Eintracht-Trainer im Exklusiv-Interview Eintracht Frankfurt: Toppmöller denkt über die "Büffel-Gazellen-Herde" nach
Zum Ende der vergangenen Saison blies Eintracht-Trainer Dino Toppmöller der Wind ordentlich ins Gesicht. Aktuell läuft es dagegen richtig gut. Toppmöller spricht im Interview mit dem hr-sport über die Gründe des Aufschwungs, die Verletzung von Kevin Trapp und wie er mit Kritik und Verbesserungsvorschlägen umgeht.
Das ging gut los. Die Eintracht hat unter Trainer Dino Toppmöller in der neuen Saison drei von vier Pflichtspielen gewonnen. Vor allem nach den Liga-Siegen gegen Hoffenheim und in Wolfsburg scheint die Sonne über Frankfurt.
hessenschau.de: Dino Toppmöller, Sie gehen als Trainer jetzt ins zweite Jahr bei der Eintracht. Warum läuft es derzeit so gut?
Dino Toppmöller: Wir haben eine gute Truppe und vom ersten Tag der Vorbereitung an eine sehr gute Energie, sind als Team zusammenwachsen. Und klar: Für den Teamgedanken sind positive Ergebnisse wie jetzt sehr wichtig, um den Prozess zu beschleunigen. Das haben wir in den ersten Wochen ordentlich hinbekommen. Und wir haben ein paar neue Spieler mit hoher Qualität dazubekommen.
hessenschau.de: …und alle im Team sind ein Jahr älter ...
Toppmöller: Ich glaube, dass Zeit tatsächlich ein wichtiger Faktor ist - vor allem für Spieler, die aus dem Ausland zu uns gekommen sind. Andere Mentalität, anderes Land, im Fußball ein anderer Spielstil, ein neuer Trainer. Außerdem mussten sie sich im Privatleben erstmal zurechtfinden und an das neue Umfeld gewöhnen. Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind. Diesen wollen wir konsequent fortsetzen.
hessenschau.de: Ihr Vater Klaus Toppmöller war Trainer bei der Eintracht. Sie sind als Kind so ein Stück weit mit dem Verein aufgewachsen. Wie sehr sind Sie jetzt nach gut einem Jahr immer noch Eintracht-Fan oder noch mehr auch Eintracht-Fan?
Toppmöller: Ich bin jetzt ein Jahr als Cheftrainer im Klub, habe ein paar Höhen und ein paar Tiefen erlebt und das prägt einen natürlich. Umso schöner ist es jetzt gerade, wenn wir Spiele auf überzeugende Art gewinnen und man – wie am Samstag – sieht, wie die Jungs mit den Fans feiern. Das gibt einem einfach ein gutes Gefühl und dann weiß man auch genau, wofür man jeden Morgen aufsteht, und brennt dann auf dem Trainingsplatz.
hessenschau.de Wie sehr tut es Ihnen auf der anderen Seite dann auch weh, wenn Sie – wie in der vergangenen Rückrunde - von Fans und von uns Medien hart kritisiert werden. Wie gehen Sie damit um?
Toppmöller: Vor allem im zweiten Halbjahr waren viele Spiele dabei, wo wir im Trainerteam auch alles andere als zufrieden waren und uns einige Dinge auch anders vorgestellt haben. Ich spüre natürlich eine besondere Verantwortung als Cheftrainer, vor allem für das Team und den Klub, aber auch gegenüber den Fans. Denn wir wollen die Leute glücklich machen und dafür sorgen, dass sie zufrieden das Stadion verlassen. Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man das Gefühl hat, dass wir alles dafür tun, um Spiele zu gewinnen.
hessenschau.de: Im Moment sind die Fans sehr glücklich. Zuletzt durch den Sieg in Wolfsburg. Aber es gab auch einen Rückschlag: die Verletzung von Torhüter Kevin Trapp, wie geht’s ihm im Moment?
Toppmöller: Das ist bitter fürs Team und für Trappo, weil es ein blöder Zeitpunkt ist. Jetzt stehen die ersten Englischen Wochen mit vielen spannenden Spielen an. Die erste Diagnose war, dass er drei bis vier Wochen ausfällt. Jetzt warten wir das zweite MRT in der kommenden Woche ab. Dann können wir vielleicht etwas Genaueres sagen. Aber ich bin mir sicher, dass er stärker zurückkommt. Kevin ist unser Kapitän und einer unserer wichtigsten Spieler.
hessenschau.de: Im Tor steht jetzt der Brasilianer Kaua Santos. Viele kennen ihn noch gar nicht. Was macht ihn aus?
