Deutsche Erfolge im Triathlon ...und am Ende gewinnen immer die Deutschen
Triathlon ist ein Sport, bestehend aus drei Disziplinen – und am Ende gewinnen immer die Deutschen. Warum ist das so? Eine Spurensuche.
Wahrscheinlich werden einige so gedacht haben als zu später Stunde am Samstagabend Patrick Lange mit seinem Siegerkranz auf dem Kopf an der Ziellinie in Kailua-Kona stand und die letzten Amateursportler der diesjährigen Ironman-Weltmeisterschaft in Empfang nahm. So ist es guter Brauch. Und irgendwie gehört es mittlerweile auch dazu, dass eben jener strahlende Champion ein Deutscher ist.
Von den vergangenen acht Männer-Rennen auf Hawaii ging der Sieg sieben Mal nach Deutschland – beeindruckend. Dazu ein Sieg bei den Frauen, zahlreiche Podestplatzierungen und in diesem Jahr auch noch der Triumph von Laura Philipp bei der in Nizza ausgetragenen WM der Frauen. Deutschland ist zweifelsfrei eine Macht im Triathlon. Neben den beiden Ironman-Titeln für Lange und Philipp gab es ja auch noch Gold bei den Olympischen Spielen in Paris für die Mixed-Staffel und man stellt sich die Frage: Warum sind die Deutschen so gut?
Warum sind die Deutschen so gut?
"Den einen Grund gibt es nicht", sagt ARD-Triathlon-Experte Sebastian Kienle. Der 40-Jährige hat 2014 selbst die WM auf Hawaii gewonnen und somit den Startschuss gegeben für die goldene Generation um Jan Frodeno, Anne Haug, Lange und Philipp. Die ersten Siege dieser Truppe hätten einen "Aufwärtsstrudel" erzeugt, findet Kienle. "Es entsteht ein sich selbst verstärkender Trend." Was der Ex-Champion meint: Ein deutscher Sieg führt zu Aufmerksamkeit in den Medien, das lockt Sponsoren an, die Geld in den Sport geben und so immer mehr Athleten ermöglicht wird, ihr Hobby zum Beruf zu machen.
"Solche Wellenbewegungen gab es in unserem Sport schon immer", sagt Kienle. Erst räumten die US-Amerikaner für Jahre alles ab, dann dominierten die Australier und nun eben die Deutschen. Wobei viele vermuteten, dass die deutsche Dominanz so langsam ihr Ende erreichen würde. Zu stark präsentierten sich zuletzt die Skandinavier aus Norwegen und Dänemark, manch einer sah da schon eine neue Ära kommen – und dann wird Deutschland Doppelweltmeister.
Trainer auf Weltklasse-Niveau
Solche Erfolge sind natürlich nicht nur Erfolge der jeweiligen Sportler, sondern auch ihrer Trainer – und davon gibt es in Deutschland erstaunlich viele auf Weltklasse-Niveau. Das mag auch ein Grund für die Vormachtstellung auf der Langdistanz sein. Egal ob Dan Lorang, Ben Reszel, Philipp Seipp oder Björn Geesmann – andere Nationen beneiden die Deutschen dafür. Exemplarisch stehen dafür die beiden Titel in diesem Jahr. Seipp coachte seine Frau Laura Philipp zum Sieg in Nizza, weil er beharrlich in den vergangenen Jahren einen Plan verfolgte. Step by Step, nie den Fokus verlierend, immer das große Ganze im Hinterkopf. Und Ben Reszel führte Lange zum Sieg, weil er ihm mit einfachen Kniffen die Angst vorm Schwimmen nahm und eine clevere Renntaktik austüftelte.
Neben den Erfolgen der Goldenen Generation und dem großen Trainer-Reservoir sei laut Kienle aber auch die Infrastruktur in Deutschland ein Grund für die aktuelle Ära. "Auch wenn das immer mal kritisiert wird: Wir haben noch immer viele Schwimmbäder mit 50-Meter-Bahnen", so Kienle. Das sei extrem wichtig.
Die Frage wird sein, was passiert, wenn die aktuell so erfolgreiche Garde irgendwann abtritt? Kienle und Frodeno sind schon im Ruhestand, Lange kündigte an, dass in zwei Jahren sein letztes Hawaii-Rennen anstehen könnte. Schließlich ist er auch schon 38, Laura Phillipp 37, Anne Haug 41. Auf der Mitteldistanz, von wo aus die Athleten in der Regel den Sprung zur Langdistanz wagen, "sind wir gut aufgestellt", findet Kienle. "Aber das wird kein Selbstläufer. Es kann sein, dass es auch mal vier, fünf Jahre schwierig wird." Man mag es irgendwie kaum glauben.