Darmstads Fraser Hornby im Spiel beim 1. FC Köln

Schwache Punkte-Ausbeute Niederlage in Köln: Die Lilien spielen weiter in Rätseln

Stand: 16.03.2025 12:29 Uhr

Darmstadt 98 spielt zwar ordentlich, kassiert in Köln aber eine handelsübliche Niederlage. Schließlich ist der FC ein Spitzenteam. Lilien-Trainer Florian Kohfeldt vermisst vor allem Cleverness.

Von Aaron Knopp aus Köln

Der SV Darmstadt 98 bleibt ein kleines Mysterium. Die 1:2-Niederlage beim 1. FC Köln lieferte auch im 26. von 34 Saisonspielen wenig sachdienliche Hinweise darauf, in welchem Regal die Lilien nun wirklich einzuordnen sind. Am Samstagabend unterlag in Köln eine Mannschaft, die zu oft zu gut spielt, um nur 13. zu sein, einer Mannschaft, die oft nicht so gut spielt wie ein Tabellenzweiter, aber voraussichtlich aufsteigen wird.

Auf diese Lesart hätten die Südhessen sich zurückziehen können. Trainer Florian Kohfeldt versäumte es ja auch nicht, den FC im Vorfeld bereits zum Quasi-Erstligisten zu machen. Eine Niederlage hier – verzeihlich. Doch es war keine normale Niederlage bei einem Spitzenteam. Trotz viel Leidenschaft standen sich die Hessen einmal zu oft selbst im Weg und treten deshalb auf der Stelle. Der Schulterblick zurück auf die Abstiegszone bleibt ein ständiger Begleiter. "Wir brauchen noch Punkte", stellte Kapitän Clemens Riedel treffend fest.

Zweimal VAR und zwei Fehler entscheiden

50.000 Fußballfans in Köln-Müngersdorf sahen einen lange Zeit eher öden Kick, der durch den Videoassistenten und zwei grobe Fehler entschieden wurde. Der erste ging auf Sergio Lopez. Bemerkenswert war dabei auch der Umgang seiner Mitspieler mit dem Rechtsverteidiger, der nach seinem kapitalen Lapsus vor dem Kölner Führungstreffer kurzfristig so aussah, als würde er sich gleich Rückennummer und Namen vom Trikot knibbeln, um nicht mehr erkannt zu werden.

"Wir haben Sergio aufgebaut, gepusht und er hat anschließend ein solides Spiel gemacht", urteilte sein Feldnachbar Riedel. Was bei ihm trotz Niederlage zum Gesamturteil führte: "Wir haben eine gute Reaktion gezeigt, haben gezeigt, dass wir ein Team sind." Die Moral ist intakt beim SVD.

Weitere überraschende Moment brachte erst der VAR ins Spiel, der zunächst auf ein Handspiel von Dominique Heintz hinwies (25.) und viel später ein Foul von Isac Lidberg an Timo Hübers erkannte hatte (81.).

Viel Zuspruch für Hornby

Die beiden Szenen waren in der Nachlese jedoch schnell abgehandelt, weil eine weitere einhellig als spielentscheidend bewertet wurde. Nachdem der erst wenige Minuten zuvor gelbverwarnte Fraser Hornby es mit einer guten Idee verwechselte, auf Höhe der Mittellinie in einen Zweikampf mit Jusuf Gazibegovic zu springen und als Konsequenz trotz verzweifelter Ball-gespielt-Gesten Gelb-Rot sah, ging das Spiel für die Lilien dahin.

Hornby versäumte es nicht, sich für diesen wohl spielentscheidenden Blackout ausladend bei seinem Team zu entschuldigen. Bei Torhüter Marcel Schuhen hätte er sich diese Geste aber sparen können: "Ich mag sowas nicht, weil Fehler gehören im Fußball dazu. Jeder Mensch macht Fehler und die Entwicklung, die der Junge in den letzten Wochen genommen hat, ist außergewöhnlich gut."

Schuhen gefällt das "Game Management"

Auch danach sah Schuhen vor sich viel Positives. "Wir sind auch in Unterzahl nicht wild geworden." Das spreche für die Entwicklung einer Mannschaft, deren Status quo auch der Routinier nur schwer beschreiben kann. Das zumindest ermutigt ihn: "Wir lernen immer weiter dazu und wir lernen immer mehr, das richtige Game Management an den Tag zu legen." Trainer Florian Kohfeldt aber vermisste am Ende doch "ein Schuss Cleverness" bei seinen Lilien.

Eine Skizze, die Kölns Trainer Gerhard Struber nicht gänzlich anders anlegte: Einer der am schwierigsten zu bespielenden Gegner in der Liga sei Darmstadt bereits. "Weil die Mannschaft einfach diese Wucht und Dynamik, aber gleichzeitig Kraft, Finesse und Spielwitz in sich trägt." So ließ Kohfeldt sein Team gerne charakterisieren.

Kohfeldt warnt noch immer vor dem Absturz

Nachdem alle Freundlichkeiten ausgetauscht waren, bog der Darmstadt-Coach aber zügig auf ein Kernproblem ein. Seine Diagnose: Die Lilien holen zu wenig Punkte. Zu wenig für die gezeigten Leistungen. Im allerschlimmsten Fall könnten es sogar am Ende zu wenig sein, um die Klasse zu halten. Kohfeldt wird seinen Spielern noch ein, zwei Siege abverlangen, ehe er den mahnenden Zeigefinger wieder senkt. Die Saison sei "noch keinesfalls im sicheren Hafen".

Bei nun noch acht verbleibenden Saisonspielen lässt sich aber schon einmal feststellen, dass die Lilien-Saison in der Gesamtschau eine mit ungewöhnlich vielen Höhen und Tiefen gewesen sein wird. Der 5:1-Sieg im Hinspiel gegen Köln etwa war eine der Sternstunden, die Trainer Kohfeldt meinte, als er unlängst daran erinnerte, sein Team habe nicht nur Ergebnisse, sondern gar Erlebnisse geliefert. Dem gegenüber standen Phasen, in denen die Lilien wochenlang auf einen Sieg warteten.

Konstante Leistungen, aber zu wenig Punkte

Zumindest Kohfeldt will inzwischen einen roten Faden erkannt haben. Es gab "ein Lob an meine Mannschaft für die Konstanz in den Leistungen. Aber keinesfalls ein Lob, und das gehört im Fußball dazu, für das, was wir da rausnehmen." Mit fünf bis acht Punkten mehr wäre ihm bereits viel wohler.

Der Auftrag ist deshalb klar umrissen: Eine Lohnerhöhung von seinem Team für sein Team. Kohfeldt betont aber auch: "Es gibt für diesen Lernweg leider keine Abkürzung." Wer wissen will, wie es nach der Länderspielpause für die Lilien weitergeht, wird sich also weiterhin überraschen lassen müssen.