Fußball | 3. Liga "Hier kann was wachsen" - Dynamo Dresden zeigt gegen Cottbus erst Nerven, dann Wucht
Was war das für ein Spiel! Dynamo Dresden schoss sich nach 0:2-Rückstand gegen Cottbus noch zum 4:2-Sieg. Mitverantwortlich für den perfekten Heim-Auftakt: Taktische Änderungen des Trainers und die Kraft der Fans.
Ein Heimspiel bei Dynamo Dresden ist dann doch etwas Besonderes. Das wusste Dynamo-Coach Thomas Stamm nach dem 4:2-Sieg am Freitag (09.08.2024) gegen Energie Cottbus: "Was die Fans hier abreißen, ist einmalig. Das ist in Deutschland mit das Beste, was man hat."
Fünf Neuzugänge in der Startelf - "Bisschen Nervosität"
Die besondere Atmosphäre bekamen auch die fünf Neuzugänge, die Stamm im Ostderby in die Startelf stecke, hautnah mit. Mit allen Begleiterscheinungen – motivierend aber auch mit Druck. Und fast wäre es schiefgegangen. "Da war ein bisschen Nervosität, unsaubere Pässe. Da hat man diese Wucht im Stadion gemerkt, das schüttelt man nicht mal so einfach weg", analysierte Dynamo-Routinier Stefan Kutschke.
Der Angreifer und Kapitän hatte den Neulingen zwar mit auf den Weg gegeben: "Das soll kein Druck sein, es ist ein Privileg, hier zu spielen". Doch, so analysierte Stamm später: "Wir haben uns in den ersten 20 Minuten nicht mit Ruhm bekleckert. Wir waren nicht sehr griffig, waren unsauber mit dem Ball, hatten viele Fehlpässe." Nach 20 Minuten und einigen individuellen Fehlern lag Dynamo 0:2 hinten.
Stamm: "Haben immer Plan B"
Im Defensivverbund hatte Stamm mit Tormann Tim Schreiber, Lukas Boeder und Aljaz Casar gleich drei Neue auflaufen lassen. Zudem erlebten Oliver Batista Meier im Mittelfeld und Philip Heise auf den Außen ihr erstes Heimspiel im Rudolf-Harbig-Stadion. Rückkehrer Heise, der nach fünf Jahren wieder das Dynamo-Trikot trug, nahm das 0:1 "komplett auf meine Kappe."
Kutschke: "Haben Stadion angezündet"
Ein Elfmeter und eine taktische Umstellung brachte Dynamo ins Spiel zurück. "Wir haben immer einen Plan B für ein Spiel", sagte Stamm, der in der Abwehr auf Viererkette umstellte. "Danach lief es besser mit dem Ball." Beim 1:2-Anschluss durch Kutschke (26.) und per Foulelfmeter zeigte sich dann die positive Kraft des ausverkauften Harbig-Stadions: "Es ist uns gelungen, dass wir das Stadion angezündet haben", so Torschütze- und Dynamo-Sprachrohr Kutschke.
Besonderes Menzel-Tor - "Erfüllt mich mit Stolz"
Noch vor der Pause brachte Tony Menzel (31.) Dresden mit einem überlegt abgeschlossenen 2:2 nach Konter endgültig ins Spiel zurück. Das Tor war ein Treffer mit Symbolkraft – nicht nur für den Spielverlauf gegen Cottbus. Der 19-jährige Menzel kommt aus der eigenen Jugend und durfte erstmals in einem Heimspiel von Beginn an ran. "Mich erfüllt das mit Stolz", bewertete Kutschke das Menzel-Tor. "Paul Lehmann, Tony Menzel, Jonas Oehmichen – das sind die Jungs aus der Stadt. Das sind die Jungs, die seit der Jugend hier im Verein spielen, diese müssen wir fördern. Bei den dreien sieht man, dass sich Geduld auszahlt." Coach Stamm stimmt zu: "Die Tür ist offen, wenn man gute Leistung zeigt."
2:2-Torschütze Menzel.
2. Halbzeit: Spiel auf ein Tor
Und diese gute Leistung zeigte Dynamo vor allem nach der Pause: Nach fast ausgeglichenen 9:7-Torschüssen der ersten Hälfte wurde es nach der Pause mit 12:2 Schüssen fast ein Spiel auf ein Tor. Dresden hatte 45:21 gefährliche Angriffe. Und Stamm war zufrieden: "Wir waren deutlich klarer und sauberer, die taktischen Umstellungen haben geholfen."
Robin Meißner (78.) und Philip Heise (90.+1) drehten das Spiel endgültig für Dynamo, das mit zwei Siegen nach zwei Spielen vorerst von der Drittliga-Tabellenspitze thront.
Heise: "Hier kann was wachsen"
Die Tabellenspitze ist eine Momentaufnahme. Doch bei Dynamo schaut man positiv in die Zukunft: "Es ist noch nicht top, aber es gibt eine Steigerung", so Kutschke. 3:2-Torschütze Meißner hat beobachtet: "Wie wir zusammengewachsen sind, da sieht man, dass was entstehen kann." Und Rückkehrer Heise resümiert: "Mit gefällt die Spielidee vom Trainer. Hier kann was wachsen."
Wollitz: "Selten so respektvoll behandelt worden"
Und sogar Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz konnte der Reise nach Dresden etwas Positives abgewinnen. Der durch sein emotionales Auftreten umstrittene Coach, der nach einer Roten Karte in Dresden nur auf der Tribüne saß, lobte die Atmosphäre: "Ich bin hier sehr angenehm behandelt worden. Das ist selten so respektvoll wie hier in Dresden." Und so hat auch der Coach der Gäste etwas mitnehmen können von der ganz besonderen Atmosphäre in Dresden.
Dirk Hofmeister