Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche schaut auf ein erfolgreiches Halbjahr zurück.

Sportvorstand Markus Krösche im Interview - Teil eins Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche im Interview: Was noch zum Spitzenteam fehlt

Stand: 29.12.2024 09:42 Uhr

Zum Jahresende zieht Markus Krösche eine positive Bilanz und benennt Entwicklungspotenziale. Was der Eintracht noch zum Status eines Spitzenteams fehlt und wieso Künstler auch Bodyguards brauchen, erklärt der Frankfurter Sportvorstand im ersten Teil des Interviews.

Trotz fünf sieglosen Pflichtspielen am Jahresende blickt Markus Krösche, der Sportvorstand von Eintracht Frankfurt, zufrieden auf die erste Saisonhälfte zurück. Die Entwicklung der Mannschaft geht für den 44-Jährigen in die richtige Richtung, wie er im ersten Teil des Exklusiv-Interviews verrät.

Das Gespräch führte Phil Hofmeister.

hessenschau.de: Markus Krösche, wie steht‘s um den körperlichen Akku eines Sportvorstandes am Ende eines derart intensiven Jahres?

Markus Krösche: Ich bin schon froh, dass das aufregende, intensive Jahr erstmal vorbei ist. Wir haben ein sehr erfolgreiches Halbjahr hinter uns, in dem wir uns in der Europa League und der Liga eine sehr gute Ausgangsposition geschaffen haben. Aber es ist gut, jetzt auch ein bisschen Ruhe reinkommen zu lassen.

hessenschau.de: Haben Sie eine Art Lifehack, wie man in kurzer Zeit besagten Akku wieder aufladen kann?

Krösche: Nicht wirklich. Letztendlich macht uns das Ganze schließlich auch viel Spaß. Wir wollen ja ein intensives Jahr und viele Spiele haben. Ich versuche einfach, ein bisschen Abstand zu gewinnen, mich nicht zu sehr um Fußball zu kümmern, sondern mehr um die Familie. Zwischen Weihnachten und Neujahr kann man schon ein wenig runterkommen.

hessenschau.de: Das Handy auszuschalten ist aber eher keine Option, oder?

Krösche: Nein, das geht nicht. Es gibt immer Themen, die wir haben. Aber wir erwarten diesen Winter eine deutlich ruhigere Phase, als wir sie vielleicht vor einem Jahr hatten.

hessenschau.de: Mit welchem Gefühl blicken Sie auf das Jahr zurück?

Krösche: Mit einem sehr positiven. Die Jungs haben sich sehr positiv entwickelt, gerade die Jungen, die anfangs Zeit gebraucht haben, die wir ihnen gegeben haben. Die Mannschaft hat sich sehr gut entwickelt, auch wenn noch einiges an Potenzial in ihr schlummert. Ich freue mich auf die Rückrunde, wenn es um die Plätze geht, weil wir noch Potenzial zum Wachsen haben. Es gibt Entwicklungsfelder.

hessenschau.de: Die Eintracht überwintert einerseits auf einem Champions-League-Platz, andererseits wurde kein einziges Topteam besiegt. An welchen Stellen fehlt die entscheidende Luft nach oben, um sich Topteam nennen zu dürfen?

Krösche: Ach, das ist immer schwierig mit diesem Begriff Topteam. Wir haben eine junge Mannschaft und die Topteams der Liga sicher ein bisschen mehr Erfahrung. Daher gilt es, aus unseren Fehlern, gerade in den Spitzenspielen, zu lernen. Aber das ist doch ein ganz normaler Prozess, ein Reifeprozess, den wir als Mannschaft und auch als gesamter Club gehen müssen.

hessenschau.de: Ist es auch noch eine Frage der Qualität?

Krösche: Es ist eine Sache der Erfahrung, der Reife. Wenn du eine junge Mannschaft hast, sind Schwankungen als Team und von einzelnen Spielern normal. Also geht es darum, auf Top-Level nochmal Konstanz reinzubringen. Dabei helfen auch die Erfahrungen aus Spitzenspielen, die man vielleicht mal nicht gewonnen hat.

hessenschau.de: Zum Ende des Jahres gab es eine Delle. Inwiefern hat diese Sie beunruhigt?

