Cenk Tosun nach seinem 3:1-Siegtreffer für die Türkei gegen Tschechien.

Zwischen Himmel und Hölle So lief die Vorrunde der EM 2024 aus hessischer Sicht

Stand: 27.06.2024 16:16 Uhr

Manche Spieler müssen erst durch die Hölle gehen, um im Himmel zu landen. Andere nehmen ihr Glück selbst in die Hand. Und ganz nebenbei gibt's da noch die grüne Gefahr. Die EM-Vorrunde aus hessischer Sicht.

Von Daniel Schmitt

Noch am Dienstag war Cenk Tosun ein trauriger Mann. Denn: "Wenn ein Fußballer nicht spielt, ist er unglücklich." Dabei wolle er, der Nationalstürmer der Türkei, in Wetzlar geboren, in Raunheim aufgewachsen, bei der Frankfurter Eintracht fußballerisch groß geworden, der Mannschaft doch so gerne helfen, nein, mehr noch: "Ich will meinem Land helfen". Doch er durfte nicht. Nicht gegen Georgien (3:1), nicht gegen Portugal (0:3). Jüngere bekamen den Vorzug. Cenk Tosun, 33 Jahre, versteckte seine Gefühle darob nicht.

Ebenso wenig wie am Mittwochabend. Da nämlich bekam er seine ersten EM-Minuten. Im Gruppenfinale schickte Türkei-Trainer Vincenzo Montella ihn gegen die Tschechen für die Schlussminuten aufs Feld – und Tosun lieferte. Halblinks im Strafraum kam er an den Ball, ein Haken nach innen, kurze Verzögerung, strammer Schuss ins lange Eck, das 2:1, das den Türken endgültig den Einzug ins Achtelfinale sicherte. Cenk Tosun, der Glückliche. Von jetzt auf gleich.

Klaus Gjasula, der Mann der Extreme

Es ist dies nur eine von mehreren Geschichten bei der EM, in der sich Fußballer mit Hessen-Bezug zwischen den Extremen bewegen. Bestes Beispiel: Klaus Gjasula. Im zweiten Gruppenspiel der Albaner gegen Kroatien (2:2) feierte der Mittelfeldspieler des SV Darmstadt 98 sein EM-Debüt. Mit 34 Jahren.

Und was war das gleich für eines: Eingewechselt in der 73. Minute, Eigentor in der 76. Minute, Ausgleichstor in der fünften Minute der Nachspielzeit. "Ich bin durch die Hölle gegangen", sagte er, um im Himmel anzukommen. "Eine Geschichte, wie sie nur der Fußball schreibt." Gjasula dürfte glücklich sein, auch wenn die EM für Albanien schon nach der Gruppenphase endet.

Emre Can, der Urlauber mit dem Wumms

Weniger dramatisch verlief die Europameisterschaft bisher für die Hessen unter den deutschen Nationalspielern. Eine nette Geschichte aber gab es trotzdem. Während Eintracht-Profi Robin Koch und der in Osthessen aufgewachsene Bayern-Spieler Jamal Musiala das machten, was allgemeinhin von ihnen erwartet worden war - die Ersatzbank wärmen (Koch) und gegnerische Abwehrbeine verknoten (Musiala) -, erlebte Emre Can seinen ganz persönlichen EM-Highlight-Moment.

Aus dem Urlaub nachnominiert durfte der gebürtige Frankfurter und Dortmunder Kapitän sofort im ersten Gruppenspiel gegen Schottland mittun – und netterweise auch noch den 5:1-Endstand mit einem sehenswerten Schuss erzielen. "Eine verrückte Story" sei seine EM-Reise, ließ Can hinterher wissen, die, man will es nicht ausschließen, womöglich ja noch weitere erzählenswerte Kapital hervorbringen könnte.

Der Glücklich-Macher kommt nach Frankfurt

Eines immerhin wird ganz sicher am kommenden Montag geschlossen. Dann nämlich, wenn flinke Selfie-Flitzer mit großgebauten Warnwesten-Schränken auf dem Frankfurter Rasen Schlittschuhfahren gehen. Cristiano Ronaldo ist in der Stadt – ein Glücklich-Macher für viele Fans, nicht nur den zehnjährigen Berat aus Nordhessen.

Wie Berat (10) zum Selfie mit Ronaldo geflitzt ist