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Zum 40. Geburtstag Frankfurts Hasebe - der alte Mann und das Mehr

Stand: 18.01.2024 07:38 Uhr

Makoto Hasebe ist bei Eintracht Frankfurt eine lebende, spielende Legende, immer noch. Am Donnerstag (18.01.2024) wird er 40 Jahre alt. Ob seine Zeit als Aktiver im Sommer endet, ist weiter offen.

Im Januar 2008 war die Fußballwelt noch eine andere. In der Liga duellierten sich Diego und Miroslav Klose an der Spitze der Torjägerliste, amtierender Deutscher Meister war der VfB Stuttgart, Pokalsieger gar der 1. FC Nürnberg. Und in Wolfsburg wurde ein 23 Jahre altes japanisches Mittelfeldtalent vorgestellt. "Es ist eine große Ehre für mich, in der Bundesliga zu spielen. Ich bin zuversichtlich, dass ich mich hier durchsetzen werde", sagte Makoto Hasebe bei seiner Vorstellung.

17 Jahre später kann man sagen: Das hat ganz gut geklappt. Auch im Jahre 2024 schnürt Hasebe seine Fußballschuhe noch immer in Deutschland, im Alter von nun 40 Jahren ist er der älteste Spieler, der je für die Frankfurter Eintracht auflief. "Ich bin sehr stolz, dass ich Rekordspieler bin", sagte er, als er zum Saisonauftakt gegen Darmstadt den Rekord brach. Um dann in seiner ihm eigenen Bescheidenheit nachzuschieben: "Viel wichtiger sind aber die ersten drei Punkte."

"Identifikationsfigur und absolutes Vorbild"

Allzu oft spielt er nun nicht mehr, in der Liga sind seit dem ersten Spieltag nur noch acht Minuten dazugekommen. Das Alter macht sich eben bemerkbar. Gegen Spieler, die seine Söhne sein könnten, fehlt Hasebe mittlerweile die Schnelligkeit. Wichtig bleibt er dennoch. "Makoto hat einen unfassbaren Wert für uns. Er ist eine Identifikationsfigur und ein absolutes Vorbild", schwärmt Trainer Dino Toppmöller. "Ich bin sehr froh, mit ihm auf dem Platz gestanden und ihn trainiert zu haben."

Toppmöller ist Hasebes 14. Trainer in der Bundesliga, auch das zeigt, welch Karriere hinter dem Japaner liegt. Hinzu kommen die Titel: Japanischer Meister und Pokalsieger, AFC-Champions-League-Sieger 2007, Deutscher Meister 2009 mit dem VfL Wolfsburg, Pokalsieger 2018 mit der Eintracht, im Jahr 2022 die Krönung mit dem Gewinn der Europa League samt anschließender Ehrenrunde durch die Champions League. "Das war mein Traum", sagte Hasebe.

Heldengrätsche in Berlin

Zumal er diese Titel nicht in Altersteilzeit gewonnen hat, er war maßgeblich beteiligt. Im Finale in Berlin 2018 war er es, der mit einer beherzten Grätsche gegen Corentin Tolisso in der 69. Minute das 1:2 verhinderte. Und beim Europa-Cup-Triumph kam er nach einer knappen Stunde ins Spiel, um noch einmal eine Stunde lang die Abwehr zusammenzuhalten. Hasebe gewann an jenem Abend 100 Prozent seiner Zweikämpfe.

Zu so einem schaut man auf, so einem hört man zu. "Mit ihm zusammenzuarbeiten, macht extrem viel Spaß. Dieses Top-Level von Professionalität ist beispielhaft für jeden Spieler", sagt Toppmöller.

Nicht nur beispielhaft, sie ist außergewöhnlich. Hasebe pflegt seinen Körper, badet jeden Tag, schläft acht Stunden, nachts meditiert er eine Stunde, sagte er einst der Bild, "um die Seele zu ordnen". Auch liest er viel, für ihn sind Bücher "Fitness-Training für das Herz".

Und schreibt, die Leitlinien seiner Professionalität hat er 2011 in seinem Buch "Die Ordnung der Seele. 56 Gewohnheiten, den Sieg zu erringen" festgehalten. "Ordnung ist das halbe Leben!", Nie von oben auf andere herab schauen", "Keine Klagen, keine Ausreden". "Lebe enthaltsam" – nur ein paar jener Regeln, die ihn zu dem machen, der er nun ist: der älteste aktive Bundesligaspieler.

"Am Ende ist es wie letztes Jahr"

Und wer weiß, vielleicht kommt ja noch ein Jahr dazu, vielleicht steht Hasebe auch 2025 noch auf dem Trainingsplatz, sitzt in der Kabine neben Spielern, die seine Söhne sein könnten und die zu ihm aufschauen wie zu einem Vater, badet, schläft, liest, spielt Fußball, wenn er gebraucht wird. "Am Ende ist es wie letztes Jahr", sagt Toppmöller.

Soll heißen: Hasebe wird mitentscheiden, ob sein Vertrag noch einmal verlängert werden wird. Mit 43 Jahren und sechs Monaten ist Klaus Fichtel bis heute der älteste noch eingesetzte Spieler der Bundesligageschichte. Aber das nur am Rande.