Ski Alpin Trauer, Rentier und Außenski - Dramen vom Slalom in Levi
Lucrezia Lorenzi fuhr für ihre verstorbene Schwester Matilde, Adrian Meisen verpasste seine ersten Weltcuppunkte, ein achtfacher Gesamtweltcupsieger rutschte über die Piste. Beim Ski-Weltcup in Levi spielten sich auch Dramen abseits der Top drei ab.
Der Weltcup-Auftakt in Sölden hat es schon erahnen lassen: Dieser Winter wird ein besonderer. Auch beim Slalom-Weltcup im finnischen Levi, auf sagenumwobenen Boden nördlich des Polarkreises, im Land der Rentiere, der Polarlichter und des Weihnachtsmanns, mangelte es nicht an (sportlichen) Dramen.
1. Lucrezia Lorenzi fährt für ihre verstorbene Schwester
Bei einer Läuferin rang der ARD-/BR-Wintersportexperte Felix Neureuther im BR Fernsehen mit den Worten: "Das ist schon taff zu kommentieren." Die Italienerin Lucrezia Lorenzi widmete ihren Lauf ihrer Schwester Matilde. Die 19-Jährige war Ende Oktober bei einem Trainingsunfall ums Leben gekommen. Der tragische Tod löste in der gesamten Skiwelt Bestürzung aus. "Toll, dass sie hier ist, dass die mitfahren kann, das hätte ihre Schwester so gewollt", sagte Neureuther.
Viele Rennläuferinnen, darunter auch die Levi-Siegerin Mikaela Shiffrin, bestritten den Slalom mit einer Armbinde, auf der "Ciao Matilde" geschrieben stand. Im Vorfeld des Rennens hatte Lucrezia Lorenzi in einem Interview mit der "Gazzetta dello Sport" erklärt: "Wir werden zu zweit Ski fahren, Matilde und ich. Es wird immer so sein."
2. Adrian Meisen verschenkt erste Weltcuppunkte
Adrian Meisen vom SC Garmisch hätte sie fast gehabt, die ersten Weltcuppunkte seiner Karriere. Der 27-Jährige, der den Kaderstatus verloren hat und mittlerweile im Privatteam World Racing Academy (WRA) trainiert, profitierte vom Einfädler des Österreichers Christian Hirschbühl und rückte nachträglich als 30. noch in den zweiten Durchgang.
Doch es sollte nicht sein: Im eisigen Steilhang leistete er sich einen Fehler nach dem anderen, ehe der Garmischer im letzten Drittel des Laufs dann endgültig ausschied. Später sagte Meisen im BR Fernsehen: "Das ist extrem schade. Ich sollte stolz auf mich sein, aber gerade ist es noch schwierig."
3. Emma Aicher mit Laufbestzeit im zweiten Durchgang
Seit Jahren wird sie als das deutsche Ausnahmetalent schlechthin gehandelt, doch mit der Konstanz haperte es bei Emma Aicher bisher oft. So häufig die 21-Jährige ausfällt, so oft sorgt sie dann aber auch wieder für große Momente und helle Hoffnungsschimmer. Wie jetzt in Levi.
Im zweiten Durchgang zog sie dynamisch über die "Levi Black"-Piste und verbesserte sich mit Laufbestzeit vom 22. auf den neunten Rang. Gewohnt cool und abgeklärt, entlockte die Aufholjagd der Deutsch-Schwedin lediglich ein klassisches Emma-Aicher-Schulterzucken - aber immerhin auch ein breites Lächeln.
4. Der erste Este in den Punkten
Mit Tormis Laine ist erstmals ein Skirennläufer aus Estland in die Weltcup-Punkte gefahren. Der Technik-Spezialist, der in Tirol lebt und im Privatteam Global Ski Racing unter anderem mit Stefan Luitz trainiert, ist bei seinen bisherigen Weltcup-Starts entweder ausgeschieden oder aber er hat sich nicht für Lauf zwei qualifiziert. Trotz mehrerer kleiner Patzer in Levi - die ersten Punkte in der Karriere und für Estland sind besondere.
5. Hirscher: "Eine der schlechtesten Slalomfahrten meines Lebens"
Weniger erfreulich endete der Finnland-Ausflug für Sensations-Rückkehrer Marcel Hirscher. Der Österreicher, der für die Niederlande startet, hatte in Sölden noch gezeigt, was er nach seinen fünf Jahren temporärer Skifahrer-Rente drauf hat. In Levi hingegen kam der 35-Jährige gar nicht zu recht: Es beutelte den achtfachen Gesamtweltcup-Sieger über den Steilhang, von Rhythmus keine Spur; immer wieder rutschte ihm der Außenski weg.
Am Ende landete Hirscher ganz weit unten in der Ergebnisliste auf Rang 46 (+2.59) - nur vier Läufer, die es ins Ziel schafften, waren langsamer. "Eine der schlechtesten Slalomfahrten meines Lebens. Kein Grip, es war eine Plagerei, das war nicht das, was ich mir erhofft habe", sagte ein enttäuschter Hirscher im ORF.
6. Schon wieder Rang vier für Lucas Pinheiro Braathen
Der "Mr. Samba" des Ski-Weltcups, Lucas Pinheiro Braathen, tanzte auch im Scheinwerferlicht über der "Levi Black" auf Anhieb zurück zur Weltspitze. Eine Zehntelsekunde fehlte dem Neu-Brasilianer dieses Mal auf das Treppchen.
Schon in Sölden war der 24-Jährige auf Rang vier gefahren. So erfolgreich das Comeback nach einjähriger Pause war - seine Fans dürften sich schon auf den ersten Sieg von Braathen freuen: ein Sambatanz im Zielbereich, Caipirinhas bei der Preisverleihung, eine grün-gelbe Federboa um den Hals bei der brasilianischen Nationalhymne? Eines ist sicher: Braathen wird die Bühne nutzen.
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Quelle: BR24Sport 17.11.2024 - 18:30 Uhr