NDR-Sport Olympia in Paris soll für Wellbrock zum Hochgenuss werden
Schwimmstar Florian Wellbrock möchte bei Olympia seinen Gold-Triumph im Freiwasser wiederholen und rechnet sich auch im Becken Chancen aus. Nach den Corona-Spielen in Tokio 2021 wird Paris so oder so zu einem ganz anderen Erlebnis.
Geht es nach der französischen Sporttageszeitung "L'Equipe" holt das deutsche Team bei den Olympischen Spielen in Paris, die am Freitag feierlich eröffnet werden, zwölfmal Gold. Laut dieser Prognose gewinnt Deutschland zwei Goldmedaillen mehr als in Tokio, insgesamt aber zweimal weniger Edelmetall.
Damals wie heute unter den Titelträgern: Schwimmstar Wellbrock. Der gebürtige Bremer würde seinen Erfolg über die 10 km im Freiwasser natürlich liebendgern wiederholen. Noch heute gerät der 26-Jährige, der sechs WM-Titel und zehn WM-Medaillen gewonnen hat, beim Gedanken an den Triumph von Japan ins Schwärmen: "Es ist wahnsinnig cool, international Medaillen zu gewinnen, aber nichts auf der Welt kann eine olympische Siegerehrung toppen. Und wenn man dann noch Gold bekommt, ist es das i-Tüpfelchen", sagte Wellbrock. "Egal wie oft man Weltmeister wird, dieses olympische Gold ist eine ganz andere Hausnummer."
Viele Titel, aber auch harte Rückschläge
Wellbrock ist der erfolgreichste deutsche Schwimmer seit Michael Groß in den 1980ern. Doch den grandiosen Siegen folgten große Enttäuschungen - vor allem in den jüngsten zwölf Monaten. Da war das krachende Vorrunden-Aus im Becken bei der WM in Japan nach dem Doppeltriumph im Freiwasser, die deutlichen WM-Niederlagen im kalten Meer im Februar in Katar.
"Wir versuchen zwar, wie eine Maschine, wie ein Roboter zu funktionieren, aber das klappt nicht immer so, wie man sich das vorstellt."
"Das ganze System Wellbrock" sei gekippt, wie er selbst sagte. In Doha versuchte er es mit einem Reset: "Wir sind back to the roots gegangen, auf den Nullpunkt - und das hat ganz gut getan." WM-Silber über 1.500 m fünf Monate vor Olympia baute ihn wieder auf. Auf das ständige Auf und Ab könnte Wellbrock gerne verzichten, doch es sei auch hilfreich: "Man weiß, dass der Sieg oder das Gewinnen einer Medaille keine Selbstverständlichkeit ist, dass es immer Perfektionismus und einer Menge Arbeit bedarf, damit es klappt." Nicht zuletzt "dank" der Niederlagen könne er die Erfolge mehr wertschätzen.
Die Seine bereitet nach wie vor Sorgen
In Paris will Wellbrock nun zeigen, dass er weiter zur absoluten Weltspitze gehört - und zwar im Freiwasser genauso wie im Becken. Allerdings haben die Probleme mit der Seine, zunächst zu dreckig, jetzt mit starker Strömung, die Vorfreude auf das Rennen über zehn Kilometer am 9. August deutlich gedämpft.
"So wie es jetzt aussieht, freue ich mich auf die 1.500 mehr", gibt Wellbrock zu. Auf dem "langen Kanten" sieht er sich im "engeren Medaillenkreis". Schwieriger sei die Prognose im Freiwasser: "Bei den zehn Kilometern ist es schwer abzuschätzen, weil wir so ein Rennen in einem Fluss mit Strömung auf Weltniveau noch nie hatten. Kein Mensch weiß, wer damit wie klarkommt. Deswegen ist komplett offen, was da passieren könnte."
Dem Zufall muss Wellbrock seinen Erfolg im Freiwasser aber nicht überlassen. Strömungsmessungen des Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) sollen beim Rennen helfen, die Ideallinie zu finden. Auf ein Training in der Seine wird das Schwimmteam aber aus Angst vor einer Erkrankung durch Bakterien im Wasser verzichten.
Wellbrock will in Paris das Olympia-Erlebnis nachholen
Vor drei Jahren in Tokio war Wellbrock der erste deutsche Schwimmer seit 33 Jahren, der Olympia-Gold gewann. Auch bei seinen Rennen im Becken über 800 m und 1.500 m erreichte er das Finale. Bei der kürzeren Strecke fiel er auf der letzten Bahn noch von Rang eins auf vier zurück. Über 1.500 m gab es immerhin Bronze.
Doch nicht nur die große sportliche Belastung machte ihm zu schaffen. "2021 war mental extrem anstrengend durch die ganze Testerei, es hätte immer sein können, dass man positiv ist und die Spiele vorbei sind. Das war wahnsinnig viel Stress", blickt der Athlet des SC Magedeburg zurück.
Beim Start in Paris geht es für ihn ganz persönlich also auch darum, das Olympia-Erlebnis nachzuolen: "Ich bin echt froh, dass man jetzt das Miteinander mit allen Sportlern wirklich genießen kann."
Dieses Thema im Programm:
Sport aktuell | 23.07.2024 | 08:00 Uhr