Eintracht startet in Europa League Frankfurts Rendezvous mit der goldenen Vergangenheit
Erstmals seit dem umjubelten Triumph 2022 spielt Eintracht Frankfurt wieder ein Spiel in der Europa League. Das Kribbeln ist spürbar, der Gegner gerät da fast schon in Vergessenheit.
Es ist ein beliebtes Spiel im Sportjournalismus, Serien oder Abstände zwischen bedeutenden Ereignissen haargenau in Tagen wiederzugeben. Hugo Ekitiké wartet seit 25 Tagen auf einen Pflichtspieltreffer, Can Uzun stand seit 137 Tagen nicht mehr in einer Startelf, Eintracht Frankfurt wurde vor exakt 861 Tagen Europa-League-Sieger. Wie aussagekräftig die Zahlen bei Ekitiké und Uzun sind, sei dahingestellt. Der große Frankfurter Triumph in Sevilla ist in Fußball-Jahren gerechnet aber eine Ewigkeit her.
Damals, im Mai 2022, arbeitete Dino Toppmöller noch unter Julian Nagelsmann beim FC Bayern. Ansgar Knauff, der am Mittwoch an der Seite seines Trainers auf dem Pressekonferenz-Podium Platz nahm, ist neben Kevin Trapp, Jens Grahl, Tuta und Timothy Chandler einer von gerade einmal fünf verbliebenen Europa-League-Helden im aktuellen Kader. Klare Sache: Viele Dinge haben sich verändert, viele sind gegangen oder gekommen. Nur dieses besondere Gefühl, das der Frankfurter Lieblings-Wettbewerb auslöst, das ist immer noch da.
Es kribbelt bei der Eintracht
"Ich wurde in den letzten Tagen öfter auf die Europa-League-Saison angesprochen. Wir haben viele außergewöhnliche Spiele und magische Nächte erlebt", fasste Knauff die Frankfurter Gemütslage zusammen. Nach einer aufregenden Spielzeit in der Champions League und einer enttäuschenden Reise durch die kleineren Conference-League-Stadien kehrt endlich die Europa League zurück nach Frankfurt. Am Donnerstag (21 Uhr im hr-iNFO-Audiostream) kommt es gegen Viktoria Pilsen zum Wiedersehen mit der großen Liebe. "Ich freue mich sehr darauf", so Knauff.
Rein terminlich, das muss man sagen, hätte das Rendezvous mit der goldenen Vergangenheit wohl nicht besser fallen können. Nach vier Siegen in den ersten fünf Pflichtspielen ist die Stimmung rund um die Eintracht gut bis ausgelassen, das Europa-League-Kribbeln passt in die ohnehin schon entfachte Euphorie bestens rein. "Man merkt, dass alle richtig Lust haben", berichtete Toppmöller. "Man fühlt, dass das ein besonderer Wettbewerb für die Eintracht ist."
Toppmöller will Euphorie nutzen
Der 43-Jährige, der die besagten magischen Nächte gegen Barcelona, West Ham oder die Glasgow Rangers nur aus der Ferne und vor dem Fernseher erlebte, weiß um die besondere Kraft der Europa League in Frankfurt und will diese nun ausnutzen. Sein Plan: Die Ergebnisse stimmen bereits, jetzt sollen auch noch etwas mehr Emotionen hinzukommen. "Für alle, die das erlebt haben, war das ein absolutes Highlight. Jeder, der das verfolgt hat, wurde mitgerissen", so Toppmöller. "Das wollen wir jetzt auch auskosten."
Los geht diese Mission, und das ging auf der Spieltags-Pressekonferenz am Mittwoch fast etwas unter, gegen den tschechischen Vertreter Viktoria Pilsen. Der letztjährige Dritte der ersten tschechischen Liga, der auch aktuell wieder auf Platz drei steht, ist sicher kein Schwergewicht des europäischen Fußballs. Der Meister von 2022 kommt aber auch nicht nur zum Wimpeltauschen auf die große Wiedersehens-Party nach Frankfurt. "Wir konzentrieren uns jetzt erstmal auf das erste Spiel", lenkte Toppmöller während der Antwort auf eine ganze andere Frage deshalb den Fokus aufs Sportliche.
Es gibt auch noch einen Gegner
Die Eintracht, die als Favorit in die Partie geht und diese Rolle laut Toppmöller auch annimmt, muss gegen Pilsen weiter auf Torhüter Kevin Trapp und Mario Götze verzichten. Der Weltmeister von 2014 stand zwar am Mittwoch erstmals nach überstandenem Infekt wieder auf dem Trainingsplatz, ein Einsatz kommt aber noch zu früh. Ein großes Fragezeichen steht zudem hinter Robin Koch. Der Abwehrchef hat Probleme mit der Hüfte und droht auszufallen. "Da müssen wir schauen, wie es morgen ist", so Toppmöller.
Sollte Koch fehlen, was angesichts der Dauerbelastung in den kommenden Wochen sehr wahrscheinlich ist, stehen Youngster Nnamdi Collins und Neuzugang Aurèle Amenda bereit, auch eine Startelf-Rückkehr von Niels Nkounkou ist möglich. In diesem Fall würde Arthur Theate nach innen rücken. "Das sind die Möglichkeiten, lasst euch überraschen", grinste Toppmöller. "Es ist alles möglich."
Manchester und Tottenham Klasse für sich
Und was ist möglich für die Eintracht in der Europa League? Toppmöller vermied am Mittwoch zwar, ein konkretes Ziel auszusprechen. Etwas mehr als in den vergangenen beiden Jahren, als die Hessen direkt in der ersten Runde der K.o.-Phase (einmal Achtelfinale, einmal Playoffs) ausgeschieden waren, soll es dann aber schon werden. Die Favoriten auf den Titel seien Manchester United und Tottenham, so Toppmöller. "Die beiden musst du auf dem Weg zum Titel besiegen." Ausgeschlossen ist eine Wiederholung von 2022 aber keineswegs: "Wir wollen gemeinsam mit den Fans Euphorie entfachen und so gut wie möglich abschneiden."
Das Finale steigt übrigens am 21. Mai 2025 in Bilbao. Also in exakt 238 Tagen.