Fußball | Regionalliga 112. Leipziger Ortsderby: Lok mit breiter Brust, Chemie hofft auf den Knotenlöser
So unterschiedlich die Stimmungslage vor dem 112. Leipziger Derby auch sein mag: Am Sonntag in Probstheida ist alles möglich, dessen sind sich nicht zuletzt die Beteiligten des 1. FC Lok und der BSG Chemie bewusst.
Alles ist angerichtet für das 112. Leipziger Ortsderby am Sonntag (6. September, live bei SPORT IM OSTEN im MDR FERNSEHEN & Stream) zwischen dem 1. FC Lok und der BSG Chemie. Über 10.000 Zuschauer werden im Bruno-Plache-Stadion erwartet.
Derby mit gegensätzlichen Vorzeichen
Dabei könnte die Gemütslage beider Teams aktuell unterschiedlicher kaum ausfallen. Lok grüßt mit vier Zählern Vorsprung vom Platz an der Sonne, hat in dieser Saison noch kein Pflichtspiel verloren und die letzten fünf Begegnungen mit einer Torbilanz von 15:4 allesamt gewonnen.
Ganz so rosig sieht es für den Lokalrivalen aus dem Westen der Stadt nicht aus. Zwölf Punkte nach zehn Spieltagen sind für die eigenen Ansprüche eigentlich zu wenig. Dazu zeigt auch die Formkurve nach unten: Nur ein Pünktchen holten die Leutzscher aus den vergangenen drei Partien (1:1 gegen Schlusslicht Plauen). Gegen Erfurt (1:5) und Altglienicke (0:3) setzte es deutliche Niederlagen.
Derby wie immer mit eigenen Regeln
All die Umstände scheinen Lok-Coach Jochen Seitz nicht sonderlich zu bewegen. "Es ist ein 50:50-Spiel", betonte der Übungsleiter der Loksche im SPORT IM OSTEN-Interview. "Wir sind aktuell gut drauf, Chemie hat eine Schwächephase. Aber das zählt bei diesem Spiel nicht. Das ist ein Derby. Die haben ihre eigenen Gesetze und deshalb müssen wir uns auf einen harten Kampf einstellen." Besonderen Druck verspürt der 47-Jährige anlässlich des starken Saisonstarts mit acht Siegen und zwei Unentschieden nicht, auch wenn er gesteht, dass "man nun der Gejagte ist und jedes Team einem die erste Saisonniederlage beifügen will."
Einen signifikanten Beitrag zum furiosen Saisonstart der Gelb-Blauen leistete Neuzugang Stefan Maderer. Der Top-Torschütze, der im Sommer ablösefrei von Türkgücü München nach Probstheida kam, knipste bisher fünf Mal und hätte sicherlich nichts gegen ein weiteres Erfolgserlebnis in seinem ersten Leipzig-Derby einzuwenden.
Das nötige Selbstbewusstsein bringt der gebürtige Erlanger, auch dank des aktuellen Laufs, mit. "Natürlich geht man mit breiter Brust in die Spiele rein und ist von vornherein überzeugt, dass man das Spiel gewinnt", so der 28-Jährige am SPORT IM OSTEN-Mikrofon. "Auch wenn man mal in Rückstand gerät wie zuletzt gegen Meuselwitz."
"Wir kommen da gemeinsam wieder raus"
Ob Chemie mit einem ähnlichen Selbstbewusstsein auflaufen wird, darf aktuell stark bezweifelt werden. Auch wenn die Fehler der vergangenen Spiele analysiert und aufgearbeitet wurden. Wo genau Miroslav Jagatic ansetzen wird, das wollte er im Interview mit SPORT IM OSTEN nicht preisgeben. "Was es zu besprechen gibt, das bleibt bei uns hinter verschlossenen Türen. So haben wir das in der Vergangenheit gemacht und so machen wir das auch jetzt. Hier wird niemand vor das Loch geschoben", so der BSG-Coach. "Wir sind alle für die aktuelle Situation verantwortlich und wir kommen da gemeinsam wieder raus."
Kein alltgägliches Spiel für Ex-Lok-Akteur Weigel
Einer, der dieses Derby schon mehrmals auf dem Feld miterleben durfte, ist Julian Weigel. Es ist dennoch kein alltägliches Spiel für den Defensivspezialisten, denn am Sonntag wird er zum ersten Mal im Trikot der Grün-Weißen auflaufen. Davor spielte Weigel zwei Jahre für Lok, was zusätzliche Brisanz mit sich bringt. "Ich versuche, dieses Spiel wie jedes anderen anzugehen," so der BSG- Sommerneuzugang gegenüber SPORT IM OSTEN.
"Klar wird mich auch ein bisschen was erwarten, wahrscheinlich auch was nicht so freundliches. Aber damit muss ich klar kommen und drüber stehen." So lange das Gesagte im Stadion stattfindet und auch bleibt, kann der 23-Jährige die Reaktionen sogar nachvollziehen. "Es werden sicherlich ordentliche Beleidigungen kommen, was ich bei so einem Wechsel verstehen kann. So lange das gegen mich geht und nicht gegen meine Familie, finde ich das alles in Ordnung."
sbo