Segeln Boris Herrmann ist an Land - und hat die nächste Vendée Globe vor Augen
Boris Herrmann hat nach über 81 Tagen auf hoher See wieder festen Boden unter den Füßen. Tausende feierten den Solo-Weltumsegler aus Hamburg am Donnerstag bei der Hafeneinfahrt im französischen Les Sables-d'Olonne. Seine zweite Vendée Globe hatte er am Vortag als Zwölfter beendet. Nun blickt er schon auf die nächste Teilnahme in vier Jahren, wo er besser abschneiden will.
Geschafft sah er aus. Müde, emotional angefasst, aber am Ende auch erleichtert und stolz. Boris Herrmann winkte mit dem roten Leuchtfeuer und der deutschen Fahne, hielt Töchterchen Malou (Marie-Louise) fest an der Hand und ließ sich bei der langsamen Kanalfahrt hinein in den Port Olona von der Menge feiern. Ehefrau Birte Lorenzen-Herrmann, Hündin Lilli und sein Team begleiteten ihn auf diesen letzten Metern seiner zweiten Vendée Globe, die er am späten Mittwochabend nach strapaziösen 80 Tagen, 10 Stunden, 46 Minuten und 41 Sekunden auf Platz zwölf beendet hatte.
"Glücklich, zurück in der Welt zu sein"
Eine zeitnahe Einfahrt in den Hafen von Les Sables-d'Olonne war aufgrund der stürmischen See und der Tide nicht möglich gewesen, und so verbrachte der Hamburger Skipper eine letzte Nacht an Bord seiner Malizia - Seaexplorer, bevor ihm am Morgen
Team-Mitgründer Pierre Casiraghi unangekündigt auf die Koje sprang - der erste echte soziale Kontakt seit dem Start am 10. November.
"Ich bin total erleichtert und glücklich, zurück in der Welt zu sein", sagte Herrmann der ARD nach der Jubelfahrt durch den Kanal mit Tausenden Segelfans. Kurz hinter ihm folgte die Britin Samantha Davies, die im Klassement 13. geworden war. "Der Channal war großartig, eine tolle Energie. Es ist toll zu sehen, wieviel Begeisterung dieses Rennen auslöst. Ein schöner Moment, der einem die Leichtigkeit zurückgibt", schwärmte der Norddeutsche.
Jede Menge Frust und viel Kampf
Denn auch wenn bei der Ankunft die Euphorie überwog, sah man dem gebeutelten Seemann die Strapazen der Solo-Weltumrundung an, die allzu oft nicht nach seinen Vorstellungen gelaufen war. Als Mitfavorit und mit großen Ambitionen gestartet, segelte er frühzeitig der Spitze hinterher, brachte sich immerhin wieder in Reichweite einer Top-Fünf-Platzierung, bevor ihm eine ganze Reihe von Problemen - darunter ein unbrauchbares Foil - jede gute Aussicht auf einen zufriedenstellenden Rang und auch den letzten Nerv raubten.
"Das Rennen ist eine intensive Lebenserfahrung, die ich nicht missen möchte."
— Boris Herrmann
Bis zur Ziellinie kämpfte der gebürtige Oldenburger dennoch, nicht mehr um das sportliche Abschneiden, aber gegen den Frust, gegen das mächtige Sturmtief "Herminia", ums Ankommen und um sein Boot. Erst beim Anlegen hatte Neptun endlich ein Einsehen und schickte dem nunmehr sechsmaligen Weltumsegler einige Sonnenstrahlen. Genüsslich köpfte Herrmann den obligatorischen Schampus und gönnte sich und seiner malträtierten Yacht einen ordentlichen Schluck aus der Pulle.
Am Ende überwiegt der Stolz
"Seit Kap Hoorn hatte ich nur Probleme. Ich war im Rennen zurückgekommen mit Platz sechs vor Brasilien, dann hatte ich etwas Pech, aber dafür war es spannend bis zum Schluss an Bord", schilderte der 43-Jährige: "Es war ein sehr intensives Abenteuer und ich werde das Rennen sicher nicht so schnell vergessen." Trotz aller Schwierigkeiten und Enttäuschungen überwog am Ende das Positive: "Ich bin stolz. Nur ein kleiner Kreis hat die Vendée zweimal gefinisht."
Und dabei soll es nicht bleiben. Bei der nächsten Solo-Weltumseglung nonstop um den Globus will Herrmann wieder dabei sein. "Meine Lust auf die Vendée Globe habe ich durch die Ereignisse der letzten Monate nicht eingebüßt. Aller guten Dinge sind drei", sagte der Hamburger, der bei seiner Premiere vor vier Jahren einen starken fünften Platz belegt hatte: "Wir geben uns Mühe, dass wir einige der Erfahrungen dieser Vendée Globe umsetzen können in hoffentlich dann eine Podiumsplatzierung."
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Sportclub | 30.01.2025 | 14:45 Uhr