Fußball | 3. Liga Neuer Aue-Coach Härtel mit Demut vor der 3. Liga
Jens Härtel ist als Trainer von Erzgebirge Aue vorgestellt worden. Für den Fußballlehrer geht es nun darum, schnellstmöglich die Mannschaft kennenzulernen. Eine Kampfansage vermied er.
Nun ist er auch offiziell der neue Trainer von Erzgebirge Aue: Am Donnerstag (2. Januar 2025) wurde Jens Härtel beim Drittligisten vorgestellt, nachdem der Verein Mitte Dezember verkündete hatte, dass der 55-Jährige die Nachfolge von Pavel Dotchev antreten wird.
Härtel ist nach der langen Pause heiß
"Die Vorfreude ist groß. Wenn man als Trainer 14 Monate zu Hause ist, dann brennt man förmlich, wieder mit einer Mannschaft auf dem Platz zu stehen", sagte Härtel. In Aue gebe es gute Voraussetzungen, der Verein stehe in der Tabelle mit 29 Punkten ordentlich da. Unter Interimstrainer Jörg Emmerich hatte es in den letzten drei Spielen des Jahres sechs Punkte gegeben, darunter das historische 6:4 in Sandhausen. "Das ist eine gute Ausgangsposition für uns", so der neue "Veilchen"-Coach.
Nun gehe es für ihn darum, in den ersten Einheiten und dann vor allem im Trainingslager die Mannschaft im Gesamten und die Spieler im Einzelnen richtig kennenzulernen. Änderungen am Kader will er zunächst nicht vornehmen und stattdessen das Beste aus den vorhandenen Akteuren rausholen. Vor allem bei den Standardsituation - sowohl im Ausnutzen der eigenen, als auch beim Verteidiger der gegnerischen - und beim Umschaltverhalten nach Ballverlust hat Härtel einige Ansatzpunkte gefunden, die er bearbeiten will. Zudem will er mehr Flexibilität in den Systemen, um im Spiel gezielter auf einzelne Situationen reagieren zu können: "Es gehört für mich schon dazu, dass eine Mannschaft Dreierkette, Viererkette und Fünferkette spielen kann und in der Lage ist, diese Dinge kurzfristig anpassen zu können."
Aufstiegsansage bleibt aus
Ein konkretes Ziel, etwa den Aufstieg, wollte sich der neue Chefcoach noch nicht entlocken lassen: "Es geht darum, Spiele zu gewinnen. Wir werden uns jetzt nicht hier hinstellen und sagen, das Ziel ist unbedingt die 2. Liga. Wir sind ambitioniert und wollen das Maximum, was wir erreichen können." Er verwies darauf, wie eng es in der Liga zugeht und was alles möglich sei: Aufsteiger Cottbus steht oben, während Zweitliga-Absteiger Osnabrück sich im Tabellenkeller wiederfindet. "Man muss eine gewisse Demut für diese Liga haben."
Schon 2022 gab es eine Anfrage
Dass Härtel nun in Aue gelandet ist, ist kein Zufall. Eine Verbindung zwischen ihm und dem "Kumpelverein" bestand schon länger: "Den ersten Kontakt gab es nach meiner Freistellung in Rostock 2022, damals hat es aber aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert. Diesmal war es eine ganz andere Situation." Er kenne die Region recht gut, auch wenn er mit seinen Mannschaften nicht so häufig im Erzgebirge zu Gast war. "Ich habe immer mitbekommen, was hier passiert. Wenn man sieht, was hier entstanden ist und was für eine Wucht dieser Verein in einer Stadt mit 18.000 Einwohnern entwickelt, ist es klar, dass es Spaß macht, hier zu arbeiten", erklärte Härtel weiter.
Härtel kann Aufstiege
Wie man einen Verein von der 3. in die 2. Liga führt, hat Härtel schon zwei Mal unter Beweis gestellt. Vor seiner letzten Station bei Eintracht Braunschweig (Juli bis Oktober 2023) war er über drei Jahre bei Hansa Rostock aktiv und schaffte mit den Ostsee-Kickern den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Nach dem recht souveränen Klassenerhalt 2021/22 musste er in der Folgesaison nach 15 Spieltagen seinen Hut nehmen. Mit 1397 Tagen hat er aber die längste durchgehende Amtszeit aller Hansa-Trainer nach der Wende.
Zuvor gelang Härtel bereits bei seinem anderen Herzensverein, dem 1. FC Magdeburg, der Sprung ins Bundesliga-Unterhaus. Nach der Amtsübernahme 2014 gelang ihm mit den Blau-Weißen zunächst der Aufstieg aus der Regionalliga in die 3. Liga und drei Saisons später der Sprung in Liga zwei. Im Herbst 2018 war dann aber Schluss an der Elbe.
Dotchev-Aus mit Ankündigung
Der Trainerposten in Aue war freigeworden, weil die Vereinsführung Anfang Dezember das Vertrauen in die Arbeit von Pavel Dotchev verloren hatte. Nachdem bekannt wurde, dass der auslaufende Vertrag des Bulgaren nicht verlängert wird, gab es bereits atmosphärische Spannungen beim FCE. Nach zwei weiteren Niederlagen entschied man sich für die sofortige Trennung. Kurios: Als Dotchev 2019 bei Hansa Rostock entlassen wurde, hieß sein Nachfolger Jens Härtel.
SpiO