BR24 Sport Wolf wirbt für Funino: "Da machst du wirklich Sport"
Seit diesem Jahr ist Funino in den untersten Altersklassen des deutschen Vereinsfußballs verpflichtend. Kein Torwart, drei-gegen-drei, viele Ballkontakte. DFB-Direktor Hannes Wolf, Antreiber der Revolution, wirbt in Blickpunkt Sport für seine Idee.
Die Sommerferien in Bayern neigen sich dem Ende zu, die Kinder kommen allmählich aus dem Urlaub zurück - und auch die Fußballplätze des Freistaates füllen sich wieder. Die neue Saison steht bevor; und mit ihr eine drastische Änderung in der Art und Weise, wie in ganz Deutschland die Jüngsten Fußball spielen: Funino wird in dieser Spielzeit für G-, F- und E-Jugend von einer dringenden Empfehlung des DFB zur Pflicht.
Die Grundidee: kleinere Felder, weniger Spieler pro Spielfeld, jeder und jede kommt zum Einsatz und zu vielen Ballkontakten. Während in der G-Jugend und F-Jugend meist auf Torhüter verzichtet wird, werden die Spielfelder, Teilnehmerzahlen (von drei-gegen-drei auf fünf-gegen-fünf oder sieben-gegen-sieben) und Tore größer - und auch Torhüter können zum Einsatz kommen.
Rettig: "Viele Bolzplätze werden nicht mehr bespielt"
Hannes Wolf, als Direktor beim DFB für die Nachwuchsförderung zuständig, gilt als Antreiber dieser Revolution. Der 43-Jährige ist Trainer der U20-Nationalmannschaft und will strukturell am deutschen Nachwuchssystem etwas verändern. "Wir haben eine gesellschaftliche Verantwortung. Es spielen mehr als zwei Millionen Jugendliche und Kinder in Deutschland Fußball", sagt Wolf in der BR-Sendung Blickpunkt Sport und betont die Bedeutung, dass Kinder regelmäßig Sport treiben.
Auch Andreas Rettig, DFB Geschäftsführer Sport, unterstreicht die Wichtigkeit von Bewegung für die Entwicklung von Kindern und sorgt sich um den Nachwuchs: "Als wir Kinder waren, haben wir uns nach großen Turnieren die Trikots angezogen, sind rausgelaufen und wollten Günter Netzer und Gerd Müller sein. Die Zeit ist leider vorbei. So viele Bolzplätze haben wir nicht mehr, die bespielt werden."
Wolf wirbt für Funino: "Da machst du wirklich Sport"
Acht bis neun Prozent der Kinder in Bayern sind bei der Einschulung übergewichtig (Stand 2019). Bei einem Fünftel aller 11-13-Jährigen ist das deutschlandweit der Fall. Auch deshalb hält Wolf es für wichtig, den Kinderfußball zu überdenken.
"Zum Sport gehen ist nicht gleich zum Sport gehen. Wenn du in der Schlange stehst, bis du dran bist, machst du eigentlich keinen Sport", sagt der DFB-Direktor und führt mit Blick auf den Fußball aus: "Wenn sie sieben-gegen-sieben spielen, haben sie den Ball oft gar nicht - oder stehen am Wochenende gar nicht im Kader. Es ist etwas anderes, wenn sie drei-gegen-drei spielen, die ganze Zeit den Ball haben, dauernd in der Aktion sind, mit Puls 170. Dann machst du wirklich Sport, bist involviert."
Watzkes Kritik zu Funino: "Demnächst ohne Ball"
Im vergangenen Jahr war auf Wolf und Funino viel Kritik eingeprasselt. Prominenteste Stimme damals war Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund und DFB-Präsidiumsmitglied. Als "unfassbar" und "nicht nachvollziehbar" bezeichnete er damals die Reform. Und ätzte etwas aufwiegelnd: "Demnächst spielen wir dann noch ohne Ball. Oder wir machen den eckig, damit er den etwas langsameren Jugendlichen nicht mehr wegläuft."
FCN-Nachwuchschef hofft auf Straßenkicker-Qualitäten
Mittlerweile sind die kritischen Stimmen deutlich leiser geworden und es findet sich immer mehr Lob für die neue Spielform. Auch Michael Wiesinger, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des 1. FC Nürnberg, ist ein Unterstützer von Funino: "Den klassischen Straßenfußballer, wie wir ihn erlebt haben, gibt es nicht mehr. Die Basics, Aktionen haben, sich durchsetzen - da muss man das Spiel einfach mal runterbrechen. Wenn du 20 Kinder im Training hast und nur einen Ball im Spiel, das wird nicht reichen."
In den Augen von Wiesinger ist Funino die richtige Antwort auf dieses Problem. "Es schafft mehr Aktionen, ermöglicht, jedes Kind abzuholen, im Training eine Vielzahl von Eins-gegen-eins-Situationen zu haben und dadurch auch den Spaß zu erhöhen." Der ehemalige FCN-, FC Bayern- und 1860-Profi hat eine Nachricht an Wolf: "Vielen Dank für deine Power und dein Engagement, wie du dich einsetzt für diesen Grundlagenbereich. Mach bitte weiter so und lass dich nicht unterkriegen".
DFB-Elf soll langfristig von Funino profitieren
Ob das neue Konzept auch alle kritischen Stimmen verstummen lassen wird, bleibt abzuwarten. Diese erste offizielle Funino-Saison im Jugendfußball wird maßgeblich entscheidend dafür sein, wie die Basis die Reform annimmt. Wolf denkt bei seiner Funino-Reform aber nicht nur an den Breitensport. Profitieren soll auch die Nationalmannschaft: "Wir haben eine unglaubliche Fußballkultur in Deutschland - und die wollen wir auch in Spieler ummünzen", erklärt Wolf.
Auf den ersten DFB-Profi mit Funino-Grundlagen muss man sich allerdings noch ein paar Jahre gedulden müssen. Auch wenn bei der EM 2024 der 16-jährige Lamine Yamal die Zuschauer verzauberte, bis sie in dieses Alter kommen, haben die G- F- und E-Jugendspielerinnen und -Spieler noch einiges an Ballkontakten zu sammeln.
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Quelle: Blickpunkt Sport 01.09.2024 - 21:45 Uhr