Werders Fußballerinnen rennen jubelnd und hüpfend über den Rasen des Hamburger Volksparkstadions nach dem Einzug ins Pokal-Finale.

buten un binnen Liga-Alltag nach Pokal-Rausch – was bleibt nach Werders Rekordspiel?

Stand: 25.03.2025 16:30 Uhr

57.000 Fans – eine solche Kulisse wie in Hamburg hätten die Bremer Fußballerinnen gerne öfter. War das Pokal-Spiel nur eine glückliche Fügung oder der Beginn eines Booms?

Von Petra Philippsen

Sie hatten alles aufgesogen, jeden Moment nach dem Abpfiff im Hamburger Volksparkstadion genossen. Wie sie da vor der Kurve mit tausenden Werder-Fans feierten und gar nicht wussten, wohin mit sich vor lauter Glück. All die Eindrücke, all die Gefühle wirbelten durcheinander bei den Bremer Fußballerinnen – es war ein Spiel, das sie nie vergessen würden.

"Das sind die Spiele, von denen wir als kleine Kinder geträumt haben", erzählte Werders Kapitänin Lina Hausicke nach dem 3:1-Sieg gegen den HSV. Nordderby, Pokal-Halbfinale, Rekordkulisse mit 57.000 Zuschauern und ein hart erkämpftes Happy End für die Bremerinnen – es war ein Fußball-Nachmittag wie im Rausch. Und die Fußballerinnen wünschen sich, dass von diesem historischen Pokal-Spiel nicht nur ein leichter Kater hängen bleibt.

Nun auch mehr Zuschauer im Stadion Platz 11?

Doch selbstverständlich ist das nicht. Auf die Bremerinnen wartet am Samstagmittag um 12 Uhr erst einmal die Rückkehr zum Liga-Alltag und der dürfte ernüchternd für die Fußballerinnen sein. Die Kulisse ist nicht mehr überwältigend, sondern überschaubar im Stadion Platz 11 abseits des großen Weser-Stadions.

Um die 1.500 Zuschauer kommen zu ihren Spielen. Doppeltorschützin Sophie Weidauer hofft aber, dass ihr Pokal-Auftritt vielen Lust auf mehr gemacht hat.

Ich hoffe, dass es sich die ein oder andere nach so einem Sieg noch überlegt, mal zu Platz 11 zu kommen und uns dort auch zu unterstützen.
(Werder-Stürmerin Sophie Weidauer bei Bremen Eins)

Werders Doppeltorschützin Weidauer im Pokal-Rausch: "Es war so schön"

"Im Frauen-Fußball ist Potenzial da"

Es wäre ihnen zu wünschen, dass der Schwung des Pokal-Spektakels in die Liga herüberschwappt und dem Frauen-Fußball den nächsten, wichtigen Schub gibt.

In Hamburg waren gleich mehrere glückliche Faktoren zusammengekommen: die tiefe Sehnsucht in beiden Hansestädten nach einem Nordderby, die Länderspielpause beim Männer-Fußball und die Aussicht auf den Einzug ins Pokal-Finale. Und so waren die 57.000 Karten beinahe so schnell vergriffen wie bei Konzerten von Taylor Swift.

Das tut uns gut. Das tut allgemein dem ganzen Frauen-Fußball gut. Das Stadion war so schnell ausverkauft hier. Und da hat man gemerkt, da ist Potenzial da. Im Frauen-Fußball ist Potenzial da.
(Werders Fußball-Geschäftsführer Clemens Fritz)

Frust bei den Bayern-Spielerinnen

Im anderen Pokal-Halbfinale sah die Fußballwelt dagegen ganz anders aus. 2.500 Zuschauer waren ins kleine Campus-Stadion des FC Bayern München gekommen für das Spiel gegen Hoffenheim. Bei den Münchnerinnen wollte nach ihrem 3:2-Sieg die Freude dann auch nicht so richtig übersprudeln.

Mehr noch, die Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft, Giulia Gwinn monierte nach dem Final-Einzug, dass sich kein männlicher Verantwortlicher des FC Bayern wie Präsident Herbert Hainer und Ehrenpräsident Uli Hoeneß hatte blicken lassen beim Spiel. "Wir sind in der Liga super dabei, da ist das Pokal-Halbfinale eigentlich was, wo man sich Präsenz erhofft. Sehr, sehr schade", bedauerte Gwinn.

Kein neuer Rekord – aber ein neuer Boom?

Ob die Vereins-Schwergewichte zumindest am 1. Mai um 16 Uhr beim Pokal-Finale Präsenz zeigen werden, muss sich zeigen. Werder und die Bayern treffen im Kölner Stadion aufeinander und klar ist schon jetzt, dass der Zuschauerrekord hier nicht geknackt werden kann. Das Stadion fasst maximal 50.000 Fans.

Doch die Bremerinnen erhoffen sich eine ähnlich überwältigende Atmosphäre wie in Hamburg. Seit Montag verkauft Werder an seine Fanklubs und Mitglieder eine Woche lang exklusiv die Final-Tickets, danach können auch alle anderen Interessierten buchen. So oder so wird es für die Werderanerinnen in ihrem ersten Pokal-Endspiel der Vereinsgeschichte der nächste unvergessliche Fußball-Nachmittag. Die Frage bleibt jedoch, ob der Rausch einen Boom auslösen kann, der länger andauert als zwei Nachmittage.

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Dieses Thema im Programm:
Sportblitz, 24. März 2025, 18:06 Uhr