Kamaka Hepa von den Skyliners Frankfurt Dieser Basketballer von den Skyliners Frankfurt kommt aus dem nördlichsten Dorf Alaskas
Kamaka Hepa ist der vielleicht spannendste Charakter der Skyliners Frankfurt. Der Basketballer wuchs in der Einöde Alaskas auf. Keine Straße führt in Hepas Heimatdorf Barrow, die Sonne scheint monatelang nicht. Aber das Leben dort hat auch Vorzüge.
Das Leben des jungen Kamaka Hepa ist für den durchschnittlichen deutschen Basketball-Fan unvorstellbar. Hepa ist in Alaska groß geworden, genauer gesagt in Barrow im nördlichsten Dorf der USA. "Momentan haben sie kein Sonnenlicht dort, es ist 24 Stunden dunkel", sagt Hepa im Gespräch mit dem hr-sport. Und das monatelang, jedes Jahr.
Nach Barrow führt keine Straße. Wer rein oder raus will in die 5.000-Seelen-Gemeinde muss das Flugzeug nehmen. In der Sprache der Inupiat, der Ureinwohner Alaskas, wird Barrow Utqiaġvik genannt. Übersetzt heißt das "Ort, an dem Eulen gejagt werden".
Raues Leben, große Gemeinschaft
Auch Kamaka Hepa ist Inupiat. Von seinen Großeltern und seiner Mutter hat er die traditionelle Lebensweise gelernt: Er hat Wale gejagt, gefischt und Rentiere geschossen. Was man eben tun muss, um in der Wildnis zu überleben.
Es klingt nach einem rauen Leben im ewigen Eis. Aber es hat auch seine schönen Seiten. "Es gibt viele Feste im Jahr, zu denen das ganze Dorf zusammenkommt", erzählt der 24-Jährige. Das Gemeinschaftsgefühl ist groß. Auch in der Familie Hepa. "Ich vermisse sie sehr. Ich versuche, jeden Tag mit meiner Mutter und meinen Geschwistern zu sprechen."
Ein ganz anderes Leben: Kamaka Hepa wuchs im unwirtlichen Utqiaġvik auf, auch Barrow genannt.
Zwei unerwartete Todesfälle in der Familie
Sein Vater sei der "Anker" gewesen, erzählt Hepa. Der, der die Familie zusammengehalten hat – und ihm das Basketballspielen beigebracht hat. Als Sohn Kamaka vergangenes Jahr seinen ersten Profivertrag in Polen unterschreibt, will Papa Roland ihn dort besuchen. Er kommt nie an. Es ist das Herz. Sie finden ihn im Hotel. "Das ist der schlimmste Anruf, den man bekommen kann", erzählt der Basketballer. "Ihn zu verlieren, war wirklich hart für mich." Auch ein Jahr später vermisst er seinen Vater noch sehr.
Es ist nicht der erste Verlust, den der junge Hepa erlitten hat. Vor neun Jahren wurde sein ältester Bruder erschossen. Die Hintergründe sind unklar. Ein Jahr später zieht Kamaka Hepa in die große Stadt, nach Portland. Um im Basketball besser zu werden und sich für ein gutes College zu empfehlen, muss der damals 16-Jährige Barrow den Rücken kehren. Ins ewige Eis verlieren sich nur selten Scouts. Über die Universitäten in Austin (Texas) und Hawaii (der Heimat seines Vaters) schafft er zum Profi-Basketballer in Europa.
Nach dem Tod von Roland Hepa zieht es Kamaka zurück nach Alaska. Sein Vertrag in Polen wird aufgelöst. Eineinhalb Monate spielt er quasi überhaupt keinen Basketball, will einfach nur bei der Familie sein. Die Karriere steht auf der Kippe. Seine Mutter aber drängt ihn dazu, wieder einen Ball in die Hand zu nehmen. Auch sein Vater hätte gewollt, dass er weiter Basketball spielt, ist sich Hepa sicher.
Bei den Skyliners noch nicht in Tritt gekommen
Der 2,08 Meter große Flügelspieler heuert Anfang des Jahres in Litauen an. Zur neuen Saison lotst Trainer Denis Wucherer den Schlaks aus dem hohen Norden dann nach Frankfurt zu den Skyliners. Wegen eines Handbruchs im Sommer kam Hepa bisher in der Bundesliga nur zu wenigen Minuten Einsatzzeit. Und weil die Skyliners nach der Verpflichtung von Veteran Jordan Theodore nun auch zu viele Ausländer im Kader haben, musste Hepa zuletzt dreimal aussetzen.
Der US-Boy steckt deshalb aber nicht den Kopf in den Sand. Immerhin hat er schon größere Rückschläge weggesteckt in seinem Leben. "Ich muss einfach so gut trainieren, dass Coach Denis einfach keine andere Wahl hat, als mich aufzustellen", sagt Hepa. Für Anfang 2025 hat sich ein Teil der Familie aus Alaska für einen Besuch angekündigt. Vielleicht geben sie ihm ja die Kraft, um bei den Skyliners endlich durchzustarten.