FC Bayern Trainersuche "Ungewöhnliche Ideen" und zwei Absagen
Der FC Bayern ist weiter auf der Suche nach einem neuen Trainer. Sportvorstand Max Eberl ist dabei die treibende Kraft und sucht nach eigener Aussage auch abseits der großen Namen. Auch eine Nagelsmann-Rückkehr ist nicht ausgeschlossen.
Eine Trainersuche beim FC Bayern ist an sich schon eine schwierige Aufgabe: Ein hohes Anforderungsprofil, ein illustrer Kandidatenkreis und jede Menge unterschiedliche Vorstellungen in der Führungsriege der Münchner. Die aktuelle Trainersuche wirkt noch einmal ein Stück komplizierter. Schließlich muss die Personalie wirklich sitzen. Nachdem kein Trainer in den vergangenen acht Jahren mehr als zwei Jahre an der Säbener Straße überdauert hat, soll nun endlich die langfristige Lösung her, die man zuletzt in Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel gefunden haben wollte.
Eberl: "Werde Klopp nicht anrufen"
Bekanntermaßen kam es anders. Durch die sehr frühzeitig angekündigte Auflösung des Vertrages zwischen dem Verein und dem aktuellen Übungsleiter Tuchel haben die Münchner einerseits jede Menge Zeit für die Nachfolgersuche gewonnen. Andererseits steigt der mediale Druck, da das ganze Land nach Lust und Laune über geeignete Kandidaten mitdiskutiert. Und so gibt es deutlich mehr Namen und Fragezeichen als sonst üblich.
Wie gut, dass zumindest in einem Punkt bei allen relevanten Personen Klarheit herrscht: Jürgen Klopp wird nicht der Nachfolger von Tuchel. Überraschend kurz nach der Ankündigung der Tuchel-Entscheidung ging der Berater des ehemaligen BVB-Trainers, der am Saisonende den FC Liverpool verlassen wird, an die Öffentlichkeit und verkündete, dass sein Mandant erst mal für keinen neuen Job zu haben sei. Nun legte auch Max Eberl, Sportvorstand beim FC Bayern, nach: "Ich weiß, was es bedeutet, wenn man Aussagen tätigt wie Kloppo, der meinte: 'Ich habe keine Energie mehr.'", sagte Eberl der Sport Bild: "Wenige können das besser beurteilen als ich, da ich es durchgemacht habe. Wenn ein Mensch das sagt, dann steht der Job an zweiter Stelle. Und der Mensch an erster. Von daher werde ich ihn nicht anrufen."
Hoeneß von der Liste - Alonso bleibt Thema
Mit Sebastian Hoeneß, aktueller Trainer des VfB Stuttgart, ist auch ein weiterer Kandidat keine Option mehr: "Sebastian (Hoeneß, d. Red.) macht es in Stuttgart herausragend. Mit der Verlängerung ist das Thema jetzt gestrichen", sagte Eberl. Auch der frühere Edel-Joker Jupp Heynckes stehe nicht mehr zur Verfügung.
Bleibt also nur noch zu klären, wer es denn tatsächlich wird. Gemeinsam mit Sportdirektor Christoph Freund hat Eberl eine Liste mit geeigneten Kandidaten erstellt, berichtete der neue Sportvorstand der Münchner. Darauf stehen "mehr als vier, aber weniger als 40 Namen", so Eberl. Einer davon: der wohl künftige Meistertrainer Xabi Alonso, der aus Bayer Leverkusen aktuell eine unbesiegbar scheinende Maschine geformt hat. "Es gibt Trainer, die zum FC Bayern passen, ja", beantwortete Eberl eine Frage nach dem Spanier. Direkten Kontakt habe man allerdings noch nicht gehabt.
Mögliche FC-Bayern-Trainer: Müller, Zidane, Schmidt, Demichelis?
Alonso scheint derzeit der Favorit: FC-Bayern-Vergangenheit, spricht deutsch, spanisch und englisch, lässt erfolgreichen Offensiv-Fußball spielen - wenn da nicht jede Menge Konkurrenz anderer Vereine (ins besondere des aktuellen Arbeitgebers) und ein laufender Vertrag wären, aus dem man Alonso teuer herauskaufen müsste, wäre die Trainersuche vielleicht schon jetzt beendet.
Die Realität ist eine andere und so gibt es nun diese mittellange Kandidaten-Liste. "Auf der Liste tauchen auch ungewöhnliche Ideen auf", so Eberl, ja sogar Trainer, die in der Berichterstattung bisher keine Rolle gespielt hätten. Das lässt durchaus aufhorchen, denn es gibt kaum einen Namen, den nicht irgendein Medium schon einmal in den Raum geworfen hätte. Selbst dass Thomas Müller Spielertrainer werden könnte, war schon einmal zu lesen.
Doch es gibt auch deutlich ernst zunehmendere Vorschläge: Dazu gehören internationale Startrainer wie Zinedine Zidane, José Mourinho Antonio Conte oder Unai Emery. Mit dem Rücktritt von Christian Streich, langjähriger Coach des SC Freiburg, gesellte sich neben Roger Schmidt (aktuell Benfica Lissabon) in den Medien schnell ein weiterer erfahrener Bundesliga-Coach auf die Liste der Tuchel-Nachfolger-Liste. Martin Demichelis, Meistertrainer in Argentinien, wurde ebenfalls schon zu einem möglichen FCB-Job befragt.
Nagelsmann-Comeback: Dreesen will "nie etwas ausschließen"
Auch die Kategorie "ehemalige Bundestrainer" ist prominent vertreten. Schließlich sucht nicht nur Jogi Löw seit seinem Rücktritt 2021 einen Job. Hansi Flick wäre eventuell nach seinem Intermezzo beim DFB zu einer Rückkehr nach München zu überreden, schließlich ist sein Intimfeind Hasan Salihamidzic nicht mehr beim FC Bayern. Ein Argument, das auch den aktuellen Bundestrainer Julian Nagelsmann von einem Comeback überzeugen könnte. Jan-Christian Dreesen, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, dementierte in der Abendzeitung dahin gehende Überlegungen zumindest nicht komplett: "Ich glaube, das haben ja schon ganz andere gesagt, dass man im Fußball nie etwas ausschließen sollte. Aber das ist Zukunftsmusik und heute kein Thema."
Es wäre auf jeden Fall eine "ungewöhnliche Idee", Nagelsmann knapp anderthalb Jahren nach seiner chaotischen Entlassung wieder zurückzuholen. Noch ungewöhnlicher wäre es sogar, der FC Bayern würde sich entscheiden, sich doch noch einmal mit Tuchel zu versöhnen. Internationale Erfahrung, spricht deutsch und englisch, hat mit Offensiv-Fußball schon eine deutsche Meisterschaft gewonnen, FC-Bayern-Vergangenheit - und kostet zudem keine Ablöse. Viele Argumente, warum Tuchel unter Umständen ein Trainer wäre, der auf lange Sicht beim deutschen Rekordmeister erfolgreich sein könnte.
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Quelle: BR24Sport im Radio 20.03.2024 - 10:55 Uhr