match, unterlag aber nach einer 2:0-Führung noch knapp. "Aber es liegt nicht in unserer Hand, ob Timo spielt oder nicht", betont Falck, "wir müssen uns auf uns fokussieren, es wird ein offenes Duell gegen Düsseldorf, 50:50. Aber die beiden letzten Siege haben gezeigt, dass wir es können."

Werder nach 2 starken Siegen mit Rückenwind

Werder hatte im Pokal das Ovtcharov-Team Fulda bezwungen und danach das starke Ochsenhausen in der Liga mit 3:0 geschlagen. Das hat sogar Rekordmeister Düsseldorf so beeindruckt, dass man in diesem Duell des Tabellenzweiten gegen die Tabellendritten von der Weser den Bremern die Favoritenrolle zuschieben will.

"Von der Tabelle her ist es ein Duell auf Augenhöhe", sagt Trainer Tamas, "aber wenn man sich die Bilanz anschaut, sind wir mit Sicherheit nicht die Favoriten. Aber wir haben Rückenwind und eine ausverkaufte Halle – wir glauben an unsere Chance." Und 700 Fans hoffen auf einen rauschenden Werder-Abend und auf ein bisschen der alten Magie von Boll, die die Tischtennis-Welt vermissen wird.

Werder gewinnt das Viertelfinale im Tischtennis-Pokal in Fulda

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Dieses Thema im Programm:
Sportblitz, 28. November 2024, 18:06 Uhr