10 Tolcay Cigerci (Energie Cottbus, M.), 10 Jakob Lemmer (Dynamo Dresden), l., 30 Stefan Kutschke (C) (Dynamo Dresden, r.)

Fußball | 3. Liga Dynamo Dresden zieht den Kopf aus der Schlinge, aber Stamm vermisst die Frische

Stand: 26.01.2025 14:12 Uhr

Mit dem hart erkämpften Auswärtspunkt beim euphorisierten Spitzenreiter Energie Cottbus kann Dynamo Dresden gut leben. Aber die in der zweiten Halbzeit offensichtlichen Mängel stimmen Cheftrainer Thomas Stamm vor dem direkt folgenden Prestigeduell gegen Erzgebirge Aue nachdenklich.

Claus-Dieter Wollitz brachte es nachher auf den Punkt. Es brauche heute nicht zwei Meinungen, begann der Cheftrainer des FC Energie Cottbus seine Zusammenfassung dieses würdigen Gipfeltreffens der 3. Liga am vergangenen Samstagnachmittag: "Mit der Art, wie wir dann auf das 2:1 weitergespielt haben, kann es eigentlich nur einen Sieger geben."

Dresden holt glücklichen Punkt in Cottbus

Kutschke stellt Spielverlauf auf den Kopf

Niemand, auch nicht die Protagonisten der SG Dynamo Dresden, widersprach dem 59-Jährigen dabei. Vielmehr waren die Schwarz-Gelben froh über ihr 1:1-Auswärtsremis, obwohl sie bis zur 86. Minute sogar mit der Rückeroberung der Tabellenspitze kokettieren durften und Tony Menzel dafür kurz zuvor die mögliche Vorentscheidung auf dem Fuß hatte (83.).

"Das Spiel hatte alles, was ein Derby braucht"

"Den Punkt nehmen wir mit – und dass wir mit dem Topteam der Liga mitgehalten haben", gab Stefan Kutschke demütig zu Protokoll. Denn "im zweiten Abschnitt muss man eingestehen, dass sie uns überlegen waren." Aus dem – im wahrsten Sinne des Wortes – Nichts hatte der anstelle des gesperrten Topscorers Christoph Daferner aufgebotene SGD-Kapitän den über Niklas Hauptmann und Vorbereiter Menzel einzigen konsequent durchgebrachten Spielzug nach Wiederanpfiff zur unverhofften Dresdner Führung ins Netz gedrückt (60.). Das sechste Saisontor des Routiniers.

 v. l. Jonas Hofmann (Energie Cottbus), Timmy Thiele (Energie Cottbus), Jakob Lemmer (Dynamo Dresden)

Kaum zehn Minuten auf dem Platz sorgte Cottbus-Joker Timmy Thiele per Kopf für den späteren 1:1-Endstand gegen Dynamo Dresden.

Thiele entzündet Energie-Powerplay

"Das Tor kommt zum völlig falschen Zeitpunkt, wir haben die so eingeschnürt, wir haben sie echt vor Probleme gestellt", wusste der zur Schlussviertelstunde erstmals wieder eingewechselte FCE-Angreifer Timmy Thiele, den Anfang Dezember eine hartnäckige Bronchitis komplett außer Gefecht gesetzt hatte. Der einmal mehr famose Energie-Regisseur Tolcay Cigerci traf zu Beginn des zweiten Durchgangs aus drei Metern nur Aluminium (48.), ehe Lucas Copado zum wiederholten Mal an diesem Tag am stark aufgelegten SGD-Schlussmann Tim Schreiber scheiterte (56./57.).

"Wollte dem Spiel noch ein bisschen was geben"

Aber Thiele zündete das mit fast 20.000 Zuschauern ausverkaufte "Leag Energie Stadion" wieder an. Der nun bei elf Saisontreffern stehende 33-Jährige verlängerte Erik Talligs Flanke gekonnt über den Scheitel ins lange Eck. "Dieses Tor machen in so einer Situation ganz Wenige", holte Trainer Wollitz aus zur ausführlichen Eloge auf seinen Torjäger. "Es zeigt aber auch sein Selbstvertrauen, seinen Wert für die Mannschaft. Sein Anspruch ist genau das, in so einer Situation den Kopf herauszustrecken, Verantwortung zu übernehmen, seine ganze Persönlichkeit und Qualität auf den Platz bringen."

Dynamo-Remis, weil Cigerci und Thiele vergeben

In der Nachbetrachtung dieser Szene lag der Fokus von Thomas Stamm auf den Nachlässigkeiten der eigenen Mannschaft, die sinnbildlich für den verzagten Dresdner Auftritt nach dem Seitenwechsel standen. Jakob Lemmer lud Tallig zur unbedrängten Flanke ein und am kurzen Pfosten wurde Ausgleichsschütze Thiele von Gegenspieler Lukas Boeder allerhöchstens beschattet. "Es ist ungewohnt für uns, dass wir so tief stehen und wir werden lernen, dass – wenn wir so reingedrückt werden und wenn es um Flanken geht – wir einfach früher Druck draufkriegen müssen", sagte Stamm.

"Heute braucht es keine zwei Meinungen"

Der Schweizer bemängelte: "Die zweite Halbzeit war sicherlich nicht unser Anspruch." Weil Cigerci jedoch auch ein zweites Mal frei vor dem Tor die Nerven flatterten (88.) und seine folgende Eingabe noch von Thiele an den Querbalken geschädelt wurde (90.+3), kam Dynamo nach der Jahresauftaktniederlage daheim gegen die längst auch nach oben blinzelnde Viktoria aus Köln nun immerhin mit einem Punkt beim derzeitigen Liga-Maßstab davon.

Stamm selbstkritisch – nun kommt Aue

"Die Jungs haben alles auf dem Platz gelassen und sich reingeschmissen", betonte der 41-jährige Stamm, musste gleichwohl selbstkritisch eingestehen: "Es hat nicht frisch gewirkt, wir waren sehr träge. Das ist etwas, wo wir uns hinterfragen müssen, wenn der Gegner über die zweiten 45 deutlich frischer ist. Da müssen wir wieder hinkommen. Das hat uns immer ausgezeichnet." Am besten schon am kommenden Samstag (1. Februar, 14 Uhr, live bei SPORT IM OSTEN), wenn Erzgebirge Aue zum prestigeträchtigen Sachsenkracher im Rudolf-Harbig-Stadion gastiert.

mhe