Chris Löwe, Chemnitzer FC, am Ball.

Fußball | Regionalliga Chris Löwe beendet seine Karriere

Stand: 29.03.2024 15:59 Uhr

Er spielte für Borussia Dortmund, Dynamo Dresden und zuletzt den Chemnitzer FC. Er gewann die deutsche Meisterschaft, stieg in die Premier League auf und scheute sich nicht, den Finger in die Wunde zu legen. Nun hat Chris Löwe nach mehr als 400 Pflichtspielen sein Karriereende verkündet.

Chris Löwe beendet mit sofortiger Wirkung seine aktive Profikarriere. Das teilte der gebürtige Plauener am Karfreitag (29.03.2024) in einer Pressemitteilung des Chemnitzer FC mit. Am Ostersonntag soll er vor dem Spiel gegen den FSV Zwickau (14 Uhr im Livestream und Ticker) offiziell verabschiedet werden.

"Mein Körper lässt eine Rückkehr nicht mehr zu"

"Ich habe lange überlegt und viele Gespräche geführt, um die richtige Entscheidung zu treffen. Doch mein Körper lässt eine Rückkehr zu alter Stärke einfach nicht mehr zu", sagte Löwe zu seinem Karriereende.

Sein letztes Spiel bestritt der Linksverteidiger im Mai vergangenen Jahres gegen Carl Zeiss Jena, als er sich eine Knieverletzung zuzog. Bis zuletzt ackerte der 34-Jährige für sein Comeback - vergeblich. "In meiner Wunschvorstellung hätte ich mich gerne vor einer großen Kulisse mit dreckiger Hose verabschiedet. Aber es sollte nicht sein. Das ist in manchen Momenten nicht einfach", sagte Löwe Sport im Osten.

Chris Löwe, Chemnitzer FC

Bis zuletzt spielte Löwe für den Chemnitzer FC - dort, wo seine Karriere auch begonnen hatte.

Löwe "ein großes Aushängeschild"

CFC-Geschäftsführer Uwe Hildebrand dankte Löwe für seinen Einsatz: "Chris kann auf eine herausragende Karriere zurückblicken. Für den Chemnitzer FC als auch die Fußballregion ist er ein großes Aushängeschild."

Cheftrainer Christian Tiffert unterstrich: "Nicht nur auf dem Rasen war Chris ein wichtiger Bestandteil dieses Teams. Deshalb bin ich natürlich traurig, dass er nicht noch einmal für uns auflaufen wird. Rückblickend kann man aber sagen, dass er großartiges geleistet hat."

Von Chemnitz in die große Fußballwelt

Löwe hat eine bewegte Karriere hinter sich. Alles begann beim 1. FC Wacker Plauen, von wo aus er 2002 in die Jugendabteilung des Chemnitzer FC wechselte. Dort durchlief er sämtliche Nachwuchsmannschaften und wurde zur Saison 2007/08 von Trainer Gerd Schädlich zu den Profis hochgezogen. Bis 2011 blieb der laut Schädlich "sehr ehrgeizige" Linksverteidiger in 86 Pflichtspielen dem CFC treu und feierte zum Abschied den Aufstieg in die 3. Liga.

Die Leistungen des talentierten Linksverteidigers mit Offensivdrang blieben nicht unentdeckt. Im Sommer 2011 klopfte der frisch gebackene deutsche Meister Borussia Dortmund an und lotste ihn in die Bundesliga. Im Team von Jürgen Klopp, das ein Jahr darauf das Double gewann, konnte er sich allerdings nicht nachhaltig empfehlen. Bis 2013 kam Löwe nur in elf Pflichtspielen zum Einsatz, ehe er in die 2. Bundesliga zum 1. FC Kaiserslautern wechselte.

Chris Löwe (li,) mit Marcel Schmelzer (Borussia Dortmund)

Mit Borussia Dortmund feierte Chris Löwe (l.) 2012 das Double. Durchsetzen konnte er sich beim BVB allerdings nicht.