Toppmöller: Er hat am Samstag in Wolfsburg schon eine erste Duftmarke hinterlassen. Wie mutig er agiert hat, obwohl er in Deutschland bisher „nur“ in der Regionalliga gespielt hat. Kaua hat das gut gemeistert, seine Vorderleute haben ihm auch gut geholfen. Er ist ein sehr positiver Junge, der Bock hat auf Weiterentwicklung. Und jetzt sind wir alle gespannt, wie er die nächsten Spiele meistert. Er hat unser Vertrauen.
hessenschau.de: Wir rücken eine Position nach vorne in die Abwehr. Sie haben umgestellt in Wolfsburg nach gut 20 Minuten von Fünfer- auf Viererkette. Wie wichtig ist es, dass man nachjustiert während eines Spiels?
Toppmöller: Ich mache mir grundsätzlich vor dem Spiel immer Gedanken, in welcher Richtung das gehen kann, sowohl positiv als auch negativ. Wichtig ist eine gewisse taktische Flexibilität und das Reagieren auf diverse Spielsituationen.
hessenschau.de: Denn nach der Umstellung hatte ihre Mannschaft mehr Zugriff. Macht man da in einer ruhigen Minute nach einem Spiel die Siegerfaust? Nach dem Motto: Top, das hat richtig gut funktioniert…
Toppmöller: Nach dem Führungstreffer zum 1:0 haben wir uns darin bestätigt gefühlt, die richtige Maßnahme ergriffen zu haben. Wir hatten dadurch mehr Entlastung und Zug zum Tor.
hessenschau.de: Jetzt gehen wir auf dem Feld mal nach ganz vorne in den Sturm. Da wirbeln derzeit Omar Marmoush und Hugo Ekitiké die Liga durcheinander. Wenn dann auch noch Igor Matanović spielen würde, hätte die Eintracht wieder eine Büffelherde wie einst mit Jovic, Haller und Rebic. Also alle drei, geht das oder sind sie da kein Fan davon?
Dino Toppmöller war mit dem Auftritt in Wolfsburg nur bedingt zufrieden.
Toppmöller: Doch, das geht schon. Es muss natürlich dann auch auf den Gegner und zu unserer Spielidee passen. Ich würde es jetzt nicht ausschließen. Das wäre dann für mich aber eher die Büffel-Gazellen-Herde. (lacht)
hessenschau.de: Reden wir nochmal über Omar Marmoush. Der war mit seinen zwei Toren in Wolfsburg Mann des Spiels, machte nach seinem ersten Tor aber auch eine abfällige Handbewegung in Richtung der Wolfsburger Fans. Die Eintracht-Anhänger haben ihn dafür gefeiert, weil er sich so dermaßen mit der Eintracht identifizieren würde. Ihnen hat das nicht so gefallen, oder?
Toppmöller: Also grundsätzlich gefällt es mir, wenn Spieler Emotionen zeigen. Aber wir sollten aufpassen, weil man durch solche Gesten auch mal das Heim-Publikum zurückholen kann. Ich habe mit Omar darüber gesprochen und ihm gesagt, dass sowas auch mal nach hinten losgehen kann.
hessenschau.de: Kommen wir nochmal zu Ihnen und Ihrer Rolle. Manche Bundesliga-Trainer sind ja eher beratungsresistent. Ich habe mir sagen lassen, dass Sie da anders sind. Dass Sie Ratschläge annehmen. Wie wichtig ist Ihnen das?
Toppmöller: Es ist für eine Entwicklung total wichtig, dass man offen ist für Feedback, auch wenn es mal in eine kritische Richtung geht. Aber am Ende wollen wir alle Erfolg haben und die beste Version von uns selbst sein. Wenn es Leute gibt, die einen eng begleiten, die Dinge sehen, die man besser machen kann, bin ich natürlich offen und dankbar dafür.
hessenschau.de: Wird es eine gute Saison?
Toppmöller: So wie sie begonnen hat, sind wir auf einem guten Weg. Die Saison ist aber noch sehr jung. Ich kann den Fans auf jeden Fall schon mal ein gutes Gefühl vermitteln, weil die Atmosphäre in der Gruppe einfach großartig ist und wir ein tolles Team sind. Wir setzen alles daran, um die Saison erfolgreich zu gestalten.
hessenschau.de: Vielen Dank, Dino Toppmöller, für das Gespräch.