Das ist Eintracht-Gegner Midtjylland Eintracht-Gegner FC Midtjylland: Der Mathematik-Verein mit der Baseball-Taktik
Beim FC Midtjylland ist Erfolg messbar und basiert auf Daten. Der junge dänische Verein hat dazu ein Baseball-System von der amerikanischen Westküste kopiert. Das zahlt sich aus.
Eintracht Frankfurt bricht zur zweiten Auswärts-Reise in der diesjährigen Europapokal-Saison auf. Es geht nach Dänemark zum FC Midtjylland (Donnerstag, 21 Uhr im hr-iNFO-Audiostream). Der junge Verein aus dem nördlichen Nachbarland ist aber kein normaler Club.
Der Verein
Es gibt gleich zwei Merkmale, die doch relativ außergewöhnlich sind beim FC Midtjylland. Das erste ist, dass der dänische Verein erst im Jahre 1999 gegründet wurde. Damals schlossen sich die Vereine Herning Fremad und Ikast FS zusammen und gründeten somit den FC Midtjylland.
Obwohl es dann recht schnell auch nicht ganz unerfolgreich weiterging (direkt im ersten Jahr gelang der Aufstieg in die dänische erste Liga), kam der Durchbruch erst Mitte der 2010er-Jahre. Da wurde der Verein quasi nochmal neu erfunden. Damals sicherte sich der Brite Matthew Benham, der sein Geld mit analytischen Sportwetten gemacht hatte, die Mehrheit des Vereins - und drehte alles auf links.
Angelehnt an die auf Daten basierenden Erfolge zu Beginn des Jahrtausends der Oakland Athletics im US-amerikanischen Baseball legt der FC Midtjylland seitdem ebenfalls großen Wert auf mathematische Berechnungen, scoutet nach Statistiken und ist damit sehr erfolgreich. Insgesamt viermal (2015, 2018, 2020 und 2024) wurde das Team, das im Städtchen Herning spielt, seitdem Dänischer Meister.
Das Baseball-System von der amerikanischen Westküste, das im Hollywood-Film "Moneyball" mit Brad Pitt sogar cineastisch gewürdigt wurde, funktioniert allem Anschein nach auch in der dänischen Provinz.
Der Star
Durch dieses systematische Scouting ist der FC Midtjylland in Dänemark eine echte Talentschmiede geworden. Der Neu-Frankfurter Rasmus Kristensen wurde hier ausgebildet, auch Verteidiger Simon Kjaer entstammt dem kleinen dänischen Verein. Immer wieder gelingt es den "Ulvene" (Wölfe) zudem, Spieler zu entdecken, die woanders durch das Raster gefallen sind.
So kommt es aber auch zu dem Umstand, dass in Mitteljüdland in der Regel das Team der Star ist. Auch im aktuellen Kader gibt es nicht den einen Superstar, der heraussticht. Hervorzuheben wären lediglich Mittelfeld-Stratege Emiliano Martínez, Angreifer Adam Buksa und die Flügelstürmer Franculino und Dario Osorio. In Deutschland zudem bekannt ist der Schweizer Kevin Mbabu, der in der Bundesliga für Wolfsburg und Augsburg aktiv war - und lange Zeit auch bei der Eintracht auf der Liste stand. Lange ist's her.
Der Trainer ...
... ist aktuell Thomas Thomasberg. Der Ex-Profi hat eine ganz besondere Beziehung zu dem Verein. Als Profi spielte er seit der Gründung 1999 fünf Jahre bis 2004 in der Anfangszeit des Clubs für die "Ulvene". Direkt im Anschluss an diese Zeit wurde der heute 50-Jährige erst Co-Trainer im Club, ehe er zur Saison 2008/2009 dann zum Cheftrainer befördert wurde.
Lange ging diese erste Zeit im Amt allerdings nicht. Nach einem guten Jahr war für ihn auf dem Chefsessel beim FC Midtjylland schon wieder Schluss. Nach mehreren Stationen im dänischen Fußball landete Thomasberg 2023 wieder beim FCM - und wurde prompt 2024 Meister.
In der Zeit, in der Thomasberg durch den dänischen Fußball tingelte, waren übrigens auch zwei Trainer in Midtjylland am Ruder, die man in der Bundesliga heutzutage gut kennt. Jess Thorup (heute Augsburg) und Bo Henriksen (heute Mainz) standen beide bei den "Ulvene" an der Seitenlinie.
Und sonst so?
Auswärts geht es für die Eintracht-Fans in dieser Europapokal-Saison in so klangvolle Städte wie Istanbul, Rom oder Lyon. Das beschauliche Herning, wo der FC Midtjylland seine Spiele austrägt, ist da ganz anders. Gerade einmal gut 50.000 Einwohner hat das Örtchen, das ganz im Herzen Dänemarks liegt.
Bei so einer Einwohnerzahl verwundert es nicht, dass auch das Stadion im Ort alles andere als eine riesige Hightech-Arena ist. Die MCH-Arena hat gerade einmal ein Fassungsvermögen von knapp 12.000 Plätzen (noch weniger als am Bornheimer Hang). Fast putzig im Gegensatz zu den anderen Stadien, in die die Frankfurter in dieser Europa-League-Spielzeit reisen. Die große Fußballwelt sieht definitiv anders aus.