
Geplante Kapitalerhöhung mit Konfliktpotenzial Deshalb ist die Mitgliederversammlung für Eintracht Frankfurt so wichtig
Für Eintracht Frankfurt steht eine zukunftsweisende Mitgliederversammlung an. Es geht um viel Geld und aus Sicht der Bosse um die Chance, sich in der Spitze des deutschen Fußballs festsetzen zu können. Doch es gibt Widerspruch.
Bevor die Mitgliederversammlung von Eintracht Frankfurt am Montag (18 Uhr) in der Jahrhunderthalle eröffnet wird, ist eines klar: Es wird spannend. Neben den üblichen Berichten des Vereins, der AG oder des Verwaltungsrats sowie diversen Ehrungen geht es ganz zentral um ein Thema: Stimmen die Mitglieder dem Antrag auf eine Kapitalerhöhung der Fußball-AG zu? Oder kommt es zum Aufbegehren gegen die Clubspitze? Die fünf wichtigsten Fragen und Antworten:
Was ist das wichtigste Thema?
Der Tagesordnungspunkt 4.1 verspricht die größte Brisanz. Es soll die Zustimmung der Mitglieder für eine Kapitalerhöhung eingeholt werden. Ursprünglich sollten dadurch 66 Millionen Euro generiert werden, nach hr-sport-Infos aber fällt die Maßnahme doch deutlich kleiner aus und bewegt sich etwas oberhalb der 25 Millionen Euro.
Es steht dennoch viel auf dem Spiel. Die FAZ schlussfolgerte kürzlich: "Wenn der Antrag von der Basis abgelehnt würde, den Aktionärsversammlung, Aufsichtsrat und Vereinspräsidium einstimmig gutheißen, dann wäre das so etwas wie ein Misstrauensvotum gegen die gesamte Eintracht-Führung." Vorstandssprecher Axel Hellmann, der bekanntlich mit Weitsicht hinter den Kulissen agiert, geht davon aus, "dass es klappt". Bei einer Infoveranstaltung vergangene Woche schlug der Eintracht keine grundsätzliche Ablehnung entgegen.
Am Rande des Kiel-Spiels jedoch meldete sich die aktive Fanszene auf im Stadion ausgehängten Zetteln zu Wort. Demnach sei "noch einiges im Unklaren", auch "nebulös". Und überhaupt, so war zu lesen: "Warum ist eine solche Kapitalmaßnahme in der wohl erfolgreichsten Epoche der Neuzeit mit regelmäßiger internationaler Teilnahme und Rekord-Transfererlösen notwendig?"
Was soll diese Kapitalerhöhung bringen?
Sportlichen Erfolg, am besten nachhaltig. So jedenfalls argumentiert der Club. Ein höheres Eigenkapital verringere den Verkaufsdruck von Spielern, auch könnten Profis leichter mit langfristigen Verträgen ohne Ausstiegsklauseln ausgestattet werden. Im ersten Schritt kostet das Geld, im zweiten soll es jedoch einen weitaus höheren Gegenwert bringen.
Der Club will sich also den Freiraum bewahren, nicht beim erstbesten Angebot einschlagen zu müssen. Omar Marmoush ging vergangenen Sommer nicht für 20 Millionen Euro nach Nottingham, sondern erst in diesem Winter – nach einem kalkulierten Risiko eines etwaigen Leistungsabfalls oder einer Verletzung – für 80 Millionen zu Manchester City. Der Mega-Transfer mildert gleichzeitig die Folgen ab, dass das 66-Millionen-Ziel der Kapitalmaßnahme nicht erreicht wird.
Den aus Sicht der Bosse ausschließlich positiven Aspekten der Kapitalerhöhung, die sie als "historische Chance" zur nachhaltigen Stärkung ansehen, stehen die Bedenken der aktiven Fanszene gegenüber. Für sie sind Investoren ein No-Go. Durch die Ausgestaltung der Maßnahme soll die Furcht verringert werden. Die Anteile des e.V. dürften demnach nicht unter 67 Prozent liegen. Auf Seiten der AG würden die "Business Eagles", ein finanzstarker Fanclub, große Teile der Aktien erwerben.
Wo ist eigentlich der Präsident?
Der wichtigste Geldeintreiber der geplanten Kapitalmaßnahme, Vereinspräsident und Aufsichtsratschef Mathias Beck, wird in der Jahrhunderthalle nicht zugegen sein. Er ist krank. Nach einer schweren Lungenentzündung soll sich der 53-Jährige auf ausdrücklichen Rat seiner Ärzte erholen. Wann er zurückkehrt, ist noch völlig offen. Es könnte dauern.
Innerhalb des Clubs gibt es dem Vernehmen nach wachsende Bedenken, ob der Dreieicher Unternehmer seine Doppelrolle in Präsidium und Aufsichtsrat aus gesundheitlichen Gründen überhaupt wird fortführen kann. Die Bild-Zeitung brachte am Sonntag sogar schon Namen als potenzielle Beck-Nachfolger für den Aufsichtsrat ins Spiel. Statt Beck, der erst vor einem Jahr als Präsident auf Peter Fischer gefolgt war und unlängst mit seiner Unterstützung eines offenen Briefes gegen ein Windkraftprojekt in Bad Orb auffiel, wird Vizepräsident Moritz Theimann für das Präsidium berichten.
Gibt es noch weiteres Konfliktpotenzial?
Nicht ganz so viel Konfliktpotenzial wie die geplante Kapitalerhöhung, aber doch genügend Brisanz bringt ein Antrag von Eintracht-Mitglied Christof Fertsch-Röver mit, wonach das Präsidium in regelmäßigen Berichten über Maßnahmen gegen problematisches Mitgliederverhalten (Einsatz von Pyrotechnik, strafwürdige Banner, gewalttätige Auseinandersetzungen, etc.) berichten solle. Oder wie es die Bild-Zeitung jüngst plakativ betitelte: "Mitglied stellt Anti-Ultra-Antrag".
Was passiert sonst so?
Wenn sich die Veranstaltung dem Ende nähert, soll noch eine neue Beitrags- und Gebührenordnung verabschiedet werden. Heißt unter anderem: Die jährlichen Mitgliedsbeiträge sollen von 76 auf 90 Euro erhöht werden.