Fußball | Bundesliga "Eine Frage der Haltung" – Rose, Orban und Co. hadern mit wiederkehrenden RB-Mustern
Einmal mehr verspielt RB Leipzig eine Führung – diesmal sogar ein 3:0 zur Pause in Bochum – und rutscht aus den Champions-League-Plätzen. Trainer Marco Rose hadert, Willi Orban ist gefrustet und Kevin Kampl schimpft.
Der Frust über den erneuten Leipziger Kollaps war Marco Rose deutlich anzumerken, als er auf der Pressekonferenz wortreich mit seinen Spielern ins Gericht ging – und die eigene Machtlosigkeit in Situationen wie diesen offenbarte. "Da bist du als Trainer manchmal auch nur auf dem Beifahrersitz", sagte der RB-Coach nach dem bitteren 3:3 (3:0) beim Tabellenletzten VfL Bochum, fügte aber schnell an: "Ich sitze im selben Auto wie die Jungs, das ist schon wichtig." Es war in dem Fall sinnbildlich, dass die Protagonisten im Mediensaal des Ruhrstadions auf Sportwagensitzen eins VfL-Sponsors Rede und Antwort stehen.
Spätestens nach Christoph Baumgartners frühem 3:0 schien es für RB Leipzig ein souveräner Nachmittag in Bochum zu werden.
Zur Halbzeit war die RB-Welt noch in Ordnung
Schon wieder hatte der Champions-League-Teilnehmer, der unbedingt in die Königsklasse zurückwill, eine Führung verspielt. Diesmal sogar ein komfortables 3:0 beim vorherigen Schlusslicht. "Du stehst draußen, und es passiert was mit deiner Mannschaft, wo du denkst: Die gehen aber jetzt hier ab wie die Luzie", beschrieb Rose die entscheidende Phase zu Beginn der zweiten Halbzeit, als Bochums Myron Boadu mit einem Hattrick in 13 Minuten (48./59./61., Foulelfmeter) den Leipzigern noch den eigentlich sicher geglaubten Sieg entriss. Der 48 Jahre alte Fußballlehrer bemängelte "Naivität", "Leichtfertigkeit" und warf die "Frage der Haltung" seines Teams in den Raum.
Der zweite Zusammenbruch innerhalb von vier Tagen nach dem 1:2 beim VfB Stuttgart kostete RB vorerst den letzten Champions-League-Platz. Bereits elf (!) Punkte gab das Rose-Team nach Führungen aus der Hand. Mit diesen Zählern wäre Leipzig Zweiter und – ganz den eigenen hohen Ansprüchen entsprechend – erster Jäger des FC Bayern.
Schon elf Punkte nach Führungen verschenkt
Wie hilflos sich Rose nach nur vier Siegen aus den letzten 14 Pflichtspielen fühlte, machte ein weiterer Vergleich deutlich. Seit November komme er sich manchmal vor "wie in einem Bastelladen", sagte der 48-Jährige, "ich probiere, Grundordnungen, Optionen, Aufstellungen, Lösungen zu finden mit dem vorhandenen Spielermaterial." In Bochum stand Rose aufgrund von Verletzungen und Sperren kein einziger Mittelstürmer zur Verfügung, Mittelfeldspieler Christoph Baumgartner musste als "falsche Neun" aushelfen – und traf sogar nach Willi Orban (10.) und Antonio Nusa (13.) zum frühen 3:0 (22.).
Doch was danach passierte, machte Rose fassungslos. "Wir stellen uns naiv an, wir haben kein Gefühl für Gefahr, für Chancen, wann wir was richtig machen", kritisierte er, "es ist schon eine gewisse Leichtfertigkeit, wie wir mit unseren Zielen umgehen." Wenn man wieder in die Champions League wolle, müsse man anders auftreten, "da haben wir immer wieder große Defizite".
Orban und Kampl gefrustet
Aber auch die RB-Profis, die in der Königsklasse bereits gescheitert sind, waren sauer. "Wir haben den Sieg leichtfertig weggeschmissen. Ich bin enttäuscht, dass wir noch nicht weiter sind", schob Kapitän Willi Orban Frust. "Das war ein bisschen Kindergarten von uns. Mich kotzt das an", ließ Kevin Kampl seinem Ärger über Boadus besagten 13-Minuten-Hattrick freien Lauf. Gleichwohl nahm Mittelfeldroutinier Kampl das Trainerteam in Schutz: "Da können sie nichts für. Die geben uns alles mit."
Auch der nach Verletzungspause als Joker zurückgekehrte Yussuf Poulsen hätte RB in der Schlussphase doch noch zum Auswärtssieg schießen können.
Bevor das Rennen um die Champions League am kommenden Samstag (25. Januar, 15:30 Uhr im Audio-Livestream & SpiO-Ticker) gegen Bayer Leverkusen weitergeht, steht noch der letzte Heimauftritt in der Königsklasse auf dem Programm. Am Mittwoch (22. Januar, 18:45 Uhr im Audio-Livestream & SpiO-Ticker) gegen Sporting Lissabon wird Rose weiter basteln.
sid/dpa/SpiO