Werder-Kapitänin Lina Hausicke bejubelt ausgelassen ihren Treffer gegen Köln im Weser-Stadion.

Interview Senatorin Vogt zur EM-Absage an Bremen: "Nicht nachvollziehbar"

Stand: 15.02.2025 15:34 Uhr

Kristina Vogt (Linke) hatte die Spielort-Bewerbung für die Frauen-Fußball-EM 2029 vorangetrieben. Dass der DFB Bremen als Spielort aussortiert hat, wirft für sie viele Fragen auf.

Von Olaf Rathje

Bei der Entscheidung, welche Städte bei einer Fußball-Europameisterschaft der Frauen in vier Jahren in Deutschland in Frage kommen, wurde Bremen vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) gleich in der ersten Runde aussortiert. Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Die Linke), auch Aufsichtsratsvorsitzende der Bremer Weser-Stadion GmbH, hatte die Bremer Bewerbung maßgeblich unterstützt.

Frau Vogt, lassen Sie uns bitte an Ihrer Gefühlswelt teilhaben. Sind Sie noch immer schockiert?

Kristina Vogt: Gestern war ich in erster Linie fassungslos, weil Bremen ein super Standort für Frauen-Fußball ist. Wir es schaffen es, mit den Werder-Frauen das Stadion voll zu kriegen. Das schaffen nicht viele Standorte. Und wenn man dann so mitkriegt, dass Standorte ausgewählt worden sind, wo Frauen-Fußball keine Rolle spielt, dann war das schon ein bisschen ernüchternd.

Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt von den Linken steht im Flur vor ihrem Büro bei einem Interview.

Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Die Linke): Sie kann Bremens Spielort-Aus bei der Fußball-Frauen-EM nicht nachvollziehen.

Gründe wurden Ihnen nicht mitgeteilt. Aber wir haben von DFB-Präsident Neuendorf vor ein paar Wochen gehört, Bremen sei ein toller Standort mit einem super Stadion. Gab es Fehler in der Bremer Bewerbung?

Davon gehe ich nicht aus. Wir waren da sehr sauber, zeitnah, haben das alles sorgfältig durchdacht und wir waren nie zu spät. Und in der Tat, wir hatten ja auch mal mit Bernd Neuendorf gesprochen, als er Anfang Januar in Bremen war. Und er hatte durchaus bestätigt, dass dem DFB aufgefallen ist, dass Bremen für Frauen-Fußball eine sehr gute Adresse ist. Deswegen hatten wir uns ein bisschen mehr erhofft, muss man ehrlicherweise sagen.

Ist es nicht eine Ohrfeige für Bremen - eine Stadt, die Fußball lebt und liebt? Wie kann es sein, dass Bremen gleich aussortiert wird? Was haben Städte wie Wolfsburg, Rostock oder Hannover, was Bremen nicht hat?

Das ist tatsächlich die Frage, die wir uns auch stellen. Es sind ja auch andere Städte rausgeflogen, die gut sind im Frauen-Fußball. Das ist schon ein bisschen komisch. Es sind Stadien ausgesucht worden, die mit Frauen-Fußball nichts zu tun haben.

Spielte die Kapazität eine Rolle?

Davon kann man nicht reden. Das wäre bei der Männer-Europameisterschaft natürlich ein klarer Punkt gewesen. Das Weser-Stadion ist klein, aber bei Frauen-Fußball hat man ja nicht nur Partien wie Deutschland gegen England. Man hat ja auch Spiele ohne deutsche Beteiligung. Und dann musst du auch das Stadion voll kriegen. Und wir haben bei den Olympischen Spielen gesehen, dass das nicht gut aussieht, wenn Stadien halb leer sind.

Welche Stadien meinen Sie?

Man kann sich bei der Auswahl der Stadien nur teilweise verwundert die Augen reiben. Es ist ja auch Hamburg nicht weitergekommen. Und dann hat man Wolfsburg dabei. Da ist – sorry, dass ich das so sage – ja irgendwie nie Atmosphäre, auch bei den Männerspielen nicht. Viel Konzentration ist im Ruhrgebiet. Im Sinne des Frauen-Fußballs ist da vieles nicht nachvollziehbar.

Hat es denn vielleicht mit dem Streit um die Polizeikosten zu tun, dass Bremen rausgeflogen ist?

Also beim DFB direkt spielt das nicht so eine Rolle. Aber über Umwege ist die DFL mit Sicherheit auch weiterhin nicht begeistert. Obwohl das Bundesverfassungsgericht da jetzt ganz klar geurteilt hat. Und bei den Gesprächen mit Bernd Neuendorf kam das überhaupt nicht durch, deswegen wäre das spekulativ.

Bei allen fußballerischen Großereignissen - der WM 1974 und 2006, der EM 1988 und 2024 und jetzt auch bei einer möglichen Fußball-EM der Frauen - geht Bremen leer aus. Lohnt es sich in Zukunft überhaupt noch, sich auf so etwas zu bewerben?

Ich finde das richtig und wir sind gut beraten, unseren Hut immer wieder in den Ring zu werfen. Es war absolut richtig, dass wir weiter versucht haben, Länderspiele zu kriegen. Wir haben für das Freundschaftsspiel gegen die Ukraine sehr, sehr gute Kritiken vom DFB gekriegt. Ich habe nur lobende Worte gehört, allerdings kann man von lobenden Worten alleine nicht leben. Wir werden natürlich nochmal ins Gespräch gehen. Wir kriegen jetzt ein Frauen-Länderspiel im Mai, aber das ersetzt natürlich nicht die Teilnahme an einem Turnier.

Sind weitere Länderspiele quasi als Ausgleich im Gespräch?

Also Zusagen sind immer so eine Sache und gelten für mich erst dann, wenn man auch eine Unterschrift unter etwas hat. Aber in der Tat hat der DFB gesagt, aufgrund des sehr gut organisierten Freundschaftsspiels gegen die Ukraine, dass Bremen als Austragungsstandort wieder dabei ist.

(Das Interview führte Olaf Rathje für Bremen Eins, aufgezeichnet von Petra Philippsen.)

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Dieses Thema im Programm:
Bremen Eins, Das Wochenende, 15. Februar 2025, 13:10 Uhr