NDR-Sport Handball: Weltmeister-Jubel auch in Flensburg und Kiel
Die dänischen Handballer haben sich zum vierten Mal in Folge zum Weltmeister gekrönt. Großen Anteil am Erfolg hatten auch Profis von Bundesliga-Nordclubs: Sieben Spieler der SG Flensburg-Handewitt standen im Kader, zwei vom THW Kiel.
Die dänischen Ersatzspieler hatten sich für die letzte Minute des Weltmeisterschafts-Finales erhoben, legten ihre Arme über die Schultern des Nebenmannes und wippten in einer Reihe. Mit dem Schlusspfiff - vielleicht war es angesichts des klaren Vorsprungs auch schon ein oder zwei Sekunden früher - stürmten sie geschlossen das Spielfeld und bildeten mit den zuletzt aktiven Akteuren einen jubelnden Ringeltanz. Und einige Minuten später hingen den dänischen Handballern goldene Medaillen um den Hals, und es wanderte ein großer Pokal von Spieler zu Spieler.
Es waren Szenen, die üblich sind, wenn eine Mannschaft ein großes Turnier gewinnt. Doch zugleich waren es Emotionen, die etwas im Handball nie Dagewesenes begleiteten. Das hatte man auch schon vor zwei Jahren bilanziert, als den Dänen in Stockholm der erste WM-Hattrick der Handball-Historie geglückt war. Nun erlebte Oslo, wie die dänischen Handballer zum vierten Mal in Folge Weltmeister worden. "Bislang fand ich 2019 von uns besonders souverän, jetzt haben wir noch einmal Tempo-Handball draufgepackt", sagte Mads Mensah in einer ersten Bilanz. Der Rückraumspieler der SG Flensburg-Handewitt gehört zu den Profis, die an allen vier dänischen WM-Streichen beteiligt waren.
Letzte WM-Niederlage 2017
Seit Sonntag ist der Welthandball um ein Kapitel der dänischen Dominanz reicher. 2017, im Achtelfinale gegen Ungarn, kassierten die Skandinavier die letzte WM-Niederlage (25:27). Seitdem verbuchten sie bei Weltmeisterschaften 37 Erfolge. In den letzten Wochen gesellten sich dazu: sechs ungefährdete Siege vor der heimischen Kulisse von Herning und zwei Ausrufezeichen von Oslo.
Das 40:27 gegen Portugal im Halbfinale und schließlich das 32:26 gegen Kroatien waren noch einmal eine Bestätigung der dänischen Handball-Tugenden: eine effiziente Abwehr, viel Tempo und noch mehr Spaß.
Die Dänen stellten beim Turnier die beste Abwehr, den besten Angriff und den besten Torwart. "Wir haben vom ersten bis zum letzten Tag überragend gespielt, gekämpft und sind perfekt gelaufen", strahlte Johan Hansen. Der Rechtsaußen ist auch einer derjenigen, die seit 2019 alle vier Titel feierten. Im Alltag spielt er noch bis zum Saisonende für Flensburg.
Flensburg stellt sieben Weltmeister, Kiel zwei
Keine Frage: Dieser dänische WM-Erfolg ist auch ein kleiner Triumph für die beiden schleswig-holsteinischen Clubs, die insgesamt neun Profis für die dänische Auswahl abstellten: Gleich sieben stehen bei der SG Flensburg-Handewitt unter Vertrag, immerhin zwei Goldjungen darf nun der THW Kiel begrüßen. Allerdings bewegte sich Linkshänder Emil Madsen im großen Schatten von MVP Mathias Gidsel (Füchse Berlin). Sein Kieler Vereinskollege Magnus Landin teilte sich mit Flensburgs Emil Jakobsen die linke Außenbahn. Dieser wie auch drei weitere Flensburger schafften es fast immer in die Startaufstellung.
Simon Pytlick wurde letztendlich zum besten Rückraum-Halblinken des Turniers gekürt. Lukas Jörgensen war eine der Schlüsselfiguren in der Deckung und in der Offensive die erste Wahl unter den Kreisläufern. Niclas Kirkelökke war für die Defensivaufgaben gesetzt, tauchte aber wegen Gidsel - anders als im Verein - nur selten im rechten Rückraum auf, sondern wich auf den rechten Flügel aus und verdrängte so seinen Clubkollegen Johan Hansen oft auf die Bank.
Vaterfreuden für Kevin Möller
Gar nicht in Oslo war Kevin Möller: Er war gegen Ende der Hauptrunde zu seiner hochschwangeren Freundin gefahren und kehrte nicht mehr zum dänischen Team zurück. Am Freitag wurde er zum zweiten Mal Vater. Dagegen rutschte Mensah, der in den letzten Wochen häufiger einen Tribünenplatz hatte, aufgrund der Erkrankung des Berliners Lasse Andersson in das finale Aufgebot. Trotz seiner überschaubaren Einsatzzeiten hatte der 33-Jährige eine wichtige Rolle, wie Trainer Nikolaj Jacobsen erklärte: "Diese Mannschaft musste sich als Gruppe erst einmal finden, wobei unter anderem Mads Mensah die jungen Spieler extrem gut führte."
Es war das erste Turnier ohne Rückraum-Star Mikkel Hansen und Torwart-Legende Niklas Landin, die anderthalb Dekaden die dänische Auswahl prägten, bis sie nach Olympia-Gold im Sommer zurücktraten. Pytlick, hinter Magnus Saugstrup der neue Vize-Kapitän, meinte: "Wir hatten auch abseits des Spielfeldes ein System, das funktionierte."
Jakobsen: "Das ist der komplette Wahnsinn"
Und dieses System feierte am Sonntagabend ausgiebig. Jakobsen strahlte: "Ich fühle nur Glück, das ist der komplette Wahnsinn. Den ganzen Monat spielten wir hundertprozentig, jetzt haben wir uns eine Party verdient." Allzu lange wird der dänische Goldrausch nicht anhalten können. Schon in Kürze ruft das Training bei den Clubs. Am Sonnabend trifft der THW Kiel im Bundesliga-Spitzenspiel auf den SC Magdeburg (20.30 Uhr), Flensburg tritt am Sonntag beim HC Erlangen an (16.30 Uhr), und am Dienstag beginnt die Hauptrunde der European League.
Für die Nationalmannschaften ist die Europameisterschaft im Januar 2026 die nächste Aufgabe. Das letzte kontinentale Turnier konnten die Dänen übrigens nicht gewinnen, sodass sie ein neues Ziel ausrufen können. Gleichzeitig Europameister, Olympiasieger und Weltmeister - dieses Kunststück gelang bislang nur den Franzosen und nicht den Dänen.
Dieses Thema im Programm:
Sport aktuell | 02.02.2025 | 21:17 Uhr