Eintracht fordert die Bayern Das Duckmäusertum hat ein Ende
Die Eintracht ist im Flow - und fordert nun den FC Bayern. Mit Kampfansagen halten sich die Frankfurter zwar zurück. Kleiner als sie es sind, machen sie sich aber auch nicht mehr.
Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Eintracht Frankfurt ist zurzeit sportlich mit dem FC Bayern München auf Augenhöhe. Die beiden Bundesliga-Kontrahenten vom morgigen Sonntag (17.30 Uhr) holten jeweils sechs Pflichtspielsiege in der laufenden Runde, spielten zudem je einmal unentschieden, verloren einmal. Einzig in Sachen erzielte Treffer sind die Bajuwaren den Fußballern aus dem Hessischen voraus (30 zu 21). Wobei, die Tor-Ausbeute der vergangenen sieben Tage zeigt: Eintracht? Sieben! Bayern? Eins! Danke, bitte!
Fernab jedweden Blickes durchs Adlerauge bleibt der Zweite aus Frankfurt natürlich Außenseiter gegen den Ligaführenden aus München. Kickte die Eintracht zuletzt gegen Kiel und Istanbul, bekamen es die Bayern mit Leverkusen und Aston Villa zu tun, andere Kaliber, keine Frage. Spieler, Trainer und Vereinsbosse der Eintracht hielten sich im Vorfeld des Topspiels nicht umsonst zurück mit Kampfansagen, machten sich gleichzeitig aber auch nicht kleiner, als sie es sind. "Wenn man sich die Wettquoten ansieht, sind wir klarer Außenseiter", sagte am Freitag Trainer Dino Toppmöller: "Wir sollten das Spiel demütig angehen."
Toppmöller: "Die Jungs sind beflügelt"
Und dennoch: Nach der "reifen Leistung" (Toppmöller) von Istanbul, die mit einem 3:1-Europa-League-Erfolg bei Besiktas endete, ist die Brust breit. "Mit unseren Fans im Rücken können wir den Bayern Paroli bieten. Die Jungs sind beflügelt", so Toppmöller vorm Duell gegen seine Ex, "auch wenn das noch einmal eine ganz andere Hausnummer als am Donnerstag wird."
Eines ist eindeutig: Mit den Erfolgserlebnissen wächst bei der Eintracht das Zutrauen in die eigene Stärke. Die Hessen, die am Freitag mit der vorzeitigen Vertragsverlängerung von Hugo Larsson bis 2029 ein weitere frohe Kunde mitteilten, treten breitbeiniger als noch vergangene Spielzeit auf, weniger duckmäuserisch. Selbst dann nicht, wenn ein qualitativ besser besetztes Team als Gegner wartet. Und das sind die Bayern nun mal, selbst ohne den verletzten Jamal Musiala. "Wir gehen mit einer großen Euphorie in dieses Spiel", sagte Toppmöller, warnte zugleich aber vor einer "großen Herausforderung".
Die Eintracht sucht die passende Würze
Einen möglichen Erfolgsansatz fürs deutsche Gipfeltreffen nannte Rasmus Kristensen schon am Donnerstag direkt nach dem Spiel in Istanbul wunderbar plakativ: "Wir müssen gegen die Bayern noch schärfer spielen."
Oder anders formuliert, um im sprachlichen Bild des dänischen Frankfurters zu bleiben: Wollen die Hessen die süßen Früchte eines weiteren Erfolgs kosten, werden sie defensiv reinpfeffern und offensiv eiskalt vollstrecken müssen, was nicht weniger als das Salz in der Suppe wäre. Kurzum: Es braucht gegen die Bayern die komplette Eintracht-Würzmischung.
Noch fehlt's an Konstanz über 90 Minuten
Und darin könnte bei aller Euphorie ein Problem liegen. Denn ein komplettes Spiel, also eines nahezu ohne Aussetzer, fehlt den Frankfurtern in dieser Runde in ihrem Portfolio noch. Auch in Istanbul hatten sie wieder eine längere Schwächephase zu überstehen, drückte der Gegner zwischenzeitlich gewaltig aufs Anschlusstor. Ähnliche Phasen, womöglich deutlich längere, wird es mutmaßlich auch gegen die Bayern geben: "Unsere Jungs werden eine hohe Leidensfähigkeit an den Tag legen müssen", ist Toppmöller überzeugt.
Doch am Bosporus ließ die Eintracht kaum gegnerische Chancen aus Nahdistanz zu. Etwas, das sich schon durch die ganze Saison zieht. Fast ausschließlich durften sich die Eintracht-Torhüter bisher mit Fernschüssen oder nach Standards prüfen lassen. Die Abwehr um die beiden Neuen, Königstransfer Arthur Theate und Königstransfer 2.0., Kristensen, ist zwei Nummern besser als vergangene Saison.
Die Personalspielchen des Dino Toppmöller
Wer im Eintracht-Tor stehen wird, ist noch nicht offiziell benannt, die Tendenz aber geht zu Kevin Trapp. Der erfahrene Kapitän absolvierte am Freitag einen Belastungstest des zuletzt verletzten Oberschenkels. Ausgang öffentlich unbekannt. Doch sollte nichts Unerwartetes dazwischengekommen sein, wird er anstelle von Kaua Santos starten.
Auch Stürmer Hugo Ekitiké steht vor einer Rückkehr in die Anfangself, ebenso wie Verteidiger Tuta, sollte nicht doch irgendwann rund um die Partie sein Kind zur Welt kommen. Auch Mario Götze ist einsatzfähig. Im defensiven Mittelfeld wird Trainer Toppmöller derweil zwischen Mo Dahoud und Ellyes Skhiri wählen müssen. Neuzugang Dahoud betrieb in Istanbul mit einem überzeugenden Auftritt Eigenwerbung, einzig bleibt die Variable, ob der Selten-Spieler plötzlich ein Viel-Spieler werden kann.
Die mögliche Eintracht-Aufstellung gegen den FC Bayern.