
Fußball | Regionalliga-Reform DFB, Bayern und Südwesten gesprächsbereit, Norden und Westen winken ab
Die Debatte um eine Aufstiegsreform zur 3. Liga bleibt komplex. "Sport im Osten" analysiert, wie die Positionen der Regionalverbände sind und wo Chancen, Probleme oder Konflikte auf dem Weg zu einer Lösung liegen.
Generell zeigen sich der Bayrische Fußball-Verband (BFV), die Regionalliga Südwest GmbH und der Deutsche Fußball-Bund gesprächsbereit. So teilen die Bayern mit: "Wir nehmen das jetzt von 17 der 18 Klubs der Regionalliga Nordost vorgeschlagene Vorgehen zur Kenntnis und stellen klar, dass der BFV stets gesprächsbereit war und auch weiterhin ist. Wir haben uns keinen Gesprächen verschlossen und saßen bei diversen Treffen mit am Tisch."
DFB nimmt keine Vermittlerrolle zwischen Verbänden ein
Nach "Sport-im-Osten"-Informationen waren der DFB und der BFV jeweils überrascht, dass die Ostvereine eine Öffnung der Regionalliga Nordost in Aussicht stellten, da dies neuen Verhandlungsspielraum für alle Seiten bedeutet. Aus der Zentrale in Frankfurt am Main heißt es: "Der DFB hat die aktuellen Entwicklungen interessiert zur Kenntnis genommen, wir sind auch immer offen für Gespräche und Diskussionen. Der Ball liegt aber weiterhin bei den zuständigen Regionalliga-Trägern, also den jeweiligen Regional- und Landesverbänden. Der DFB hat hier zum aktuellen Zeitpunkt nicht das Heft des Handelns in der Hand, da es sich bei der Regionalliga um keine DFB-Spielklasse handelt."
Bedeutet: Einen Anlass, die Gesprächsführung oder die Vermittlung zwischen den Regional- und Landesverbänden nun zu übernehmen, sieht der größte Sportfachverband der Welt zunächst nicht. Deshalb bleiben die Regionalliga-Träger im Fokus. Bayern schließt dabei eine gemeinsame Süd-Staffel mit Baden-Württemberg nicht aus. Der BFV bezieht sich auf seine alte Position von 2017 in Wendelstein bzw. 2018 in Bad Gögging. Dabei war diese Möglichkeit für eine Vier-Staffel-Lösung optional vorgesehen.
Südwesten würde "Auswirkungen auf eigene Klubs einordnen" wollen
Die Südwest-Regionalliga, deren Spielbetrieb als einzige über eine GmbH organisiert wird, erklärt: "Eine direkte Kontaktaufnahme mit der Regionalliga Südwest hat es diesbezüglich nicht gegeben. Weitere Entwicklungen werden wir aber aufmerksam begleiten und mit Blick auf die Auswirkungen für unsere Vereine einordnen." Es handelt sich also um keine Absage, zumal mit Kassel ein hessischer Klub angekündigt hatte, sich gegebenenfalls der Ost-Staffel anschließen zu wollen und Baden-Württemberg als Teil der Südwest-Staffel mit einer Zusammenlegung mit Bayern in Verbindung gebracht wird.
Dagegen wollen der Westdeutsche Fußball-Verband (WDFV) und der Norddeutsche Fußball-Verband (NFV) die Debatte gar nicht mehr entfachen. WDFV-Präsident Peter Frymuth sagt: "Für uns ist es derzeit gar kein Thema, weil es auch von unseren Vereinen noch nicht an uns herangetragen wurde."
Der Norden will nicht für direkten Aufstiegsplatz kämpfen
Auf Nachfrage von "Sport im Osten", ob die Nord-Regionalliga, die wie Bayern und der Nordosten nur alle drei Jahre einen Direktaufsteiger hat, ihre Benachteiligung gegenüber dem Südwesten und Westen mit festen Aufstiegsplätzen, auflösen möchte, antwortet der NFV: "Nach Rücksprache mit unserem Präsidenten Ralph-Uwe Schaffert besteht für den Norddeutschen Fußball-Verband zurzeit keine Notwendigkeit, sich erneut mit diesem Thema zu beschäftigen. Bereits mit der letzten Initiative hat sich der Verband entsprechend positioniert. Unseres Wissens sind mit dem aktuellen Vorstoß keine neuen Erkenntnisse verbunden, sodass unsererseits kein Handlungsbedarf besteht."
Meppen legt sich mit dem eigenen Regionalverband an
Das sieht der zuschauerträchtigste Klub im Norden allerdings anders. Geschäftsführer Florian Egbers vom SV Meppen meint: "Wir sind froh und dankbar, dass der Osten den Mut hatte, das Thema wieder aufzumachen. Man hatte viel zu lange das Gefühl, dass gar nichts mehr passieren sollte. Wir sind für eine Vier-Staffel-Lösung in alle Richtungen änderungsbereit. Das Wichtigste ist, dass sich etwas bewegt. Meister müssen aufsteigen!" Gleichzeitig kündigt der Drittliga-Absteiger von 2023 an, die aus seiner Sicht vorhandene Untätigkeit des eigenen Regionalverbands nicht einfach hinzunehmen. "Wir werden uns mit den Vereinen der Nord-Regionalliga austauschen und anschließend auf den NFV zugehen, um unsere Position zu hinterlegen."
Nordost-Klubs und NOFV verfolgen unterschiedliche Verhandlungsstrategie
Damit könnte im Norden wie im Nordosten ein Konflikt zwischen Vereinen und dem Regionalverband drohen. Hermann Winkler hatte in dieser Woche in einem "Kicker"-Interview eine Zerschlagung der Nordost-Staffel komplett ausgeschlossen. Dort sagte der Präsident des Nordostdeutschen Fußball-Verbands (NOFV): "Nein, da haben wir als Verband eine klare Position. Ich bin mir auch nicht sicher, ob alle Vereine diese Zerschlagung mittragen, die jetzt in unserer Regionalliga spielen."

