Eintracht-Profis auf Länderspiel-Mission Eintracht-Profis auf Länderspiel-Mission: Wenn Belastung kaum noch steuerbar ist
Eintracht Frankfurt hangelt sich von Englischer Woche zu Englischer Woche. Und wenn der hiesige Spielbetrieb wie jetzt doch einmal ruht, geht es für manch einen Profi erst richtig los.
Das Nationalstadion der Kapverden, am Rande der Hauptstadt Praia inmitten von weitläufigen Wiesen errichtet, ausgelegt für 15.000 Fans und - fast genauso beachtlich - gleichermaßen gut einsehbar für die unzähligen Rinder rundherum, war am Freitagabend um einige Attraktionen ärmer. Mo Salah etwa, der Superstar des FC Liverpool, spielte nicht gegen den kleinen Inselstaat. Und auch sein nicht ganz so bekannter und doch zurzeit kaum schlechterer (eher besserer) Sturmpartner der ägyptischen Nationalmannschaft fehlte: Omar Marmoush.
Belastungssteuerung vielbelasteter Profis, die mögliche Verletzungen während eines Fußballspiels auf Kunstrasen vermeiden sollten. Marmoush also war erst gar nicht mit aus Kairo auf die Kapverden gejettet, arbeitete lieber individuell – und macht damit vor allem seinen Arbeitgeber Eintracht Frankfurt glücklich.
Ewig lange Flugreisen erhöhen die Belastung
Es ist ja stets so eine Sache mit diesem Begriff der Länderspiel-Pause, die tatsächlich nichts anderes als eine Bundesliga-Pause ist und entsprechend die Besten ihres Fachs, die Nationalspieler, mehr denn je fordert. Überall fliegen sie in diesen Tagen durch die Welt, viele innerhalb Europas, einige – wie im Falle der Eintracht – auch quer durch Afrika. So ist etwa Mittelfeldspieler Ellyes Skhiri binnen vier Tagen in Südafrika und Tunesien gefordert. Einfache Reisezeit per Flugzeug: etwa 13 Stunden.
Oder Fares Chaibi, der mit Algerien innerhalb von drei Tagen in Äquatorialguinea und dann in seiner Heimat kickt (zwölf Stunden einfache Flugzeit). "Der Spielkalender ist randvoll. Besonders für die vielen Nationalspieler ist es eine sehr hohe und fast permanente Belastung", sagt Timmo Hardung, Sportdirektor der Eintracht im Gespräch mit dem hr-sport.
Austausch mit Verbänden hilft nur bedingt
Andere Zeit- und Klimazonen, lange Flüge, dazu die sportliche Anstrengung während der Partien - eine Menge Holz. Die Eintracht pflegt wie fast alle hiesigen Proficlubs zwar einen engen Austausch mit den jeweiligen Verbänden und deren medizinischen Abteilungen, an den reinen Belastungen aber kann sie nichts ändern.
"Wir versuchen, mit einer offenen Kommunikation auch Verständnis für den Spieler an die Nationalteams mitzugeben", sagt Hardung. Heißt: Der hessische Erstligist gibt das körperliche Befinden seiner Profis gerne weiter. Wo hatte der Spieler zuletzt Probleme? Wo wurde er wie behandelt? An welchen Muskeln kneten die Physios besonders häufig herum?
Auf hartes Training folgt Entspannung
Gleich elf Frankfurter Fußballprofis sind momentan unterwegs. Hugo Larsson und Jean-Mattéo Bahoya sagten ihren Nationalteams zudem schon vorher leicht angeschlagen ab, Rasmus Kristensen ist schon eine Weile verletzt. Dazu kam am Donnerstag Hugo Ekitiké, der zwar zur französischen U21 anreiste, schnell aber auch wieder das Camp mit Knieschmerzen verließ. Nnamdi Collins und Nathaniel Brown dagegen, um nur zwei Beispiele zu nennen, machten am Freitag mit starken Leistungen bei der deutschen U21 auf sich aufmerksam. Die Trainingsgruppe im Frankfurter Stadtwald ist aktuell entsprechend klein, wird mit Talenten der U21 und U19 aufgefüllt.
Es sei in dieser Woche, zwar "körperlich hart trainiert worden", so Hardung, der mentale Druck falle mit Blick auf das Bundesliga-freie Wochenende für die Daheimgebliebenen aber weg. "Es tut auch mal gut, nicht ständig eine Anspannung mit Blick aufs nächste Spiel zu spüren." An gruppentaktisches Training mit dem Gros an Stammkräften ist für Coach Dino Toppmöller in Zeiten von Englischen Dauerwochen ohnehin nicht mehr zu denken. So bekommen die Eintracht-Spieler am Wochenende stattdessen komplett frei, Erholung steht auf dem Programm. Mit Ausnahme der Nationalkicker, versteht sich.