Pro & Contra Füllkrug-Wechsel: Clever kassiert oder Werders Ikone verscherbelt?
Niclas Füllkrug ist weg, wohl für 15 Millionen Euro. Hat Werder rechtzeitig die Chance zum Verkauf genutzt – oder das unbezahlbare Gesicht des Vereins verhökert?
Eigentlich hatte Werder Bremen auf 20 Millionen Euro Ablöse gehofft. Nun hat Borussia Dortmund wohl immerhin 15 Millionen Euro für den 30 Jahre alten Niclas Füllkrug gezahlt. Haben die Grün-Weißen also alles richtig gemacht? Oder war "Lücke" als Publikumsliebling, Torgarant und Gesicht des Vereins nicht eigentlich unbezahlbar für Werder? Ein Pro und Contra zum Füllkrug-Wechsel:
Diese Chance kann Werder sich nicht nehmen lassen
Auch wenn sich mancher vielleicht etwas mehr erhofft haben mag als die kolportierten 15 Millionen Euro Ablöse: So viel Geld wie Niclas Füllkrug bringt kein anderer Spieler aus dem aktuellen Kader in die Kasse. Und Werder braucht dringend Geld. Noch immer drücken den Verein Verbindlichkeiten in Höhe von fast 40 Millionen Euro. Da muss Werder dieses Geld mitnehmen. Das haben sie ja auch immer wieder betont.
Radio-Bremen-Sportreporter Jan-Dirk Bruns
So eine Chance hat Werder schon einmal verstreichen lassen, als man damals für Milot Rashica über 30 Millionen Euro hätte einnehmen können. Damals hatte man sich bewusst dafür entschieden, den Kader zusammenzuhalten, weil man den sportlichen Erfolg nicht gefährden wollte. Trotzdem ging Werders Weg bergab – bis in die 2. Liga, und Rashica war bestenfalls noch ein Drittel wert. Ähnlich war es bei Josh Sargent.
Die Tatsache, dass der Füllkrug-Transfer bis zum vorletzten Tag des Transfer-Sommers gedauert hat, zeigt ja auch, dass die Bewerber nicht gerade Schlange gestanden und sich hochgeboten haben. Und die Klasse sollte Werder auch ohne Füllkrug halten. Denn bei allem Respekt vor Heidenheim, Darmstadt und Bochum – aber mindestens drei Mannschaften können die Bremer hinter sich lassen.
Und ob sie mit Füllkrug vielleicht 13. statt 15. werden, ist dann auch egal. Füllkrug hat übrigens seit Anfang April kein Tor mehr in der Liga geschossen, jetzt will er seine Chance in Dortmund nutzen. Werder hat die Chance genutzt, ihn rechtzeitig zu verkaufen.
Werder verscherbelt das Gesicht des Vereins
Ja, Werder braucht dringend Geld. Ja, Füllkrug ist verletzungsanfällig. Und ja, niemand weiß, ob Füllkrug in dieser Saison wieder 16 Tore geschossen hätte. Doch jetzt kommt ein großes ABER. Niclas Füllkrug war DAS Aushängeschild von Werder Bremen – und ein Vorbild für den gesamten Verein: Vom eigenen Internat schaffte er es über Umwege in die Nationalmannschaft. Füllkrug ist der Grund, warum sich die Kids ein Trikot kaufen und warum Werder-Fans von etwas anderem als Abstiegskampf träumen durften. Dieser Wert für diesen sympathischen, ehrlichen und auch treffsicheren Stürmer ist unbezahlbar.
Radio-Bremen-Sportreporter Dino Bernabeo
Wochenlang haben die Verantwortlichen von Werder gesagt, dass sie Füllkrug nicht für weniger als 20 Millionen Euro abgeben werden. Ein üppiges, aber verständliches Preisschild für den 30-jährigen Torschützenkönig. Nun geht er für angeblich knapp 15 Millionen Euro nach Dortmund – also für 25 Prozent weniger als gewünscht. Statt Last-Minute Aufschlag gibt Werder am 31. August einen satten Nachlass für den Mittelstürmer der deutschen Nationalmannschaft – unverständlich.
Zusätzlich zum verpatzten Saisonstart – Pokalaus und in der Liga Tabellenletzter – geht den Bremern mit Füllkrug jetzt Sicherheit, Stabilität und Erfahrung verloren. Die Hierarchie im Team wird in der Saison nochmal auf links gedreht. Hilfreich ist das nicht. Werder kann sich zwar über ordentlich Kohle in der Kasse freuen – Füllkrug war für Werder aber deutlich mehr wert als jetzt das Geld auf dem Konto.