Frust bei Robin Koch von Eintracht Frankfurt

Analyse Remis von Eintracht Frankfurt in der Analyse: Ein Schuss vor den Königsklassen-Bug

Stand: 27.01.2025 07:52 Uhr

Eintracht Frankfurt verpasst gegen Hoffenheim Big Points im Schneckenrennen um die Champions League, die Leistung war allerdings auch alles andere als königlich. Immerhin: Hugo Ekitiké blüht ohne Omar Marmoush auf. Die Analyse in fünf Punkten.

Eintracht Frankfurt verspielt bei der TSG Hoffenheim den fünften Sieg in Folge in der Nachspielzeit und muss sich am Ende mit einem 2:2 (1:0) begnügen. Hugo Ekitiké trifft doppelt für die Hessen, Gift Orban und Adam Hlozek gleichen zweimal aus.

1. Wahi darf noch nicht

Die spannendste Frage vor der Partie drehte sich um den Aufenthaltsort von Neuzugang Elye Wahi. Sollte der Nachfolger von Omar Marmoush, der erst am Freitag von Olympique Marseille verpflichtet worden war, schon zwei Tage nach seiner Ankunft in Frankfurt seine Premiere im Eintracht-Dress feiern? Die Antwort lautete: nein. Trainer Dino Toppmöller hätte den Franzosen zwar gerne schon mit in den Kraichgau genommen. Da die Spielberechtigung allerdings noch nicht vorlag, verfolgte Wahi das Spiel seiner neuen Mitspieler in Freizeit-Kleidung.

Da genau das am Sonntag auch die erkrankten Nathaniel Brown, Oscar Höjlund und Mo Dahoud taten, war die Eintracht durchaus ersatzgeschwächt nach Sinsheim gereist. Unschön für Toppmöller, schön für Youngster Eba Bekir Is: Das 16 Jahre alte Mittelfeld-Talent war erstmals Teil des Bundesliga-Kaders und erlebte das Spiel hautnah auf der Ersatzbank.

2. Eintracht mit schwacher Leistung

Eine Glanzleistung sahen der Youngster und die insgesamt rund 15.000 mitgereisten Frankfurter Fans allerdings nicht. Die Hessen wirkten insgesamt zwar deutlich reifer und besser als die angeschlagenen Gastgeber, weder vorne noch hinten schöpften sie ihr Potenzial jedoch aus. Die Eintracht spielte oft zu umständlich und wenig zielstrebig, in der Defensive schlichen sich immer mal wieder Ungenauigkeiten ein. Dass Hoffenheim die Torschussbilanz am Ende des Spiels mit 24:12 anführte, passte zum Bild. Das Ergebnis war letztlich verdient.

"Das war heute einfach keine gute Leistung", fasste Keeper Kevin Trapp richtig zusammen. Klar: Der Ausgleich in der fünften Minute der Nachspielzeit ist bitter. Da Hoffenheim zuvor aber bereits zweimal Aluminium getroffen hatte und die Eintracht förmlich um den Ausgleich bettelte, darf sich aber niemand beschweren. Das fünfte Spiel des Jahres war das mit Abstand schlechteste.

3. Nur zeitweise ein Spitzenteam

Wie gut die Eintracht sein kann, zeigte sie in Sinsheim nur zeitweise. Vor allem in der Phase nach dem ersten Ausgleich spielten die Hessen so, wie sie hätten spielen müssen. Plötzlich lief der Ball, plötzlich hatte das Spiel Tiefe, dem zweiten Treffer von Ekitiké ging eine sehenswerte Kombination von Ansgar Knauff und Rasmus Kristensen voraus. Dass die Hessen danach wieder völlig den Faden verloren und in der Schlussphase gar keine Entlastung mehr herstellen konnten, ist jedoch ein Ärgernis.

Die Eintracht, das deutete sie auch gegen Hoffenheim an, hat das Zeug zum Spitzenteam. Noch fehlt der Mannschaft aber die Konstanz. "Wir haben es nicht geschafft, unsere Stärken aufs Feld zu bringen. Wir waren heute nicht so griffig und nicht so gierig wie in den letzten Wochen, deswegen haben wir nicht gewonnen", kritisierte Toppmöller. Immerhin: Bei den Hessen redete die Leistung im Nachgang niemand schön.

4. Lichtblick Ekitiké

Einer, der für die Niederlage nun wirklich gar nichts konnte, ist Stürmer Ekitiké. Der Franzose, der in Sinsheim im vierten Spiel in Folge traf und sein Tor-Konto im Jahr 2025 auf fünf hochschraubte, zeigte erneut einen starken Auftritt und krönte seinen Nachmittag mit zwei echten Stürmertoren. Zunächst übernahm Ekitiké, sonst eher ein Bruder Leichtfuß, Verantwortung und verwandelte den an ihm verschuldeten Elfmeter eiskalt. Dann stand er da, wo ein Torjäger stehen muss, und schob zum zwischenzeitlichen 2:1 ein. Beide Treffer werden sicher in keinem Saison-Highlight-Clip auftauchen. Dass es Ekitiké auch ohne Spektakel kann, ist aber eine Weiterentwicklung.

Nach dem Abschied von Überflieger Omar Marmoush ist Ekitiké noch wichtiger für das Spiel der Eintracht geworden, der zusätzliche Druck scheint ihn aktuell aber eher zu beflügeln als zu beschäftigen. Ekitiké rackert mehr, scheut selbst Defensiv-Zweikämpfe nicht mehr und ist zudem auch noch als Knipser erfolgreich. Viel mehr kann man nicht verlangen. "Ich befinde mich gerade in einer guten Phase meiner Karriere", sagte der Beinahe-Matchwinner nach Abpfiff bescheiden. Beim kommenden Bundesliga-Spiel in Wolfsburg könnte Ekitikés Landsmann Wahi zu seinem Debüt kommen. Ob und wie gut die beiden harmonieren, wird entscheidend sein für den weiteren Saisonverlauf der Hessen.

5. Eintracht in Schneckenrennen um die Champions League

Apropos weiterer Saisonverlauf: Diesen hätte die Eintracht mit einem Sieg am Sonntag erheblich in Richtung Champions League drehen können. Da die Verfolger aus Stuttgart und Leipzig patzten, wäre der Vorsprung auf Platz fünf bei einem dreifachen Punktgewinn auf sieben Zähler angewachsen. Wie gesagt: wäre. Die Eintracht ließ in Sinsheim Big Points liegen, das Last-Minute-Remis ist ein Schuss vor den Königsklassen-Bug und muss nun richtig eingeordnet und verarbeitet werden.

Denn: Angesichts der Schwächen der direkten Konkurrenten und der Dauer-Krise beim BVB, der derzeit ohnehin andere Sorgen und Ziele hat, ist die Chance auf die zweite Teilnahme in der Champions League groß wie selten. Offiziell lautet das Ziel zwar weiterhin Platz sechs, sollte die Eintracht solche Leistungen wie gegen Hoffenheim nicht allzu oft einstreuen, ist aber definitiv mehr drin. "Es tut weh, aber wir schütteln uns jetzt. Und dann geht’s weiter", betonte Toppmöller. Schlecht gespielt, am Ende trotzdem einen weiteren Punkt geholt. Auch so kann man es sehen.

Die gesamte Eintracht-PK nach dem Remis gegen TSG Hoffenheim