Jubel nach dem 1:1 durch Martijn Kaars.

2. Bundesliga Mit "Konsequenz" ins dritte Jahr - der 1. FC Magdeburg im Teamcheck

Stand: 02.08.2024 10:45 Uhr

Damit es kein erneutes Zittern um den Klassenerhalt gibt, benötigt der 1. FC Magdeburg in seiner dritten Zweitligasaison in Folge vor allem eines: Konstanz. Dafür sollen nicht zuletzt die Neuzugänge sorgen.

So einfach kann es gehen: Silas Gnaka fängt den Ball am Mittelkreis ab, über drei Stationen landet das Spielgerät per One-Touch-Fußball bei Baris Atik. Der findet mit einem perfekt getimten Schnittstellenpass Martijn Kaars, der Rest ist für den Neuzugang Formsache.

Mit dem jüngsten 1:1 im Testspiel gegen Bundesligist VfL Bochum hat der 1. FC Magdeburg rund zwei Wochen vor dem Start in die neue Zweitligasaison ein Achtungszeichen gesetzt und sein spielerisches Potenzial einmal mehr angedeutet. Dass es aber auch in der dritten Spielzeit in Folge in der 2. Bundesliga nur um den Klassenerhalt geht, dürfte beim FCM jedem bewusst sein.

1. FC Magdeburg feiert stimmungsvolle Saisoneröffnung

So lief die vergangene Saison

Versöhnlich. Das war das Wichtigste. Fast über die gesamte Saison steckte der FCM im Abstiegskampf, ehe am vorletzten Spieltag der Klassenerhalt eingetütet wurde. Dabei hatte alles furios begonnen: Magdeburg begeisterte zunächst mit Hurra-Fußball, sorgte beim 6:4 gegen Hertha BSC für eines der spektakulärsten Spiele der Saison und kratzte zwischenzeitlich an den Spitzenplätzen.

Dann allerdings folgte eine Talfahrt, die nur phasenweise durchbrochen werden konnte. Immer wieder brachte sich der FCM durch individuelle Fehler um den Lohn. Zwischenzeitlich blieb man sechs Spiele in Serie sieglos - trauriger Höhepunkt: die historische 0:7-Niederlage beim Karlsruher SC am 26. Spieltag.

Bemerkenswert: Auf einem Abstiegsplatz fand sich Magdeburg aber während der gesamten Saison nicht wieder. Auch, weil sich die Defensive im Saisonendspurt Stück für Stück stabilisieren konnte.

So lief die Vorbereitung

In der Summe gut. Allerdings waren die bisherigen Gegner mit Ausnahme des VfL Bochum (1:1) und des FC Zürich (4:0 und 1:1) nicht aus der Kategorie oberstes Regal. Magdeburgs Trainer Christian Titz zeigte sich insgesamt zufrieden, auch wenn noch viel Arbeit wartet. "Wir haben uns schnell als Team zusammengefunden. Aber es ist gut, dass wir noch zwei Wochen Zeit haben."

"Gut, dass wir noch zwei Wochen Zeit haben"

Aufschluss über die aktuelle Form vor dem Start in die neue Saison gegen die SV Elversberg am 3. August dürften vor allem die beiden letzten Testspiele gegen den englischen Zweitligisten Norwich City (26. Juli) und einen Tag später gegen Sampdoria Genua aus der italienischen Serie B geben.

Wer ist gekommen, wer gegangen?

Unter den zehn externen Neuzugängen sind bis dato vor allem Philipp Hercher und Martijn Kaars hervorzuheben. Hercher kam mit reichlich Zweitligaerfahrung vom 1. FC Kaiserslautern und soll für Tempo auf der rechten Außenbahn sorgen. In der Vorbereitung überzeugte der 28-Jährige mit solider Defensivarbeit und strahlte zudem Torgefahr aus. Er könnte ein Kandidat für die Startelf sein, ebenso wie Kaars. Mit dem 25-jährigen Niederländer verpflichtete man laut Sportgeschäftsführer Otmar den "Wunschspieler für den Sturm". Kaars wurde bei Ajax Amsterdam ausgebildet und soll in Magdeburg den Abgang von Luca Schuler im Sturmzentrum kompensieren.

