Fußball | 3. Liga Dynamo Dresden: Trainer Stamm schreibt sich Gegentore auf seine Fahne
Drei Gegentore beim Pokalaus in Chemnitz, drei Gegentore gegen Essen: Die SG Dynamo Dresden hat ein Defensiv-Problem. Trainer Thomas Stamm fasst sich dabei überraschend deutlich an die eigene Nase.
Selbstkritik ist ja so eine Sache. Irgendein Schuldiger wird meistens gesucht. Umso überraschender war es, wie deutlich Thomas Stamm mit sich selbst ins Gericht ging. Nach dem verrückten 3:3 am Sonntag (20. Oktober) gegen Rot-Weiss Essen schimpfte der Trainer der SG Dynamo Dresden weder über den Schiedsrichter oder den Rasen und auch nicht vordergründig über seine Jungs.
Umstellung auf Viererkette ein Thema
Stamm nahm sich selbst in die Pflicht. "Es sind inhaltliche Dinge, die nicht gut sind", sagte der 41-Jährige. Die Kommunikation auf dem Platz stimme nicht. "Es ist nicht klar, wer zum Ball geht, wer an die Leute ranschiebt", führte er aus und wurde deutlich: "Es muss für die Spieler klar sein, wie sie agieren. Das ist mein Job."
Auch eine Systemumstellung schon am Mittwoch beim Auswärtsspiel gegen Wehen-Wiesbaden (19 Uhr, live hören und im Ticker in der SpiO-App) schloss Stamm nicht aus. "Das ist nicht erst seit dem Essen-Spiel Thema, absolut", sagte der SGD-Coach. Bisher spielt Dynamo mit einer Fünferkette, möglich, dass die SGD künftig wieder auf eine Viererkette setzt.
Aufwand und Ertrag stimmen nicht
Fakt ist: Dynamo muss die Probleme schnell in den Griff bekommen, denn Stamm weiß: "Wenn du so in der 3. Liga verteidigst, nimmst du keine drei Punkte mit." Gegen Essen war sogar der eine Punkt am Ende glücklich. Stefan Kutschke traf in letzter Sekunde.
Dabei war der Tabellenzweite klar spielbestimmend. Essen mauerte phasenweise mit neun Spielern, machte die Räume eng und es Dynamo schwer. Trotzdem traf die SGD drei Mal. Zum Sieg reichte das nicht, weil die Abwehr unmittelbar nach eigenen Toren löchrig wie Schweizer Käse war.
Wackel-Defensive auch eine Charakterfrage?
Dass Dynamo derart schnelle und einfache Gegentore kassierte, machte sprachlos. Auch die Spieler. Mittelfeld-Ankurbler Vinko Sapina wollte das Problem nicht auf die Abwehrspieler abwälzen. "Wir gewinnen und verlieren zusammen, verteidigen und greifen zusammen an, dementsprechend muss sich jeder Einzelne hinterfragen, was er bei den Gegentoren falsch macht."
Man müsse reden, aber auch "tun". Und weiter: "Manche Leute haben nicht die beste Selbstkritik, dann ist es wichtig, Dinge aufzuzeigen und dann muss man es umzusetzen. Das hat nichts mit dem Alter zu tun, das ist einfach typabhängig." In puncto Selbstkritik ist Stamm ein Vorbild. Jetzt müssen seine Spieler nachziehen. Die Qualität eines Spitzenteams hat Dynamo und als Tabellenzweiter sind die Schwarz-Gelben trotz der mageren Bilanz von einem Sieg aus den letzten sechs Spielen auf Kurs.
sst