Krösche: Man muss doch auch mal sehen, gegen wen wir alles gespielt haben. Wir haben zweimal in Leipzig gespielt und in Lyon, das im Grunde auch so etwas wie eine Champions-League-Mannschaft ist. Das schlechte Pokalspiel mal ausgenommen, waren wir in allen anderen Partien auf Augenhöhe. Es sind Kleinigkeiten, die die Spiele entschieden haben. Daran sieht man eben, dass wir die angesprochenen Entwicklungspotenziale haben. Es ist für uns kein Problem.

hessenschau.de: Der positive Umschwung von vergangener Saison zu dieser ist im Gesamten eklatant. Wie haben Dino Toppmöller und sein Trainerteam das hinbekommen? Funktioniert das über die Köpfe der Spieler oder hat es ausschließlich fußballtaktische Gründe?

Krösche: Von beidem ein bisschen. Der wichtigste Vorteil im Vergleich zur vergangenen Saison ist sicher, dass wir die Mannschaft von Anfang an zu großen Teilen zusammen hatten, es gab wenige Abgänge, Willian Pacho mal ausgenommen. Somit hatten die Spieler die nötige Zeit, sich zu entwickeln, sich als Mannschaft zu finden. Sie kennen auch die Inhalte des Trainerteams besser, Automatismen können sich einstellen. Um eine Mannschaft reifen zu lassen, braucht man gemeinsame Zeit. Das ist der wichtigste Faktor, weshalb die Art und Weise unseres Fußballs besser geworden ist.

hessenschau.de: Gewiss haben aber auch einzelne Spieler ihren Anteil am Aufschwung. Tut Ihnen die Schulter schon weh, aufgrund der vielen Klopfer, die Sie für die Verpflichtungen der Defensivleute Arthur Theate und Rasmus Kristensen bekommen haben?

Krösche: Es war einfach wichtig, dass wir noch ein bisschen Erfahrung hinzubekommen. Es ging darum, eine gewisse Stabilität, diverse Anker, in der Mannschaft zu haben. Das ist uns mit Arthur und Rasmus gelungen. Aber auch Robin Koch, Kevin Trapp oder Mario Götze sind wichtige Spieler, die die Jungen guiden. Man muss einfach immer versuchen, eine gute Mischung hinzubekommen. Wenn du viele offensive Künstler hast, brauchst du natürlich auch ein paar Bodyguards.

hessenschau.de: Kommen wir zu den jungen Spielern wie Nnamdi Collins, Nathaniel Brown oder Can Uzun. Welchen würden Sie denn als Rookie of the Year, als größten Durchstarter, bezeichnen?

Krösche: Das ist schwer. Sie haben alle hart gearbeitet, obwohl es für den einen oder anderen nicht einfach war. Aber sie hatten Geduld und haben an ihren Defiziten gearbeitet. Und als sie gebraucht wurden, waren sie voll da. Es ist ein gutes Zeichen, dass auch die Jungen mittlerweile auf einem hohen Level mithalten können, teils sogar herausragen, wenngleich es sicher auch wieder schwierigere Phasen geben wird. Zur Frage: Es fällt mir schwer, einen herauszuheben.

hessenschau.de: Den Spieler des Jahres zu benennen, dürfte da schon leichter fallen, sie haben schon unzählige Male über Ihn gesprochen: Omar Marmoush. Was macht ihn so überragend gut?

Krösche: Er hat erstmal eine Grundqualität mit seiner Schnelligkeit, seiner Physis, auch seiner Abschlussstärke. Dass er außergewöhnliche Fähigkeiten hat, wussten wir immer. Mittlerweile hat er zudem eine gewisse Selbstverständlichkeit entwickelt und ist bei seinen Entscheidungen deutlich klarer geworden.

Krösche über Marmoush, Burkardt und Co.
Im zweiten Teil des Exklusiv-Interviews mit Markus Krösche spricht der Frankfurter Sportvorstand über die anstehende Transferphase, über einen möglichen Verkauf von Omar Marmoush im kommenden Sommer sowie Nachfolge-Kandidaten wie den Mainzer Jonathan Burkardt. Das Interview lesen Sie auf hessenschau.de ab Montag, 30. Dezember.