Trainer Karsten Oswald (VFC Plauen)

Fußball | Regionalliga Karsten Oswald (VFC Plauen): "Wir werden Spiele nicht kampflos hergeben"

Stand: 22.07.2024 18:41 Uhr

Aufsteiger VFC Plauen geht als klarer Außenseiter in die kommende Saison. Doch die Vorfreude rund um den Verein ist enorm und Cheftrainer Karsten Oswald zeigt sich im Interview mit SPORT IM OSTEN durchaus zuversichtlich.

  • SPORT IM OSTEN: Nach neun Jahren in der Oberliga ist der VFC Plauen zurück in der Regionalliga. So kurz vor dem Saisonstart: Wie groß ist die Vorfreude und wie ist der Stand in der Mannschaft?

Karsten Oswald: "Die Vorfreude ist nach dem verspäteten Aufstieg natürlich riesengroß. Letztendlich war es aber mit Beginn der Vorbereitung für uns, die das Tagesgeschäft führen, abgeschlossen. Wir mussten in kürzester Zeit alles Umstellen und ich hoffe, dass uns das gut gelungen ist. Im Vogtland ist die Vorfreude ebenso enorm, nachdem wir doch eine Zeitlang von der fußballerischen Landkarte verschwunden waren und uns nun wieder mit den großen Mannschaften duellieren dürfen."

  • Die Generalprobe am vergangen Wochenende gegen Slavia Karlsbad ist geglückt, unter dem Strich steht ein 2:0-Erfolg. Welche Stärken ihres Teams hat die Vorbereitung offenbart und wo sehen sie noch Verbesserungsmöglichkeiten?

Karsten Oswald: "Verbesserungsmöglichkeiten hat man immer und überall. Dass wir aber auch über gewisse Fähigkeiten verfügen, das wissen wir. Deswegen sind wir auch aufgestiegen. Wir sind ein junges und hungriges Team, das muss unser Plus sein. Auf der anderen Seite verfügen wir noch nicht über die ganz große Erfahrung auf diesem Niveau. Da gilt es für das gesamte Umfeld, für alle in der Stadt und die, die den Verein leben, Geduld zu beweisen und den Jungs auch Fehler zu verzeihen."

Trainer Karsten Oswald (VFC Plauen)

Archivbild: Trainer Karsten Oswald (VFC Plauen) im Testspiel gegen Erzgebirge Aue

  • Ist der Kader komplett? Auf welchen Positionen suchen Sie noch Verstärkungen?

Karsten Oswald: "Grundsätzlich sind wir komplett. Es kann sein, dass wir dem ein oder anderen Spieler noch Spielzeit bei anderen Teams ermöglichen wollen, damit sie dort Spielpraxis sammeln können. Doch unser aktuelles Ziel ist es, das Team optimal vorzubereiten. Trotz der verringerten Trainingseinheiten, die uns gegenüber den anderen Mannschaften fehlen werden."

  • Was sind ihre Saisonziele für die kommende Spielzeit?

Karsten Oswald: "Als Aufsteiger ist natürlich der Klassenerhalt das primäre Ziel. Das ist eine sehr schwere Aufgabe. Bedingt durch die Umstände, dass die Spieler noch einem regulären Beruf nachgehen und dementsprechend geringere Regenerationszeiten bleiben. Das ist aber nicht schlimm. Wir wussten, worauf wir uns da einlassen. Und nun geht es darum, die Leistung abzurufen und präsent zu sein."

  • Die Euphorie rund um den Aufstieg war groß. Wie stellt man als Coach sicher, dass das Team dieses Gefühl mit in die neue Saison transportieren kann?

Karsten Oswald: "Das haben die Jungs im Grunde selbst gemacht. Wir haben ihnen nur klargemacht, dass wir dieses Abenteuer schaffen können. Es wird gleichzeitig aber auch ein riesen Aufwand für alle sein, neben einer 40-Stunden-Woche noch Fußball auf diesem Niveau zu spielen. Wir trainieren immer abends um 18 Uhr, dabei haben wir das wöchentliche Pensum um eine Trainingseinheit erhöht. Viel mehr ist nicht machbar, denn die Jungs brauchen ja auch Phasen mit ihren Familien und Freunden. Das wird unheimlich zeitaufwändig, aber die Jungs wollten das und nun ziehen wir es durch. Für uns als Trainierteam ist es wichtig zu wissen, dass wir sie da belasten können. Ich glaube, wir werden an der Mannschaft viel Spaß haben."

Im Bild von links - Torwart Jakob Pieles 12, Plauen und Trainer Karsten Oswald, VFC Plauen.

Archivbild: Trainer Karsten Oswald (VFC Plauen) mit Torwart Jakob Pieles beim Spiel gegen Dresden im Landespokal Sachsen 2024.

  • Was den Etat angeht, rangiert der VFC Plauen in den unteren Regionen der Tabelle. Wie kann man diese finanzielle Lücke sportlich auf dem Feld überwinden

Karsten Oswald: "Ganz einfach: Im Fußball musst du Leistung bringen. Wenn der Schiedsrichter das Spiel anpfeift, ist es unwichtig, ob der Spieler Summe X und der andere Spieler Summe Y kriegt. Wichtig ist: Man muss mit dem Kopf bei der Sache sein, einen klaren Gedanken haben und wissen, was man will. Das könnte unser Vorteil sein, denn die Jungs wissen noch nicht ganz, worauf sie sich da eingelassen haben. Aber sie sind heiß auf die Saison, sie wollen Fußball spielen und das zählt, unabhängig vom Finanziellen. Unser Job im Tagesgeschäft ist es, die Mannschaft zu betreuen und Situationen im Training schaffen, die im Spiel auf das Team zukommen wird. Was dann final dabei rauskommt, man wird sehen."

  • Wer sind die Auf- und Abstiegskandidaten der Liga?

Karsten Oswald: "Weit vorne erwarte ich Chemnitz und Altglienicke, zwei Teams die unheimlich investiert haben. Greifswald dürfte wieder eine Rolle spielen. Beide Leipziger Mannschaften, der BFC. Da könnte ich einige aufzählen. Wer sich mit der unteren Tabellenregion auseinandersetzen wird, da kann man ein Stück weit die Tabelle der vergangenen Saison betrachten. Ich will mir aber nicht anmaßen, eine Beurteilung abzugeben. Wir wären gut damit beraten, uns auf uns selbst zu konzentrieren. Und wenn es am Ende mit dem Klassenerhalt nicht klappen sollte, dann wird der Fußball in Plauen auch nicht untergehen. Wir werden Spiele verlieren, wir werden sie aber nicht kampflos hergeben."

  • Plauen eröffnet die Saison vor den heimischen Fans, der Gast heißt Viktoria Berlin. Was können wir von diesem Spiel erwarten?

Karsten Oswald: "Zunächst erwarten wir ein volles Stadion. Das haben die Jungs sich verdient. Wie der Gegner dann auftritt, ist ein Stück weit ein großes Fragezeichen. Viktoria hat sich stark verändert, viele Spieler haben den Verein verlassen, neue sind dazu gekommen. Ihre Ergebnisse in den Testspielen waren schwankend. Letztendlich war es aber nur die Vorbereitung. Wir werden am Sonntag eine Truppe auf den Platz bringen, die gewinnen will. Auf Unentschieden spielen wollen wir nicht, können wir auch nicht. Zuhause haben wir unsere Stärken und das wollen wir am ersten Spieltag zeigen."

Das Interview führte Sebastian Bondrea