
Fußball | Regionalliga Gala-Auftritt: Rot-Weiß Erfurt lässt Carl Zeiss Jena abblitzen
Was für eine Sahne-Halbzeit! Rot-Weiß Erfurt hat Carl Zeiss Jena in den ersten 45 Minuten vorgeführt. Nach dem schnellen Anschluss wackelte RWE nur kurz.
Nach zwei Derby-Pleiten in dieser Saison hat Rot-Weiß Erfurt im dritten Duell eiskalt zurückgeschlagen und Carl Zeiss Jena mit 3:1 besiegt. Die Kicker aus dem Paradies waren am Dienstagabend (8. April) personell arg gebeutelt und in der ersten Halbzeit komplett überfordert. Damit bleibt RWE (vorerst) die tabellarische Nummer 1 in Thüringen.
In der ersten Hälfte passt bei Erfurt alles
Benjika Caciel (7.) bescherte dem Team von Fabian Gerber einen Traumstart, Torjäger Obed Ungondu (20./43.) legte noch vor dem Wechsel nach. Als Kay Seidemann direkt nach der Pause auf 1:3 verkürzte, schöpfte Jena Hoffnung. Vergebens. Insgesamt fehlten Entschlossenheit und Glück, um im 110. Thüringenderby die Punkte zu entführen.

Til-Linus Schwarz schreit seine Freude heraus.
"Wir haben 90 Minuten ein überragendes Spiel gemacht. Die Jungs haben überragend Fußball gespielt, gekämpft und waren eklig. Nach dem Anschlusstreffer musst du aufpassen, dass du nicht umfällst. Das haben die Jungs überragend gemeistert", sagte RWE-Trainer Fabian Gerber bei SPORT IM OSTEN und kündigte mit Blick auf die restlichen sechs Spiele an: "Nach dem Derbysieg wird sich keiner zurücklehnen, wir geben weiter Vollgas."
Erfurt überrascht schon vor dem Anpfiff
Die erste Überraschung gab es schon vor dem Anpfiff: Erfurts Spielmacher Marco Wolf stand trotz Nasenbeinbruch überraschend in der Startelf. Dabei hatte Gerber einen Einsatz am Montag noch ausgeschlossen. Wolf spielte mit Maske, testete erst am Dienstagmorgen und gab grünes Licht. Auch die gesperrten Til Schwarz, Robin Fabinski, Jeremiaha Maluze und Obed Ugondu kehrten in die Startelf zurück.
Jena hätte im Derby sicher auch gern überrascht, musste aber improvisieren, weil neben dem gesperrten Torjäger Erik Weinhauer, (16 Treffer) auch noch Maurice Hehne und Hamza Muqai ausfielen. Also setzten die Zeiss-Kicker im Derby auch notgedrungen auf Stallgeruch: zehn Spieler aus dem Kader stammten aus der eigenen Kaderschmiede.

Tolle Choreo und auch viel Pyro begleiteten das Derby.
Ugondu mit Doppelpack
Die ersatzgeschwächten Jenaer waren chancenlos und wurden von Erfurt förmlich überrollt. Schon nach sieben Minuten jubelten die Gastgeber! Benjika Caciel tanzte in der siebten Minute durch den Strafraum und drückte aus vollem Lauf ab. Der Ball zappelte aus 13 Metern unhaltbar im Winkel. Jena wackelte und fiel in der 20. Minute erneut. Der bärenstarke Obed Ungondu wurde großartig von Phillip Aboagye in Szene gesetzt und musste aus Nahdistanz nur noch einschieben.

Fußballspieler Benjika Caciel (8; FC Rot-Weiß Erfurt) jubelt nach einem Tor.
Während Jena keinen Zugriff bekam, machte Erfurt weiter Dampf und jubelte tasächlich vor der Pause noch einmal. Nach einer Kopfballvorlage ging Ugondu auf und davon, umkurvte noch Jenas Keeper Marius Liesegang und schob elegant mit links ins lange Eck. Jena verbuchte in den ersten 45 Minuten nur eine halbe Chance und wirkte geistig und körperlich nicht auf der Höhe.
Jena: Blitzstart dank Seidemann
Das änderte sich nach dem Wechsel. Plötzlich spielten nur noch die Uluc-Schützlinge. Ausgerechnet der Ex-Erfurter Kay Seidemann, der mit viel Getöse im Sommer nach Jena gewechselt war, ließ Carl Zeiss wieder hoffen. Er stand nach einem abgefälschten Schuss von Maxim Hessel goldrichtig und tunnelte gedankenschell Ben-Luca Moritz.
Der frühe Treffer beflügelte Jena und machte das Spiel plötzlich wieder spannend. Erfurt verlor den Rhythmus und hatte Glück, dass Elias Löder aus Nahdistanz den Ball nicht optimal traf (58.). Erfurt überstand die Drangphase schadlos und brachte den ersten Derbysieg seit 2017 am Ende souverän ins Ziel.
Uluc: "Defensivarbeit war nicht in Ordnung"
"Wir waren defensiv in der letzten Linie leider überfordert. Die Defensivarbeit war nicht in Ordnung. Man ist enttäuscht, wenn man so ein Spiel in der ersten Halbzeit wegschmeißt. Die Bürde für die zweite Halbzeit war zu groß. Die Jungs haben nach der Pause alles reingeworfen. Knackpunkt war die 58. Minute als Elias Löder noch einmal durch war. Wenn da das 2:3 fällt, kann vielleicht noch etwas gehen", sagte Jena-Trainer Volkan Uluc.
sst