Hessischer Fußball-Verband Hessischer Fußball-Verband: Präsidiumswahl mit Konfliktpotenzial
Die Delegierten des hessischen Amateurfußballs stehen vor der Wahl: Am Samstag können sie sich auf dem Verbandstag für eine Präsidentin oder einen Präsidenten entscheiden. Was simpel klingt, hat doch eine unrühmliche Vorgeschichte.
Beim Punkt 11a dürfte es spannend werden am Samstag in Grünberg (Gießen). Dann nämlich steht beim 35. Ordentlichen Verbandstag des Hessischen Fußball-Verbands (HFV) Folgendes auf der Tagesordnung: die Wahl des Präsidenten. Oder eben der Präsidentin.
Denn der hessischen Amateurfußball hat die Wahl, nicht nur bei der Besetzung des Aufsichtsratsvorsitzes: Hier ein Team um den vormaligen Vizepräsidenten Torsten Becker, dort eines um die aktuelle Vizepräsidentin Silke Sinning. Zwei Seiten also, deren gemeinsame Vorgeschichte nicht wirklich reibungslos verlief. Im Gegenteil.
Eine unrühmliche Vorgeschichte
Verknappt zusammengefasst: Weil Sinning vor zwei Jahren beim DFB-Präsidentschafts-Wahlkampf die Kandidatur von Peter Peters unterstützte, und nicht wie von der damaligen HFV-Spitze präferiert jene von Bernd Neuendorf, entstand ein monatelanger Zwist, bei dem erst HFV-Präsident Stefan Reuß sowie später auch Becker ihre Rücktritte erklärten.
Zwar unterlag Peters im März 2022 gegen Neuendorf, Sinning aber durfte sich dennoch als Gewinnerin fühlen. Sie setzte sich gegen den mächtigen Funktionär aus Bayern, Rainer Koch, durch und wurde zur DFB-Vizepräsidentin gewählt. Ende September des Jahres schließlich übernahm sie nach besagten Verbal-Scharmützeln mit ihren Widersachern auch beim HFV die führende Rolle. Nach monatelangen Schuldzuweisungen kehrte wieder etwas Ruhe ein.
Schiedsrichterin Rafalski steigt aus
"Es gab unschöne Auseinandersetzungen und haltlose Angriffe. Aber das ist zwei Jahre her, ich habe es abgehakt, die Welt hat sich weitergedreht", sagte Becker kürzlich der Offenbach-Post. Der 60-jährige Verbandsfunktionär, der jahrzehntelang auf verschiedenen Posten für den HFV tätig war, plante für seine Kandidatur ursprünglich mit drei Vizepräsidenten (Jörg Wagner/56 Jahre, Andreas Dietzel/59, Katrin Rafalski/42) sowie einem Schatzmeister (Peter Eidam/61), wozu eine Satzungsänderung notwendig wäre. Der Hanauer Becker hält eine "moderne Struktur" für sinnvoll, in der Aufgaben auf mehr Schultern als bisher verteilt werden.
Einzig: Mit Rafalski ist der prominenteste Name mittlerweile aus dem Team Becker ausgeschieden. Die Schiedsrichterin, die in der Frauen-Bundesliga pfeift und bei den Männern als Video-Assistentin zum Einsatz kommt, will aus ungenannten Gründen nun doch keine HFV-Vizepräsidentin werden.
Team Becker oder Team Sinning?
Sinning, geboren in Rotenburg an der Fulda, wohnhaft in Knüllwald (Schwalm-Eder), tritt mit einem jüngeren Team zur Wahl an, das entsprechend über deutlich weniger Verbandserfahrung verfügt. Sie plant mit Axel Poth (34) und Sascha Schnobrich (52) als Vizepräsidenten sowie Andre Stenda (38) als Schatzmeister. "Ich habe stets die gesellschaftliche Bedeutung des Sports betont, besonders im Hinblick auf Teamarbeit und solidarisches Handeln. Diese Werte möchte ich auch im HFV verankern und weiter stärken", so Sinning.
Solidarisch lief es in der jüngeren Vergangenheit beim HFV nicht immer ab. Und wenngleich sich die Kandidaten öffentliche Kritik am jeweils anderen diesmal sparen, ist doch offensichtlich beim Vorgeplänkel des HFV-Verbandstages am 28. September: Wirklich grün sind sie sich in Grünberg weiterhin nicht. So verspricht Tagesordnungspunkt 11a besondere Spannung. Team Becker oder Team Sinning? Die Delegierten haben die Wahl.