BR24 Sport Ski-Weltcup: Klimaaktivist Schütter gibt FIS-Präsident Kontra
Julian Schütter ist Abfahrer im Ski-Weltcup und Klimaaktivist. Seine Ideen für mehr Nachhaltigkeit im Skizirkus und die des Internationalen Skiverbandes FIS und seines Präsidenten Johan Eliasch könnten entgegengesetzter kaum sein.
Skirennfahrer und Klimaaktivist, das passt nicht zusammen? Findet Julian Schütter gar nicht. In der vergangenen Saison hat der österreichische Abfahrer einen offenen Brief der Athleten an den internationalen Skiverband FIS initiiert. Ganz viele Skirennfahrer haben unterschrieben, darunter insgesamt rund 30 deutsche Athleten, aber auch internationale Topstars wie Mikaela Shiffrin. Eine der Forderungen soll in dieser Saison schon umgesetzt werden: Emissionsdaten der Weltcups sammeln.
Bei der FIS stellt man sich nicht taub. Neuerdings gibt es dort jetzt eine Nachhaltigkeitsdirektorin. Für Schütter ist das aber erst der Anfang. Zumal die Vorstellungen der Parteien, was nachhaltig und klimafreundlich ist, ziemlich auseinanderdriften.
Rennen in Garmisch-Partenkirchen "bald nicht mehr zeitgemäß"
Die für dieses Wochenende geplanten Frauenrennen auf der Kandahar in Garmisch-Partenkirchen mussten wetterbedingt gestrichen werden. Letztes Jahr hatte es die Männer getroffen. Es war die dritte Absage in fünf Jahren.
"Rennen in so tiefen Lagen zu planen, zum Beispiel Garmisch, ist wahrscheinlich auch nicht mehr zeitgemäß und wird nicht mehr lang gutgehen", mutmaßt Schütter gegenüber BR24Sport und fügt an: "Früher oder später wird's auch Kitzbühel betreffen."
Was will die FIS: China und Saudi-Arabien bald auf der Alpin Landkarte?
Den Plänen von FIS-Präsident Johan Eliasch spielen die Absagen wohl in die Karten. Er möchte neue Märkte erschließen, noch mehr Weltcups in den USA, dazu Rennen in China oder in Skihallen in Saudi-Arabien.
Aufsehen erregte Eliasch zuletzt in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehsender SRF, in dem er eine sehr steile These anstellte. Über den ökologischen Fußabdruck der Nachtrennen in Schladming sagte er: "Wenn wir nach Schladming gehen, haben wir 30.000 Zuschauer. Der Fußbadruck in Schladming ist viel größer als bei den Rennen in Aspen, wenn man die Fußbadrücke der Zuschauer addiert."
Klimaaktivist Schütter: Rennkalender muss angepasst werden
Bei einer solchen Aussage fasst sich Schütter an den Kopf: "Diese Rechtfertigung der Rennen in Amerika impliziert ja, dass es gut ist, uninteressante Rennen zu machen, weil die dann keiner sehen will. Das ist genau das Gegenteil von dem, was eigentlich der Auftrag von uns als Sport ist. Nämlich möglichst viele Menschen zu unterhalten, bei möglichst geringen Umweltschäden."
Dazu würde gehören, den Rennkalender darauf auszurichten, möglichst wenig durch die Welt zu fliegen, so der 25-Jährige. Sprich: den Auftakt in Sölden nach hinten zu verschieben und das Zermatt-Rennen im Frühling statt im November stattfinden zu lassen.
Unbequeme Wahrheiten
"Solange es so einen FIS-Präsidenten gibt, werden wir auch mit diesem Thema keine Durchschlagskraft haben", hatte DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier schon vor der Saison gesagt. Maier sieht es so: "Der ist ein gewählter Mann (...) Er wird deshalb unterstützt, weil der ein oder andere einen entsprechenden Profit daraus zieht."
Für Julian Schütter, der nebenbei Wirtschaftsingenieurwesen / Erneuerbare Energien studiert. ist der Skisport nicht die Ursache der Klimakrise, er wird eines der ersten Opfer sein. Doch damit will er sich nicht abfinden. Schütter lebt vegan, hat kein eigenes Auto, sondern reist mit Bus oder Zug zu den Rennen. Die Kollegen nervt er schon mal mit seinen Ansichten: "'Wenn mir der Schütter noch einmal meinen Fleischkonsum madigmacht, haue ich ihm eine rein“, hat mal einer zu ihm gesagt. Für viele gilt er als Nestbeschmutzer, weil er unbequeme Wahrheiten ausspricht. Aber für die Umwelt zu kämpfen, wird er nie aufgeben.
Quelle: BR24Sport im Radio 01.02.2024 - 16:55 Uhr