Aufstieg in die Premier League

In der Pfalz blühte Löwe auf und absolvierte als Stammverteidiger 99 Zweitligaspiele. Zur Saison 2015/16 wurde er zum Mannschaftskapitän ernannt. Nach Ablauf seines Vertrages ging es schließlich auf die Insel zum englischen Zweitligisten Huddersfield Town, wo er seine Qualitäten ebenfalls unter Beweis stellte und maßgeblich zum sensationellen Aufstieg in die Premier League beitrug. Ein Traum ging in Erfüllung - Löwe spielte 29 Mal in Englands höchster Spielklasse, darunter gegen Topteams wie den FC Liverpool, Manchester United oder den FC Chelsea.

Den Abstieg Huddersfields nach der Saison 2018/19 konnte aber auch er nicht verhindern, woraufhin es zurück nach Deutschland ging. Im Mai 2019 unterschrieb Löwe einen Dreijahresvertrag beim damaligen Zweitligisten Dynamo Dresden. Auch hier überzeugte Löwe sowohl auf der Position des Linksverteidigers, als auch im linken Mittelfeld.

Löwes Abrechnung mit der DFL

Seine Meinungsstärke auf und neben Platz unterstrich er im Juni 2020, nachdem der Abstieg Dynamos aus der 2. Bundesliga nach einer 0:2-Niederlage gegen Holstein Kiel quasi besiegelt war. Dem vorausgegangen war ein Mammutprogramm, durch das Dresden infolge des coronabedingten Re-Starts sieben Spiele innerhalb von 19 Tagen absolvieren musste.

Dresdens Chris Löwe Löwe nach Spielende.

Bewegte Jahre im Trikot von Dynamo Dresden. Mit der SGD feierte Löwe den Zweitliga-Aufstieg, musste aber auch zwei Abstiege hinnehmen.

"Glauben Sie, dass einer in der DFL sich nur eine Sekunde Gedanken macht, was bei uns in den Köpfen vorgeht? Das ist denen alles scheißegal", brach es aus Löwe unter Tränen nach dem Spiel heraus. "Die Leute sitzen in ihren 5.000 Euro teuren Bürostühlen und entscheiden etwas über unsere Köpfe hinweg." Die Meinungen über Löwes Abrechnung mit der DFL gingen auseinander, ein mögliches Disziplinarverfahren wurde aber nicht eingeleitet.

Auf das Sachsenpokal-Highlight folgt der Verletzungsschock

Nach dem Auslaufen seines Vertrages bei Dynamo im Sommer 2022 wechselte Löwe schließlich zurück zu seinem Jugendverein nach Chemnitz, wo er unter Christian Tiffert umgehend Stammspieler wurde. Auch am überraschend deutlichen Viertelfinalsieg im Sachsenpokal gegen Drittligist Erzgebirge Aue hatte er mit zwei Vorlagen entscheidenden Anteil. Das Finale, was mit 0:3 gegen Lok Leipzig verloren ging, verpasste der Linksverteidiger allerdings verletzungsbedingt.

Chris Löwe

Im Mai 2023 stand Löwe zuletzt auf dem Platz, ehe ihn eine hartnäckige Knieverletzung zum Karriereende zwang.

Löwe schuftete im Anschluss für sein Comeback, doch das Knie blieb nach dem Innenbandriss weiter instabil. Dass sein letztes Spiel ausgerechnet die 0:1-Niederlage gegen Jena bleibt, wo er sich seine Verletzung zuzog, hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Dennoch bleibt viel Dankbarkeit - vor allem für seinen Herzensverein. "Ich hatte eine unheimlich aufregende Zeit in Chemnitz und werde diesen Verein immer in meinem Herzen tragen. Für all die tollen Menschen und Erlebnisse bin ich unendlich dankbar."

jsc