FCM-Neuzugang Martijn Kaars.

Martijn Kaars, Magdeburgs "Wunschspieler" im Angriff.

Auch die Verpflichtung von Marcus Mathisen zeigt, dass man in Magdeburg auf Erfahrung setzt. Der 28-jährige Innenverteidiger aus Dänemark gehörte in der vergangenen Saison zum Stammpersonal bei Zweitligaabsteiger Wehen Wiesbaden und könnte für die nötige Stabilität in der vergangenen Saison ein ums andere Mal patzenden Abwehr sorgen. "Wir haben Konsequenz verpflichtet", erklärte Titz. "Wir wollten Spieler, die die Lücken schließen, wenn wir nach vorne spielen. Spieler mit Mentalität und Tempo."

Neben Schuler (zu Hertha BSC) musste der FCM mit Daniel Elfadli (zum Hamburger SV) einen weiteren Stammspieler an die direkte Konkurrenz abgeben. Der Mittelfeldspieler wird schwer zu ersetzen sein. Mit Amara Condé (zum SC Heerenveen) ging zudem der bisherige Kapitän von Bord.

Der Trainer

Christian Titz geht in seine fünfte Saison als FCM-Trainer. Die positive sportliche Entwicklung vom potenziellen Drittligaabsteiger zum möglicherweise bald etablierten Zweitligisten ist in erster Linie sein Verdienst. Sein mutiger, ballbesitzorientierter Spielansatz steht für ansehnlichen Fußball. In der vergangenen Saison hielt kein Team durchschnittlich länger den Ball in den eigenen Reihen als Magdeburg (60 Prozent). Das meist flache Kombinationsspiel ermöglicht es immer wieder, Lücken in der gegnerischen Abwehr zu reißen.

Der konsequent hohe Spielaufbau birgt aber auch Gefahr. In Umschaltmomenten fehlte dem FCM oft der Zugriff, hinzu kamen immer wieder teils kapitale individuelle Aussetzer, die den Gegner zu Toren einluden. Das war auch im Test gegen Bochum vor dem Gegentor zu beobachten. Titz stand aufgrund seiner offensiven Spielidee in der Vergangenheit ein ums andere Mal im Zentrum der Kritik der Fans. Dank der Erfolge der vergangenen Jahre, inklusive überstandener sportlicher Krisen, sitzt der 53-Jährige aber fest im Sattel.

Christian Titz

Christian Titz gibt die Richtung für die kommende Saison vor.

Die Kapitänsfrage

Noch hat sich Titz nicht festgelegt, wer die Kapitänsbinde von Condé übernimmt. Die Entscheidung werde erst nach den letzten beiden Testspielen fallen. Zuletzt führte Keeper Dominik Reimann den FCM im Test gegen Bochum als Kapitän aufs Feld und traut sich nach eigener Aussage zu, die "Mannschaft zu führen." Aber auch Spielmacher Baris Atik dürfte zu den Kandidaten gehören. "Es gibt bei uns mehrere gute Charaktere", die für das Amt in Frage kommen, versicherte Titz.

FCM-Torwart Dominik Reimann: "Kann eine Mannschaft führen"

Das ist vom FCM zu erwarten

Das primäre Ziel Klassenerhalt ist für Magdeburg in jedem Fall drin. Die Achse mit Spielern wie Reimann, Tobias Müller und Atik steht, kennt die 2. Liga und dürfte auch in der kommenden Saison den einen oder anderen Favoriten vor Probleme stellen. Der Kader wurde punktuell, aber sinnvoll verstärkt. Gelingt es, die Neuzugänge zügig zu integrieren und überdies die Fehleranfälligkeit in der Defensive abzustellen, könnte Magdeburg endlich die in der Vergangenheit vom sportlichen Geschäftsführer Otmar Schork mehrfach herbeigewünschte "sorgenfreie" Saison gelingen.

jsc