Wintersport | Rennrodeln Es geht wieder los: Taubitz, Langenhan und Co. rasen die Eiskanäle herunter
Auch für die Rennrodler beginnt am Wochenende die neue Saison. Im norwegischen Lillehammer will das deutsche Team angeführt von Julia Taubitz und Max Langenhan wieder die gewohnte Dominanz aufs Eis bringen.
Mit einem neuen Cheftrainer zu alten Erfolgen? Nach 16 Jahren und sagenhaften 119 Medaillen bei den verschiedenen Großereignissen wie Olympischen Winterspielen, Welt- und Europameisterschaften hatte sich Norbert Loch in die zweite Reihe verabschiedet und Patric Leitner die Leitung übertragen. Der geht die neue Aufgabe und gestiegene Verantwortung mit "Spaß" an - kann er auch, übernimmt er doch ein völlig intaktes Team.
Taubitz mit "Aussetzern" im Training
Da ist bei den Frauen natürlich Julia Taubitz zu nennen. Die Sportsoldatin aus Annaberg-Buchholz wird nach ihren Erfolgen im letzten Winter die Gejagte sein und ist schon heiß auf die ersten Rennen. "Ich freue mich sehr auf den ersten Weltcup am Wochenende", sagte sie im Gespräch mit SPORT IM OSTEN. Der Auftakt auf der Olympiabahn von 1994 in Lillehammer verspreche Spannung, die Bahn sei "sehr schwierig". Aber die Trainingsfahrten liefen gut, auch wenn es "ein paar Aussetzer" gab.
Erstmals seit fast fünf Jahren sind die Rodler und Rodlerinnen wieder im Süden Norwegens unterwegs und müssen sich entsprechend erst einmal zurechtfinden. Durch die tiefen Temperaturen sei das Eis "richtig knackig. Es gab schon ein paar wilde Fahrspuren - von uns allen. Ich bin da auch schon mal abgebogen." Aber Taubitz zeigte auch schon mal, was möglich ist, wenn Setup und Linie passen: "Ich bin auch schon ein paar Tausendstel unter Bahnrekord gefahren."
Julia Taubitz küsst die Trophäe für ihren Sieg im Gesamtweltcup. (Archiv)
Gänsehaut trotz Hitze in Paris
Ihre gesundheitlichen Probleme aus der Vorbereitung habe sie weitestgehend hinter sich, auch wenn sie noch "nicht bei 100 Prozent" sei. Einem Start in Lillehammer steht also nichts im Wege: "Ich fühle mich auf jeden Fall konkurrenzfähig." Im Sommer habe sie sich einen extra Schub Motivation mit einem Besuch bei den Olympischen Spielen in Paris geholt. "Da habe ich spontan nachts Flüge gebucht und bin am nächsten Tag los. Das hat mich unglaublich motiviert, als ich vor dem Eiffelturm stand. Ich habe eigentlich geschwitzt, weil es unglaublich warm war, aber hatte am ganzen Körper Gänsehaut, weil da die olympischen Ringe hingen."
Im vorolympischen Winter ist ein Highlight die Weltmeisterschaft in Whistler (Kanada) Anfang Februar, wo Taubitz wieder eine Medaille holen möchte. Dazu kommt das Weltcup-Finale in China, eine Bahn, mit der die 28-Jährige noch ein "Hühnchen zu rupfen" hat und auf der sie gerne den Gesamt-Weltcup verteidigen möchte. Zunächst gehe es aber erst einmal um etwas ganz Banales: "Ich will jedes Wochenende auf der Bahn die schönsten und schnellsten Fahrten der Woche zeigen, damit ich im Ziel sagen kann: 'Hey, das war ein geiler Lauf'." Welche Platzierungen dann dabei rausspringen, werde man sehen. Die Konkurrenz trainiere schließlich auch.
Langenhan verpasst nur einmal das Podest
Auch bei den Männern, wo in diesem Winter Max Langenhan der ist, den alle schlagen wollen. Der Thüringer war im Vorjahr der dominante Rodler im Weltcup. Bis auf eine Ausnahme stand er in jedem Rennen, an dem er teilnahm, am Ende auch auf dem Podest. Nur im letzten Sprintrennen der Saison wurde er, gehandicapt von einer Verletzung, Vierter. Das letzte Einzel ließ der zu diesem Zeitpunkt bereits feststehenden Gesamtsieger dann aus. Zudem holte er Gold bei den Weltmeisterschaften in Altenberg,
Was hat also jemand wie er in dieser Saison für Ziele? Natürlich erst einmal einen guten Saisonstart, um zu sehen, "wo man steht" nach der langen Vorbereitung. Zudem gebe es ja eine neue Herausforderung: "Am Ende möchte jetzt jeder schneller rodeln als ich. Ich finde das eine schöne Challenge. Aber es geht für alle jetzt bei null los." Was im letzten Winter passiert ist, zähle nun nicht mehr. "Ich bin gespannt, wie sich das ganze Feld so im Sommer entwickelt hat", sagte er SPORT IM OSTEN. Im internen Training mit Felix Loch habe er zumindest eine Orientierung, wo sich die Weltspitze etwa befindet.
Gelingt diesmal der Sieg in Oberhof?
Die Vorbereitung lief "nicht ganz perfekt". Zwar habe er im Gegensatz zu anderen Sommern nicht mit einer Verletzung zu kämpfen gehabt, trotzdem "gab es links und rechts doch immer mal wieder Baustellen". Neben dem Körperlichen wurde auch viel am Schlitten gefeilt, auch da ist Langenhan gespannt, wie sich die zahlreichen Stunden in der Werkstatt auszahlen.
Als Titelverteidiger hofft er auf der anspruchsvollen WM-Bahn in Kanada wieder eine wichtige Rolle zu spielen und "ganz vorne mitzufahren". Zuvor aber will er wieder bei den Heimweltcups brillieren. In diesem Januar und Februar konnte er in Winterberg und Altenberg gewinnen, auf der Heimbahn in Oberhof stand er im Sprint ganz oben auf dem Podest und wurde in den regulären Rennen zweimal Zweiter. Insgesamt freue er sich auf eine "abwechslungsreiche Saison" mit Stationen in Asien und Nordamerika.