BR24 Sport Höfl-Riesch kritisiert FIS-Chef Eliasch: "Eigentor geschossen"
Die Nachhaltigkeit im alpinen Skisport bleibt weiter ein heiß diskutiertes Thema. Ex-Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch kritisiert Präsident Eliasch für dessen Aussagen, das Rennen in Schladming sei ein größerer Klimafresser als Rennen in den USA.
Es ist nicht das erste Mal, dass Johan Eliaschs Aussagen die Skiwelt verwundern. Der Präsident des Ski-Weltverbands (FIS) möchte den Sport noch globaler gestalten. Die Nachhaltigkeit von Reisen rund um den Globus spielt für ihn dabei offensichtlich eine untergeordnete Rolle.
Einen Weltcup in Aspen (USA) hält Eliasch für nachhaltiger als das Night Race in Schladming. Die Begründung erschließt sich dem neutralen Beobachter erstmal nicht: "Wenn wir nach Schladming gehen, haben wir 30.000 Zuschauer. Der Fußabdruck in Schladming ist viel größer als bei den Rennen in Aspen, wenn man die Fußabrücke der Zuschauer addiert."
Auch Ex-Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch kann diese Aussagen nicht nachvollziehen. "Ich weiß nicht, ob er (Eliasch) sich da nicht ein Eigentor geschossen hat", so die dreifache Olympiasiegerin in "Blickpunkt Sport".
Höfl-Riesch: "Müssen froh sein, wenn sie überhaupt Rennen fahren können"
Die Nachhaltigkeit ist auch in diesem Winter wieder ein großes Thema. Der Klimawandel macht auch vor dem Skisport nicht Halt. Das bekommen die Athleten zu spüren. Jüngst wurden die Abfahrten der Frauen in Garmisch-Partenkirchen abgesagt. Das Prestigeprojekt am Matterhorn mit einer Weltcup-Abfahrt in zwei Ländern wartet seit zwei Jahren auf seine Premiere.
"Die müssen froh sein, wenn sie überhaupt Rennen durchführen können. Es ist momentan viel zu warm, es kommt kein Schnee", sagt Höfl-Riesch. Auch in der Vergangenheit habe es Absagen gegeben, "aber diese Häufung, wie in dieser Saison, da macht man sich natürlich seine Gedanken". Die "goldene Lösung" sieht die 39-Jährige nicht. "Sicherlich würde es Sinn machen, in höhere Gefilde zu gehen, den Rennkalender anzupassen oder ein bisschen später anzufangen."
Eliaschs Pläne: "Nicht die richtigen Orte für alpinen Skisport"
Stattdessen plant FIS-Präsident Eliasch ein Großevent nach dem anderen und möchte gerne Skirennen in China sehen, um den asiatischen Markt zu erschließen. "Meiner Meinung nach sind das nicht die richtigen Orte für alpinen Skisport", stellt Höfl-Riesch klar, gibt aber auch zu Bedenken, dass Olympische Spiele in Deutschland zuletzt mehrfach abgelehnt worden seien. "Es wäre schön, wenn die Leute bei uns in den Skiregionen wieder mehr dahinter stehen würden. Die Leute müssen überzeugt werden, dass das was Gutes sein kann, wenn man es richtig macht."
Die Leidtragenden derartiger Pläne sind für Höfl-Riesch die Athletinnen und Athleten. Schon jetzt sei die Belastung durch Reisestrapazen groß. Auf die Alpinen wartet nach dem Weltcup im bulgarischen Bansko, die Reise über den großen Teich nach Palisades Tahoe in Kalifornien. "Der Weltcup-Start findet auch schon in den USA statt. Das ist halt für die Athleten einfach eine Wahnsinns-Reiserei", moniert die 27-fache Weltcupsiegerin. Sie sei mit viele Trainern in Kontakt. "Die sagen auch: Von der Reise-Orga und der Belastung sind das ja keine Erholungsphasen. Und gerade, wenn die Läufer eh am Limit sind mit den vielen Rennen, sind die vielen Reisen schon schwierig."
Quelle: BR24Sport im Radio 05.02.2024 - 09:54 Uhr