Fußball | Sachsenpokal Dynamo Dresden: Ernüchterung, Emotionen und Kampfansage nach Pokalsieg
Zum Ende einer verkorksten Saison gab es für Drittligist Dynamo Dresden zumindest den Sieg im Sachsenpokal. Die Freude war dennoch nicht ganz so euphorisch. In der neuen Saison und mit neuer Philosophie soll es nun besser werden. Kapitän Stefan Kutschke wird dabei sein - Interimstrainer und Identifikationsfigur Heiko Scholz hat aber noch keinen neuen Vertrag.
Mit dem Sieg im Fußball-Sachsenpokal gegen Erzrivale Erzgebirge Aue endet die Saison für Fußball-Drittligist Dynamo Dresden zumindest halbwegs versöhnlich. "Wir können wenigstens halbwegs zufrieden in die Sommerpause gehen", war die Freude auch bei Dynamo-Kapitän Stefan Kutschke nach dem prestigeträchtigen Sieg etwas gedämpft.
Kutschke: "Ernüchterung überwiegt"
Zu dominant ist bei den Schwarz-Gelben nach wie vor der Frust über den angestrebten und letztlich verpassten Zweitliga-Aufstieg: "Es war eine verkorkste Rückrunde. Die Ernüchterung überwiegt leider." Letztlich habe man sich im letzten Saisonspiel vor eigenem Publikum auch noch einmal für die Zuschauer motiviert: "Der Pokal ist auch für unsere Fans. Wir wissen, was dieses Duell den Leuten hier bedeutet."
Emotionen im Finale: Hier zwischen Stefan Kutschke (Dresden/links) und Boris Tashchy (Aue/re.).
Scholz: "Hätte fast gebrochen"
Dynamo-Interimstrainer Scholz sah einen verdienten Sieg seiner Mannschaft in der Verlängerung. "2:0, da sagt man verdient. Wir hatten auch die besseren Chancen", so der 58-Jährige, für den es die letzte Partie als Interimscoach war. In der neuen Saison übernimmt der Schweizer Thomas Stamm die sportlichen Geschicke beim sächsischen Drittligisten.
Stamm wird eine fast komplett neue Mannschaft trainieren, mindestens ein Dutzend Spieler verlassen Dynamo. "Deswegen habe ich fast gebrochen. Man ist emotional groß dabei", gab Scholz nach dem Spiel einen Einblick in seine Gefühlswelt. In seiner letzten Partie als Chef auf der Bank setzte Scholz gleich ein Zeichen: Mit dem 20-jährigen Jonas Oehmichen in der Startelf und den Einwechslern Tony Menzel (19 Jahre) und Emil Zeil (18 Jahre) gab er drei Nachwuchsspielern im Finale eine Bewährungschance. Vor allem Oehmichen dankte es dem Coach: Der Offensivmann wurde nach der Partie als Spieler des Spiels ausgezeichnet.
Thomas Stamm: Der neue Dynamo-Trainer.
Fischer: "Erfolgreich spielen und Nachwuchs ranführen"
"Wir haben den Umbruch fortgeschritten", erklärte Scholz seine Aufstellung. Und das dürfte auch Stamm gefallen haben. Der 41-jährige Schweizer war beim Finale im Rudolf-Harbig-Stadion. Bei der U23 des SC Freiburg konnte Stamm bereits nachweisen, dass er mit jungen Leuten arbeiten kann. Vom bisherigen Dynamo-Sportchef David Fischer bekommt er noch einmal mit auf den Weg: "Die Erwartungshaltung ist, sportlich erfolgreich zu sein und den Nachwuchs heranzuführen", sagte Fischer im Interview bei SPORT IM OSTEN. "Das ist eine edle Wunschvorstellung, die viele Vereine haben. Ich glaube, dass wir das mit Thomas besser hinbekommen als in der Vergangenheit", trat Fischer auch noch einmal in Richtung Markus Anfang, dem im April entlassenen Dynamo-Trainer, nach.
Noch ein oder zwei Neuzugänge
Bisher klar ist, dass mindestens 13 Spieler in der kommenden Saison nicht mehr das Dynamo-Trikot tragen. 13 Neuzugänge sollten die Dynamo-Fans aber nicht erwarten, der Kader soll verkleinert werden. Zu den bisher drei Neuzugängen Tim Schreiber (von RB Leipzig), Aljaz Casar (vom Halleschen FC) und Dennis Duah (vom Hamburger SV II) sollen noch "ein, zwei dazukommen", so Fischer.
Kommt Angreifer Heike aus Cottbus?
Ein möglicher Neuzugang könnte Tim Heike sein. Der bisherige Angreifer von Energie Cottbus sagte nach dem Landespokalsieg der Lausitzer am Samstag, dass er Cottbus verlassen und in die 3. Liga wechseln werde. Die Sächsische Zeitung berichtet nun am Sonntag (26. Mai 2024), dass dieser Drittligist Dynamo Dresden sei.
Tim Heike (links): Bald ein Dresdner?
Fischer: "Mindestens ein Platz besser"
In der kommenden Saison, mit Stamm, einer verjüngten und verkleinerten Mannschaft soll erneut der Aufstieg in die 2. Bundesliga angepeilt werden. "Mittelmaß ist nicht unser Anspruch", sagt Fischer und mit Verweis auf den um einen Punkt verpassten Aufstiegs-Relegationsplatz: "Es wäre schön, wenn wir mindestens einen Platz besser sind als diese Saison."
Kutschke bleibt - und Scholz?
Zum Dynamo-Team wird dann auch Stefan Kutschke gehören. Der Angreifer verlängerte am Samstag wenige Stunden vor dem Finale gegen Aue seinen Vertrag: "Ich will helfen. Das ist mein Zuhause. Das ist mein Verein", erklärte der 35-Jährige.
Weiter zum Dynamo-Team will auch Heiko Scholz gehören. "Ich würde gerne bleiben", sagte der langjährige Dresdner Spieler und Co-Trainer. Aber: "Ich habe noch keinen Vertrag unterschrieben. Morgen fahre ich in den Urlaub.“ Zumindest eine mündliche Zusage gab es für "Scholle" wohl aber: "Ich denke, die Jungs werden ihr Wort halten und ich werde demnächst den Vertrag hier unterschreiben." Dann würde für Heiko Scholz die Saison nicht nur versöhnlich enden. Er könnte auch zufrieden in die neue Spielzeit gehen.
Dirk Hofmeister