NOFV-Boss Hermann Winkler steht bei den Ostvereinen heftig in der Kritik.
Stattdessen machte er sich erneut für eine Aufstockung der 3. Liga auf 22 Mannschaften und bei weiter fünf Regionalligen für einen fünften Aufsteiger stark. Allerdings ist diese Position seit Jahren bekannt und durch die ablehnende Haltung des Drittliga-Ausschusses im DFB blockiert. Die Nordostvereine wollen deshalb mit einer Vier-Staffel-Lösung Bewegung reinbringen und nutzen eine mögliche Zersplitterung des NOFV-Gebiets auch, um mehr Verhandlungsspielraum mit den anderen Regionalverbänden zu schaffen.
West-Regionalligist Oberhausen setzt sich für Reform ein
Selbst im Westen und Südwesten gibt es unter den Regionalliga-Vereinen Unterstützer für die Reformbewegung aus dem Osten. Marcus Uhlig, Präsident von Rot-Weiß Oberhausen, sagte dem "Kicker": "Unser Land in vier Regionalligen aufzuteilen, muss doch einfach möglich sein und möglich gemacht werden."
Sein 20 Jahre langer Vorgänger in Oberhausen, Hajo Sommers, wurde in einem Sportschau-Interview vor kurzem noch deutlicher: "Die Struktur der fünf deutschen Regionalligen stimmt nicht. Wir hier in NRW haben eine bärenstarke Regionalliga, da kommt qualitätsmäßig vielleicht gerade einmal die Ostliga heran. Aber in Bayern, da ist eine gleichrangige Regionalliga - da ist das Niveau des Fußballs aber erheblich niedriger. Die meisten Teams da haben allenfalls das Niveau von der 5. Liga hier." Sein hartes Fazit: "Die Regionalliga ergibt so keinen Sinn."

Hajo Sommers war jahrzehntelang Boss in Oberhausen und kritisiert die Regionalliga-Struktur.
Viele Solidaritätsbekundungen und Forderung nach einem runden Tisch
Göppingen, Düren, Kickers Offenbach, der FSV Frankfurt, der TSV Steinbach-Haiger und der FC Homburg schließen sich mit ähnlichen Solidaritätsbekundungen an. Sie verweisen aber auch auf Probleme wie steigende Fahrtkosten und notfalls unterschiedliche Modelle der Lösung. Alexander Richter, Leiter des Nachwuchsleistungszentrum von Eintracht Frankfurt und damit für die Bundesliga-Reserve verantwortlich, fasst zusammen: "Ich erachte daher eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aller Interessenskreise als sinnvoll, die dann über verschiedene Lösungsansätze diskutiert und klare Umsetzungsvorschläge unterbreitet."

Alexander Richter ist Leiter des Nachwuchsleistungszentrums von Eintracht Frankfurt.
Infrastruktur, TV-Gelder und Trägerstrukturen als Problemfelder
Also ein neuer Anlauf wie in der damaligen Task-Force des DFB. Probleme gibt es nämlich ohnehin noch genügend. Wie eben mit der Frage nach der Zuordnung der Bayern-Regionalliga. Roland Dachauer von der DJK Vilzing verweist bei "Fupa.net" auf wichtige Fragen: "Wie sähen denn die Auflagen für eine viergleisige Regionalliga aus? Wird das dann alles leichter, oder noch professioneller und anspruchsvoller? Bezüglich Auflagen oder der Finanzierung hat man auch noch nichts gehört. Stichwort Fernsehgelder. Erst wenn die Rahmenbedingungen abgesteckt sind, kann man sagen: Das macht Sinn, oder eben nicht." Gerade in Bayern gibt es mehrere "Dorfvereine", die keine vergleichbare Infrastruktur wie die großen Stadien im Osten vorweisen können.
Ein weiteres grundlegendes Thema der Diskussion ist, welche Trägerstruktur in Zukunft für die Viertklassigkeit sinnvoll ist. Laut DFB kann es wie bei der Regionalliga Südwest über GmbHs organisiert werden, die quasi von Regional- oder Landesverbänden gemeinsam getragen und mit Personal unterstützt werden. So könnten schließlich auch in einem Vier-Staffel-Modell regionale Eigenheiten berücksichtigt werden. Bis dahin wäre allerdings noch viel zu klären.