BR24 Sport Skispringer Pius Paschke und die Chance seines Lebens
Pius Paschke will als erster Deutscher nach Sven Hannawald die Vierschanzentournee gewinnen. Der Kiefersfeldener gilt als Mitfavorit auf den goldenen Adler. Doch Paschke verpatzte die Generalprobe. Reicht es doch zum großen Wurf?
Pius Paschke hat seine Gitarre mitgenommen, ein wenig Abwechslung kann im Tournee-Trubel schließlich nicht schaden. "Ich spiel' ganz gerne 'Simple Man' von Lynyrd Skynyrd", verrät der Überflieger der bisherigen Saison, der aktuell alles andere als ein einfacher Mann ist. Schließlich liegen die Hoffnungen einer ganzen Skisprung-Nation auf seinen Schultern, wenn am Samstag (16.30 Uhr im Liveticker) mit der Qualifikation in Oberstdorf die Jagd auf den Goldadler beginnt.
Paschke will den Hannawald machen
Seit Sven Hannawald vor 23 Jahren hat kein Deutscher mehr die Vierschanzentournee gewonnen, nun soll es Paschke richten. "Ich war damals in Innsbruck im Stadion und habe Sven gewinnen sehen. Als Elfjähriger habe ich aber gar nicht begriffen, was das für eine Tragweite hatte", erzählt Paschke in Fischen, wo das DSV-Team vor der Tournee wohnt.
Nun steht Paschke erstmals selbst im gleißenden Rampenlicht. Das Problem: Die Generalprobe hat der 34-Jährige ordentlich verpatzt. "Ich hoffe nicht, dass jetzt Fragezeichen kommen, dass er das Skispringen verlernt hat. Wir Deutschen sind ja Weltmeister im Grübeln", befürchtete ARD-Experte Hannawald nach Paschkes Plätzen 10 und 18 in Engelberg.
Aber: Fünf von zehn Saisonspringen hat Paschke gewonnen, damit bleibt er selbstredend ein Kandidat auf den Titel. "Das ist für mich eine neue Situation, in der war ich noch nicht. Aber es ist cool. Man will ja zu den Besten der Welt gehören", so der Bayer. Jahrelang stand Paschke im Schatten der Stars, sprang im zweitklassigen Continental Cup, wo "nur ein paar Physiotherapeuten zuschauten", wie er sagt. Und nun soll ausgerechnet er die Kohlen aus dem Feuer holen.
Wellinger gibt Paschke Tipps
Andreas Wellinger kennt Paschkes Situation, vor einem Jahr ging er ebenfalls als Mitfavorit an den Start. "Das kann es schwieriger machen, muss es aber nicht", sagt der zweimalige Olympiasieger, der dann in Oberstdorf gewann und am Ende Zweiter hinter Ryoyu Kobayashi wurde: "Wenn der Pius jetzt sagt: Ich habe schon fünf Wettkämpfe gewonnen, ich will bei der Tournee genauso drei gewinnen, dann würde er sich das Leben selber schwer machen. Wenn er sich aber auf seine Sachen besinnt, dann kann es ihm im Prinzip egal sein."
Vielleicht ist der so ruhige Paschke ja auch genau der richtige Mann, um den Tournee-Stress auszublenden. Der Österreicher Jan Hörl etwa, ebenfalls ein heißer Kandidat auf den goldenen Adler, bewundert bei seinem Rivalen "die Ruhe, die er ausstrahlt. Man merkt einfach, wenn er am Balken sitzt: Okay, der weiß ganz genau, was er zu tun hat." Schaden kann das nicht.
Paschke will von Tag zu Tag denken
Paschkes Plan ist es daher, auch bei der Tournee von Tag zu Tag zu denken. "Unter dem Strich sind es vier Weltcups", weiß der Familienvater. Auch Bundestrainer Stefan Horngacher will versuchen, seinem Vorflieger so viel Ruhe wie möglich zu verschaffen. "Unsere Aufgabe ist es, so viel Strom wie möglich rauszunehmen. Aber ganz ohne Strom geht es nicht", sagt der Österreicher, der wie Paschke gerne mal in die Saiten haut - dann aber mit Strom, nämlich auf der E-Gitarre. Paschke dagegen bevorzugt die akustische Variante, sein Können hält er aber eher versteckt. "Ich bin schon der bessere Skispringer als Gitarrist", gibt er sich bescheiden. Die Tournee wird es zeigen.
Quelle: BR24Sport 27.12.2024 - 18:30 Uhr